Rasierer
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Lifestyle

Schönheitsideal Frau: Haarige Angelegenheit

Der Druck, dem aktuellen Schönheitsideal zu entsprechen, ist für Frauen oft besonders hoch. Dazu gehören für viele glatt rasierte Beine und Achseln. Dieser Trend etablierte sich allerdings erst in den 70er Jahren – stark gefördert wurde er von der Wirtschaft.

Schon als Teenager verspüren viele junge Frauen den gesellschaftlichen Druck, ihren Körper an die aktuellsten Schönheitsideale anzupassen. Das berichtete auch die 15-jährige Andrea aus St. Johann im „ORF Tirol Redhaus“. Das Rasieren von Achsel- und Beinhaaren ist für sie und ihre Freundinnen selbstverständlich.

Schülerin Andrea vor dem Spiegel
ORF
Die 15-jährige Andrea hinterfragt, warum sich das Idealbild der glatt rasierten Haut so durchgesetzt hat

Für viele von ihnen sei es fast schon ein Muss, sich täglich zu rasieren, um nur ja keine Ministoppel aufscheinen zu lassen. Ministoppel würden oft schon von Gleichaltrigen kommentiert, berichtete die Schülerin. Im ORF Tirol Redhaus wollte sie deshalb wissen, woher dieses Schönheitsideal der rasierten Haut für Frauen kommt – Männer sind davon ja deutlich weniger betroffen.

Von der Leinwand in die Badezimmer der Welt

Sendungshinweis

Zu sehen ist das ORF Tirol Redhaus auch am Dienstag, den 25.5.2021, um 19.00 Uhr bei „Tirol heute“, auf ORF 2.

Den Trend zur glatt rasierten Haut gibt es noch nicht lange. Der Ursprung dafür liegt in Amerika. Dort wurde die Mode und Kleidung mit Beginn des 20. Jahrhunderts kürzer, und mehr nackte Haut war zusehen. Damit begannen viele Schauspielerinnen, sich zu rasieren, berichtete Psychologin Manuela Marin. Sie beschäftigt sich viel mit Schönheitsidealen und Wahrnehmung.

Mit den amerikanischen Filmen war dieser Trend dann auch in Europa zu sehen, viele Frauen eiferten bald den Stars auf der Leinwand nach und griffen ebenfalls zum Rasierer. In den 1970er Jahren wurde das Rasieren dann zur Norm, zuvor war es auch für Frauen üblich, Beinhaare und Achselhaare zu haben und zu zeigen.

Manuela Marin im Gespräch
ORF
Psychologin Manuela Marin ist an der Uni Wien und der Uni Innsbruck tätig

Die Schönheitsindustrie beobachtete diesen Wandel bei den Trends genau und setzte schnell darauf. Bald wurden zahlreiche Produkte zur Haarentfernung entwickelt. Damit lässt sich nämlich sehr viel Geld verdienen, Haare wachsen schließlich immer wieder nach. In der Werbung und in den Medien sind seit Jahren fast ausschließlich Frauen mit perfekt rasierten Beinen und Achseln zu sehen. Das hat auch die Sicht der Gesellschaft verändert, was als schön gilt, erklärte die Psychologin der Uni Innsbruck.

Gegentrend bei jungen Influencerinnen

Diese vermeintliche Idealbild der glatt rasierten Haut wird von den Sozialen Medien mittlerweile noch weiter verstärkt. Dort dominieren „perfekte“ Fotos, dass sie meist nachbearbeitet sind, ist selten zu sehen. Viele Influencerinnen wollen sich diesem gesellschaftlichen Zwang zum „perfekten Aussehen“ nicht weiter unterwerfen.

Influencerin Kristina Lang
Kristina Lang
Mit solchen Fotos will Kristina Lang Haare an den Beinen normalisieren

Die Ötztaler Influencerin Anna Strigl will zeigen, dass es normal ist, sich nicht zu rasieren. Lange Zeit griff auch sie beinahe täglich zum Rasierer, irgendwann habe sie dann realisiert, dass sie das nicht für sich oder ihr Wohlbefinden mache, sondern weil die Gesellschaft es ihr vorschreibe. Ähnlich ging es auch der deutschen Influencerin Kristina Lang. Ihr wurde eines Tages bewusst, dass sie dieser Zwang zum Perfektionismus am Leben hindere: Nämlich dann, als sie einen Ausflug an den Strand absagen wollte, weil sie nicht perfekt rasiert war. Da habe es Klick gemacht, berichtete die Influencerin.

Influencerinnen für mehr Körperakzeptanz

Beleidigende Sprüche keine Seltenheit

Beide Influencerinnen berichten von geschockten Blicken und beleidigenden Kommentaren in der Öffentlichkeit. Da müsse man aber einfach drüberstehen, so die beiden jungen Frauen. „Es sind ja schließlich nur Haare“, lachte Anna Strigl. Damit sei man nicht weniger hygienisch als jemand mit rasierter Haut, ansonsten würde das ja schließlich auch für alle behaarten Männer gelten. Dort gelte das aber nicht als „eklig“.

Lang sieht das ähnlich: „Ob haarig oder nicht haarig, ist doch egal, es geht darum, sich wohlzufühlen“. Den eigenen Körper als schön zu sehen und auch anzunehmen, dafür setzen sich die beiden Online-Stars auch mit ihren Fotos und Videos in der Öffentlichkeit ein.