Lehrling in einem metallverarbeitendem Betrieb
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Bildung

Weniger Akadamiker, mehr Lehrabschlüsse

Einen erheblichen Nachholbedarf beim Zugang zu höherer Bildung in Tirol ortet die Statistik Austria. Der Anteil von Schülerinnen und Schülern an höheren Schulen, aber auch von Studierenden an Hochschulen liegt unter dem Bundesschnitt, dafür liegt Tirol bei der Lehre weiter vorne.

Bildungsniveau und Bildungslandschaft haben sich in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert. Das schlägt sich auch in der Entwicklung in Tirol nieder. Hatte vor 40 Jahren fast die Hälfte der Tiroler Bevölkerung im Erwerbsalter (25 bis 64 Jahre) nur die Pflichtschule als höchste Ausbildungsstufe, so sind es aktuell deutlich weniger, nämlich knapp 18 Prozent. Umgekehrt haben Lehrabschlüsse, der Besuch von Höheren Schulen oder der Akademikeranteil zugenommen.

Bei der Lehre gab es in Tirol vor allem in den 1980er Jahren einen regelrechten Schub. Im Vergleich zum übrigen Österreich ist der Anteil von Menschen mit einem Lehrabschluss in Tirol mit 36 Prozent über dem Bundesschnitt von gut 33 Prozent. Das dürfte damit zusammenhängen, dass Handwerk und Tourismus sowie andere Wirtschaftszweige mit ausgeprägter Lehrlingsausbildung in Tirol eine große Rolle spielen.

Berufsschule Lehrlinge
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In Tirol hat die Lehre einen höheren Stellenwert als im Österreichschnitt

Weniger Jugendliche in höheren Schulen

Wie die Statistik Austria in ihrer Publikation „Bildung in Zahlen 2019/2020“ zeigt, ist das Bildungsniveau in Österreich und damit auch in Tirol über die Jahre deutlich nach oben gegangen. Das zeigt sich auch beim Bevölkerungsanteil mit einer abgeschlossenen höheren Schule oder einem Unistudium. 1981 hatten nur knapp 19 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler im Alter zwischen 25 bis 64 Jahren den Abschluss einer höheren Schule wie Gymnasium, HAK oder HTL als höchste abgeschlossene Bildungsstufe. Zuletzt waren es dagegen fast 30 Prozent. Österreichweit liegt der Anteil leicht darüber.

Etwas größer ist die Differenz beim Anteil der Jugendlichen, die aktuell eine höhere Schule besuchen. Österreichweit liegt der Anteil in der neunten Schulstufe bei knapp 64 Prozent, in Tirol bei gut 59 Prozent. Bei der Maturaquote liegt Tirol ebenfalls niedriger. Beim Schultyp haben berufsbildende Schule gegenüber Gymnasien in Tirol die Nase vorne.

Akademikerkonzentration im Großraum Innsbruck

Die etwas geringere Anteil von Jugendlichen in höheren Schulen macht sich in der Folge auch beim Universitätsbesuch bemerkbar. Die Studierendenquote an Unis liegt bei den 18- bis 25-Jährigen aus Tirol bei 13,6 Prozent, im Österreichschnitt dagegen bei 16,8 Prozent. Auch bei den Fachhochschulen sehen die Verhältnisse ähnlich aus. Dabei gäbe es laut Statistik Austria in Tirol mittlerweile „eine relativ gut ausgebaute Hochschullandschaft“.

Auffällig ist, dass die Landeshauptstadt Innsbruck mit einem Akademikeranteil unter den 25- bis 64-Jährigen stark heraussticht. In dieser Altersgruppe haben 31 Prozent der Innsbrucker Bevölkerung ein Universitätsabschloss absolviert oder einen ähnlichen Abschluss vorzuweisen. Der Bezirk Innsbruck-Land hat mit rund 18 Prozent noch einen Akademikeranteil auf dem durchschnittlichen Niveau in Österreich zu verzeichnen. Alle anderen Tiroler Bezirke liegen hier mit zehn bis zwölf Prozent deutlich darunter.

Universität Innsbruck Hauptgebäude
Hermann Hammer
Innsbruck ist nicht nur Universitätsstadt, sondern hat auch die weitaus höchste Akademikerquote unter den Tiroler Bezirken

Regionale Unterschiede auch bei „Niedrigqualifizierten“

Während Innsbruck weitaus die meisten Uniabsolventen in Tirol aufweist, hat die Landeshauptstadt andererseits auch einen relativ großen Anteil von Menschen, die nur die Pflichtschule als Ausbildung haben. Der Anteil liegt in Innsbruck bei knapp 20 Prozent. Den geringsten Anteil an „Niedrigqualifizierten“ gibt es in Osttirol, dort sind es etwa 13 Prozent der 25- bis 64-Jährigen. Auch der Bezirk Kitzbühel liegt mit knapp 15 Prozent hier deutlich unter dem Österreichschnitt.