Virologin Dorothee von Laer
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Expertin: „Junge Erwachsene bald impfen“

Die Virologin Dorothee von Laer plädiert dafür, Menschen in der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren möglichst bald zu impfen. Das sei für das Erreichen von Herdenimmunität wichtig, da Jüngere viele soziale Kontakte haben, so die Expertin.

Ein Vorziehen der jüngeren Altersgruppe bei den Impfungen gegen das Coronavirus hält die Virologin der Medizinuniversität Innsbruck aber nicht für notwendig. „Die Solidarität mit denen, die ein hohes Risiko haben, sollte vorgehen. Aber es ist ja auch schon fast geschafft, dass in dieser Gruppe jeder der will, geimpft ist“, so Dorothee von Laer.

Jüngere haben die meisten sozialen Kontakte

Bei der Herdenimmunität gehe es darum, den Kontakt mit Geimpften hoch zu halten, so die Virologin. „Die 25-Jährigen haben die größten sozialen Netzwerke. Nicht nur online, sondern auch im echten Leben. Je mehr man in der Altersgruppe zwischen 20 und 30 impft, umso mehr schafft man es, den Kontakt mit Nicht-Geimpften zu verkleinern“.

Dorothee von Laer
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Dorothee von Laer verweist auf die vielen sozialen Kontakte junger Menschen

Daher sollte man dieser Altersgruppe ein gutes Angebot machen, damit sie bald durchgeimpft sind, fordert die Expertin. Das gelte auch für die Gruppe der 15- bis 20-Jährigen, die ebenfalls viele soziale Kontakte hätten. „Deswegen bin ich auch dafür, dass Schüler zwischen zwölf und 16 vor Beginn des nächsten Schuljahres geimpft werden“, sagt Dorothee von Laer.

„Nicht so dramatisch wie im letzten Jahr“

Für den Herbst rechnet die Virologin wieder mit einem Ansteigen der Infektionszahlen. „So dramatisch wie im letzten Jahr, wo niemand geimpft war, wird es aber nicht sein. Das Einzige, was uns noch die Suppe versalzen könnte, wäre, wenn Varianten hochkommen, die gegen die Impfung resistent wären“, sagt Dorothee von Laer.

Neben Einzelmaßnahmen sei es daher wichtig, eine übergeordnete Impfstrategie zu haben, die sicherstellt, dass alle vor dem Herbst nicht nur irgendeinen Impfschutz haben, sondern auch einen, der gegen Varianten des Coronavirus schützt, fordert die Expertin. Sie empfiehlt, dass Personen, bei denen es schon länger her ist, dass sie mit Astra Zeneca geimpft worden sind, vor dem Winter eine Auffrischung mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer bekommen.

Studie zu Mischimpfungen läuft noch

Eine klare Empfehlung zu sogenannten Mischimpfungen, bei denen bei der ersten und zweiten Dosis jeweils verschiedene Arzneien verimpft werden, gibt es von der Virologin noch nicht. Die entsprechende Studie dazu an der Medizinuniversität Innsbruck laufe noch – mehr dazu in Von Laer mit Studie zu Mischimpfungen. Derzeit habe man rund 150 Probanden, die bei der Erstimpfung Astra Zeneca bekommen haben, die zweite Dosis verabreicht.

Eine Kontrollgruppe erhalte bei der Zweitimpfung ebenfalls den Impfstoff von Astra Zeneca, die zweite Gruppe den von BioNTech/Pfizer. Überraschungen bei den Impfreaktionen gebe es hierbei bisher nicht. Insgesamt sollen 3.000 Frauen und Männer untersucht werden. Teilnehmer für die Studie würden noch gesucht, sagt Dorothee von Laer. Mitte Juli wolle man eine Zwischenanalyse der Studie machen und diese dann auch den Entscheidungsträgern in Österreich vorlegen.

Vereinzelt Mischimpfungen in Arztpraxen

In Deutschland wird Frauen bis zum 60. Lebensjahr, die bei der ersten Impfung AstraZeneca bekommen haben, bereits die Zweitimpfung mit BioNTech/Pfizer angeboten. In Österreich sieht das Nationale Impfgremium diese Möglichkeit zur Zeit nicht vor. Vereinzelt werden in Tirol im niedergelassenen Bereich Mischimpfungen durchgeführt.

Laut Tirols Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger ist so eine Mischimpfung rechtlich möglich. „Wenn die medizinische Indikation dazu stimmt, die Aufklärung erfolgt ist und der Patient auch zustimmt, dann spricht grundsätzlich nichts dagegen“, so Wechselberger. Eine andere Frage sei die Logistik. Man müsse einen Weg finden, um zu diesem alternativen Impfstoff zu kommen, so der Ärztekammerpräsident.