Wohnungstür
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Illegale Freizeitwohnsitze im Fokus

Die Gemeinden Oberndorf, Kirchdorf und St. Johann haben verschärfte Kontrollen von illegalen Freizeitwohnsitzen angekündigt. Sie zu finden war bisher sehr schwierig. Kritik daran kommt vom Kitzbüheler Tourismusobmann, er sieht dafür keine Notwendigkeit.

Nicht rechtmäßige Freizeitwohnsitze sind im Bezirk Kitzbühel seit jeher ein Problem. Die Wohnungspreise gehören zu den höchsten in ganz Österreich. Für Einheimische ist eigener Wohnraum oft nicht mehr erschwinglich – mehr dazu in Immobilienbranche trotzte der Pandemie. Schätzungen zufolge gibt es in Tirol etwa 10.000 illegale Freizeitwohnsitze.

Regelmäßige Kontrollen als Beweis Jahr

Die drei Gemeinden Oberndorf, Kirchdorf und St. Johann wollen als Verwaltungsgemeinschaft künftig Kontrolleure anstellen, um die vielen vermuteten illegalen Freizeitwohnsitze in der Region zu prüfen. Die derzeitigen Kontrollen würden nicht ausreichen, so der Bürgermeister von Oberndorf, Hans Schweigkofler: „Der Mitarbeiter wird dann immer wieder, ich schätze ein halbes Jahr lang, Wohnsitze kontrollieren, am Wochenende genauso wie unter der Woche, aber auch mal abends. Wir brauchen einfach viel mehr Material, das wir an die Bezirkshauptmannschaft weiterleiten können, damit dann Strafen oder Aberkennungen ausgesprochen werden können.“

Eigentümer und ihre Anwälte

Die Inhaber von vermeintlichen Freizeitwohnsitzen seien mit ihren Anwälten „sehr kreativ mit Ausreden“, so Bürgermeister Schweigkofler: „Der Rechtsanwalt schreibt uns dann in einer langen Erklärung, dass sein Mandant gerade nicht da war, weil er beruflich unterwegs war, dass er einen Job habe, bei dem er weltweit unterwegs sein müsse. Der Mandant habe den Hauptwohnsitz selbstverständlich in Tirol, aber man hat ihn nicht angetroffen, weil dieses und jenes… Wir brauchen da jetzt wirklich eine ordentliche Beweiskette.“

Gemeinderäte fassen Beschluss

Die Nachbarn sehen das Thema Freizeitwohnsitze allerdings weiterhin anders. Oberndorf, St. Johann und Kirchdorf wollen Kontrolle. In Oberndorf wurde die gemeinsame Vorgehensweise bereits vom Gemeinderat beschlossen, St. Johann und Kirchdorf wollen nachziehen.

Scharfe Kritik von Kitzbüheler Tourismus

Scharfe Kritik kommt aus dem Nachbarort, aus Kitzbühel. Der Kitzbüheler Tourismusverbandsobmann, Hotelier und Rechtsanwalt Christian Harisch, der Signe Reisch im Herbst 2020 ablöste, meinte, es gebe keinen Grund für Kontrollen: „In Kitzbühel ist das kein Problem, überhaupt kein Problem. Weil die, die hier einen Wohnsitz haben, die haben sich sehr gut in der Gesellschaft integriert, die kaufen ein, die sind Gäste, die nutzen diese Häuser auch. Und wenn sich jemand eine sehr große Villa um 20 Millionen Euro kauft, und man vertreibt den oder die, das hilft ja keinem Menschen, der eine Wohnung sucht.“

Man solle stattdessen etwa mit einer höheren Besteuerung bei selten anwesenden Hausbesitzern vorgehen, schlug der Kitzbüheler Tourismusverbandsobmann Christian Harisch vor: „Bitte kehren wir zur Gastfreundschaft zurück. Und breiten wir die Arme aus und sagen: Herzlich willkommen in Tirol.“ Harisch fordert einen Arbeitswohnsitz für alle, die zumindest 90 Tage im Jahr in Tirol sind.

Kritik von FPÖ und Neos

Mit diesen Aussagen zog Harisch heute selbst Kritik auf sich: Es stelle sich die Frage, ob Harisch der „richtige Mann für die verantwortungsvolle Position als Tourismusobmann in Kitzbühel ist“, so der Tourismussprecher der FPÖ im Landtag und Kitzbüheler Gemeinderat Alexander Gamper. Er würde sich für Kitzbühel ebenfalls solche Kontrollen wünschen.

Auch für die NEOS sind die Aussagen von Harisch nicht nachvollziehbar. Es gebe in Kitzbühel schließlich mehr Wohneinheiten als Menschen, der regionale Tourismus würde davon nicht profitieren, so NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer. Mit den illegalen Freizeitwohnsitzen würden dem Tourismusverband auch die Abgaben entgehen, dem müsse Harisch entgegenwirken, so Oberhofer.