Spielszene aus Art Cafe
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Kultur

Erstes Theaterstück in virtueller Realität

In Innsbruck finden derzeit die letzten Arbeiten an der interaktiven Theaterproduktion „Art Café“ statt. Dabei können die Zuseher den Ablauf des Theaterstücks mit Hilfe der Virtual-Reality-Technik selbst mitbestimmen.

Üblicherweise finden in der Innsbrucker Galerie „Dusch´ek“ am Claudiaplatz Vernissagen statt. Diesmal ist sie die Bühne für das „Art Cafe“. Abgesehen von einigen Tischen und Stühlen, wie sie in einem Kaffeehaus üblich sind, befindet sich mitten in dem kleinen Raum eine spezielle Kamera. Sie hält alles fest, was rund sie herum an den einzelnen Tischen geschieht. Diese spezielle 3D-Kamera sorgt dafür, dass das Theaterstück in Virtual Reality (VR) aufgezeichnet werden kann.

Virtual Reality Camera
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Der 3D-Kamera in der Mitte des Raumes entgeht nichts

Passendes Theaterstück selbst geschrieben

VR kannte man bisher vor allem von Videospielen oder auch von Ausstellungen wie die des MAK in Wien. Seit einiger Zeit beschäftigt sich auch die Theaterbranche damit – etwa das Staatstheater Augsburg oder das Schauspielhaus Graz. Das Problem sei es allerdings, für diese relativ neue Technik passende Theaterstücke zu finden, daher habe sie selbst eines geschrieben, sagte Alexandra Kronberger, die auch für die Regie verantwortlich ist.

Günther Lieder, Raphael Kübler und Lisa Hörtnagl treffen sich im „Art Cafe“

Das Theaterstück spielt in einem Kaffeehaus – ein Ort, den viele Menschen während der Pandemie nicht besuchen konnten und damit so etwas wie ein Sehnsuchtsort wurde, so Kronberger, die das Drehbuch zusammen mit Anja Duschek verfasste.

Alexandra Kronberger
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Alexandra Kronberger führt Regie und schrieb das Drehbuch

Kaffeehausbesuch halbes Jahr nach Ende der Pandemie

Das Stück mit dem Titel „Art Café“ spielt in vier Akten rund ein halbes Jahr nach Ende der Pandemie in einem Kunstkaffeehaus. Dort hängen zahlreiche Bilder – echte Werke von Tiroler Künstlerinnen und Künstler – an den Wänden, und es treffen sich unterschiedliche Charaktere. Ihr Leben geht nach der Pandemie teils wieder in geordneten, teils in neuen Bahnen weiter. Im „Art Cafe“ treffen sie ihre Freunde, Verwandte und Liebschaften.

Spielszene aus Art Cafe
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Die Gespräche finden an den Tischen im Kaffeehaus statt.

Hochkaratiges Schauspielensemble

Da die Theater wegen der Pandemie geschlossen ware, sei es ihr gelungen, ein hochkarätiges Schauspielerensemble für diese Produktion zu engagieren, sagt Kronberger. Bekannte Schauspielerinnen wie Lisa Hörtnagl, Elke Hartmann oder Franziska Grinzinger sowie Schauspieler wie Günther Lieder, Raphael Kübler und Bernhard Wolf (bekannt unter anderem vom Feinripp-Ensemble) hätten ihr Mitwirken sofort zugesagt. Alle hätten Lust auf etwas Neues, auf das Spielen in der Virtuellen Realität gehabt, freute sich Kronberger.

Spielszene aus Art Cafe
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Günther Lieder und Raphael Kübler

VR für Schauspieler als eine neue Erfahrung

Dass mitten im Raum eine Kamera stehe, vergesse sie komplett, die Kamera störe auch nicht, meint Lisa Hörtnagl. Die Kamera sei im Lauf der Zeit wie ein Spielpartner für sie geworden. Diese Erfahrung bestätigte Günther Lieder. Er habe die Kamera während des Spiels gar nicht mehr wahrgenommen. Im Vorfeld habe er allerdings keinerlei Erfahrung mit Virtual Reality gehabt. Nun sei er aber selbst sehr gespannt, das fertige Produkt dann zu sehen, erklärte Lieder.

Die einzelnen Akte werden in einem Zug durchgespielt, es gibt keine Schnitte, damit sei diese Produktion näher einem Theaterstück als einem Film, so Lieder.

Amja Duschek trägt eine Virtual-Rality-Brille
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Eintauchen in Theaterstück mit VR-Brille

Damit die Besucher das aufgezeichnete Theaterstück ansehen können, brauchen sie eine spezielle VR-Brille. Wenn sie die Brille aufsetzen und das Theaterstück abspielen, können sie in das Geschehen eintauchen. Je nachdem, wo die Zuseher hinsehen oder hinhören, können sie bestimmte Teile des Gesprächs im Kaffeehaus verfolgen.

Manche Gespräche und Vorgänge im „Art Cafe“ würden sie demzufolge nur teilweise wahrnehmen und verfolgen können, manche gar nicht, erläutert Valentin Sysel, der für die technische Umsetzung verantwortlich ist.

Außenansicht der Galerie Dusch´ek in Innsbruck
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In der Galerie Dusch´ek soll das „Art Cafe“ noch im Juli uraufgeführt werden.

Am 7. August wird das VR-Stück am Drehort uraufgeführt. Unterstützt wird das Projekt vom Land Tirol und der Stadt Innsbruck. Nach der Innsbruck-Premiere will Kronberger mit ihrem Stück zunächst durch Tirol touren und es dort „aufführen“. Es soll auch online verfügbar sein – für alle, die zu Hause eine Virtual-Reality-Brille besitzen.