HG Lab Truck
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Tauziehen um Nachfolge der HG Lab Truck

Bis Ende kommender Woche läuft die Neuausschreibung des Landes für die Analyse der PCR-Tests in Tirol. In Stellung brachte sich dafür auch eine neue Firma unter dem Namen Novatium. Sie ist offenbar eine Abspaltung der in Kritik geratenen HG Lab Truck.

Gemeinsame Recherche

In Kooperation mit der Tageszeitung „Der Standard“ untersuchte der ORF Tirol die Vorgänge um die Ausschreibung und den Vertragsabschluss mit der HG Lab Truck.

Die Firma Novatium sei plötzlich in einer Videokonferenz mit Vertretern der Labors und dem Land Tirol aufgetaucht, berichteten Sitzungsteilnehmer. Sie sei in der Runde als „Nachfolger“ der Firma HG Lab Truck vorgestellt worden.

Wie ein Blick in das Firmenbuch zeigt, wurde die Firma erst vor Kurzem von einem Juristen und Mitarbeiter der HG Lab Truck gegründet. Er war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Keine Geschäftsbeziehung zu Land

Dass es sich bei der Firma um den Nachfolger der HG Lab Truck handle, bestreitet das Land Tirol. Der Vertrag mit der HG Lab Truck läuft noch bis Ende Juni, die neue Firma sei der aktuelle IT-Partner der HG Lab Truck. Eine Geschäftsbeziehung zwischen dem Land und Novatium gebe es nicht, das Land könne den Laboren nicht vorschreiben, mit wem sie zusammenarbeiten, sagte Elmar Rizzoli, der Leiter der Coronavirus-Einsatzstabes.

PCR Test
APA/EXPA/Johann Groder
PCR-Tests werden auch in den kommenden Monaten noch notwendig sein

HG Lab Truck soll zu Novatium werden

Für die neue Firma gibt es aber offenbar bereits große Pläne: Die Virologin und Leiterin des Instituts für Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, Dorothee von Laer, will gemeinsam mit der neuen Firma ein Angebot für die Ausschreibung des Landes stellen. Novatium sei als Auffangfirma für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Geräte der HG Lab Truck geplant, sagte von Laer. Die Mitarbeiter könnten wenig für das Geschehene, die virologische Leitung habe gefehlt.

In den letzten Wochen habe die Zusammenarbeit aber gut funktioniert, man habe „das Beste aus beiden Welten“ vereinen können, so von Laer. Die Sequenzierungen der Mutationen habe die Virologie der MedUni übernommen, dabei hatte es in der HG Lab Truck Fehler bei der Zuordnung gegeben – mehr dazu in – 380 Mutationsfälle nach Sequenzierung umgestuft. Die Analyse der PCR-Tests würde von dem Labor durchgeführt, das derzeit noch HG Lab Truck heiße, künftig aber in die Firma Novatium übergehen solle, sagte von Laer.

Virologin Dorothee von Laer
ORF
Virologin Dorothee von Laer

Kritik von Liste Fritz

Die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen, bei dem die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft und der Rechnungshof prüfen, sei auszusetzen und zu beenden, erklärte Andrea Haselwanter-Schneider, Klubobfrau der Liste Fritz. Aus ihrer Sicht reiche es nicht aus, die Türschilder auszutauschen oder die Visitenkarten neu zu drucken.

Wer den Auftrag wirklich bekommt, wird allerdings erst nach Ende der Ausschreibungsfrist entschieden – diese läuft am Freitag ab. Zu erwarten sind einige Angebote, schließlich geht es bei der Ausschreibung um einen geschätzten Gesamtwert von mehr als 38 Millionen Euro.

FPÖ fordert externe Vergabe

FPÖ-Obmann Markus Abwerzger bezeichnete die mögliche Vergabe der Analyse der PCR-Test an eine Firma, die mit der Hg Pharma in Verbindung stehe, als einen Skandal. „Hat das Land Tirol nicht die Zeichen der Zeit erkannt? Die Kitzbüheler Amigos machen trotz Ermittlungen seitens der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft munter weiter.“ So könne es nicht weitergehen, erklärte Abwerzger.