Eine Expedition auf den Mount Everest hat der Salzburger Bergführer, Bergretter und Alpinpolizist Rupert Hauer als deren Leiter am Samstag gestoppt. Grund sei die hohe Zahl von CoV-Infektionen bei anderen Teams im Basislager auf nepalesischer Seite des höchsten Berges der Welt.
Rupert Hauer
Rupert Hauer
Chronik

Schlagabtausch um Mount Everest-Touren

Bergsteigerikone Reinhold Messner übt angesichts größerer CoV-Ausbrüche am Mount Everest scharfe Kritik an Expeditionsfirmen bzw. Reiseveranstaltern. Er reagiert damit umgehend auf die Klage eines Tiroler Expeditionsveranstalters, der den nepalesischen Behörden Vertuschung vorwirft.

Der Tiroler Lukas Furtenbach, der mit seinem Unternehmen Touren auf den Mount Everest anbietet, erhob massive Vorwürfe gegen die nepalesischen Behörden. Das Ministerium würde einen großen CoV-Ausbruch am Mount Everest verschweigen. „Deren Intention ist es, mit allen Mitteln zu vermeiden, zuzugeben, dass sie einen Fehler gemacht haben“, so Furtenbach. Er vermutet, dass das Vorgehen der nepalesischen Behörden mit der Angst vor einem Einnahmenverlust einhergehe.

Eine Expedition auf den Mount Everest hat der Salzburger Bergführer, Bergretter und Alpinpolizist Rupert Hauer als deren Leiter am Samstag gestoppt. Grund sei die hohe Zahl von CoV-Infektionen bei anderen Teams im Basislager auf nepalesischer Seite des höchsten Berges der Welt.
privat
Expeditionsveranstalter Lukas Furtenbach

Heuer seien 408 Genehmigungen für die Besteigung des Mount Everest ausgestellt worden. Dafür hätten die nepalesischen Behörden rund 4,5 Millionen US-Dollar (rund 3,7 Mio. Euro, Anm.) eingenommen. Wenn nun 40 Prozent der Ausländer nicht auf den Berg gehen – etwa wegen eines CoV-Ausbruchs – müssten die Genehmigungen verlängert werden und den nepalesischen Behörden würde kommendes Jahr Geld entgehen, so Furtenbach.

Entscheidung für Expedition trotz Pandemie

Furtenbach Adventures habe die Expedition auf den Everest wegen des Coronavirus-Ausbruchs mittlerweile abgebrochen und die Teilnehmer wieder nach Hause gebracht. Der österreichische Honorarkonsul in Kathmandu habe dabei geholfen, eine Rückreise zu organisieren – mehr dazu in Mount Everest: Bergsteiger wegen CoV am Heimweg.

Rupert Hauer – Bergführer Bergretter und Alpinpolizist 

Eine Expedition auf den Mount Everest hat der Salzburger Bergführer, Bergretter und Alpinpolizist Rupert Hauer als deren Leiter am Samstag gestoppt. Grund sei die hohe Zahl von CoV-Infektionen bei anderen Teams im Basislager auf nepalesischer Seite des höchsten Berges der Welt.
Furtenbach Adventures
In den Zelten würde man die Leute röcheln hören. Furtenbach vermutet, dass viele am Coronavirus erkrankt sind.

Die Entscheidung trotz Pandemie heuer eine Expedition auf den höchsten Berg der Welt zu starten, sei bereits im Februar bzw. März getroffen worden. „Damals war die Situation in Nepal sehr gut“, meinte der Tiroler. Zudem hätten ihnen die nepalesischen Behörden versichert, dass man für die Sicherheit der Expeditionsteilnehmer mit strengen Auflagen garantieren werde. Deshalb sah Furtenbach die Verantwortung nun bei den nepalesischen Behörden. Er habe die Verlängerung der Genehmigungen jedenfalls schon beantragt.

CoV-Fall im eigenen Team

Aufgrund der Zusicherung des nepalesischen Ministeriums, eines eigenen Sicherheitskonzeptes und der Tatsache, dass sich das Team von Furtenbach Adventures komplett isoliere und nur unter sich bleibe, habe man sich dazu entschlossen, die Expedition zu unternehmen. Trotzdem sei es dann zu einem Fall im eigenen Team gekommen, als es im Basiscamp bereits einen größeren Coronavirus-Ausbruch gab, so der Unternehmer. Der Teilnehmer müsse sich wohl am Berg angesteckt haben, wo die Bergsteiger oft eng beieinanderstehen würden und jeder schwer atme. Denn sonst habe es keinen Kontakt zu den anderen Teams gegeben.

Reinhold Messner
APA/AFP/Daniel ROLAND
Reinhold Messner kontert scharf

Messner: „Verantwortung liegt bei Anbietern“

Reinhold Messner kann der Argumentation Furtenbachs offenbar nichts abgewinnen, vielmehr zeigte er Verständnis für die nepalesischen Behörden. Die Verantwortung für Touren in Zeiten einer Pandemie tragen „in erster Linie jene, die die Touren verkaufen und anbieten“. Für die nepalesischen Behörden, die die Touren genehmigen, zeigte der 76-Jährige Verständnis. Schließlich müsse das arme Land vom Tourismus leben.

Darüber hinaus müsste auch noch so etwas wie Eigenverantwortung der Menschen bestehen, die den Berg in Pandemie-Zeiten besteigen, betonte der Südtiroler. Wenngleich es sich bei den Bergsteigern um „physisch starke Menschen“ handle, die „dort nicht sterben“. Zudem sei es „zynisch“, dass es in Kathmandu in den Krankenhäusern im Kampf gegen das Virus „keinen Sauerstoff für Todkranke“ gebe, gleichzeitig aber im Gebirge „tausende leere Flaschen herumliegen“, so Reinhold Messner.

100 positive Fälle am Mount Everest

Mittlerweile gebe es über 100 Covid-19-Fälle am Mount Everest, meinte Lukas Furtenbach. Die tatsächliche Zahl dürfte aber noch deutlich darüber liegen, vermutete der Tiroler. Er habe viele Leute röchelnd in ihren Zelten liegen gehört. Jeder der das Tal verlasse, müsse sich eigentlich einem PCR-Test unterziehen. Furtenbach vermutet, dass sich bis zu 50 Prozent der 1.500 Leute im Basecamp mit dem Coronavirus infiziert haben könnten. Außerdem könnten drei Todesfälle am Everest auf das Coronavirus zurückzuführen sein, meinte der Tiroler. Ein US-Amerikaner, ein Schweizer und ein nepalesischer Sherpa seien angeblich aus Erschöpfung am Berg gestorben. Furtenbach vermutete aber viel eher eine CoV-Infektion hinter den Todesfällen.