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Technik & IT

Innsbrucker Firma ist Albtraum aller Hacker

Die Innsbrucker Firma AV-Comparatives hat sich auf das Finden von Schwachstellen bei Antiviren-Software spezialisiert. So können sie erfolgreiche Attacken auf Computer oder Smartphones verhindern und sind damit wohl eine große Bedrohung für Hacker.

Zu Beginn der neunziger Jahre kamen die ersten Anti-Viren-Produkte in Mode. Damals gab es jedoch verhältnismäßig wenige Bedrohungen. Nur einige hundert Viren waren damals bekannt, heute entstehen jeden Tag weltweit geschätzte 350.000, neue Varianten von Computerviren und anderen Bedrohungen im Internet. Seit Monaten meldet auch die Polizei mit zunehmender Regelmäßigkeit erfolgreiche Attacken auf fremde Computer, bei denen oft großer Schaden entsteht.

Im Privatbereich sind es vorwiegend Massenattacken, die die Hacker vornehmen. Dabei versuchen sie in großem Stil über Spam-Mails oder verseuchte Webseiten Schadsoftware auf den PC oder das Smartphone zu bringen, informiert Peter Stelzhammer von AV-Comparatives.

Bekannte Mail-Adresse fordert zur Überweisung auf

Im Geschäftsbereich sind die Attacken jedoch komplizierter. Anders als in vielen Filmen dargestellt wird dabei nicht die Firewall eines Unternehmens geknackt, sondern es beginnt mit einer vermeintlich harmlosen Mail. Häufig wird die Mailadresse eines bekannten Absenders – beispielsweise des Chefs – einfach gefälscht und der Mitarbeiter zur Überweisung eines Geldbetrags aufgefordert.

Über das Anklicken einer scheinbar bekannten Web-Adresse wird auch versucht Schadsoftware in das Unternehmen einzuschleusen, so Stelzhammer. So verschaffen sich die Hacker einen Zugang in das Unternehmen von außen.

Peter Stelzhammer
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Peter Stelzhammer ist Gründer und einer der Chefs von AV-Comparatives

Hacker wollen möglichst lange unerkannt bleiben

Vor 20, 30 Jahren war noch deutlich zuerkennen, wenn der Computer infiziert ist. Das System wurde langsamer, Programme stürzten ab oder öffneten sich wie von selbst. Heute ist eine Infektion nur selten zu erkennen, gibt Stelzhammer zu bedenken. Die Hacker wollen so lange wie möglich unerkannt bleiben, damit sie möglichst viele, wichtige Informationen und Daten abziehen und zu Geld machen können.

Die Zahl der Attacken auf fremde Computer steigt jedes Jahr massiv. Dass Geräte, die mit dem Betriebssystem von Apple laufen, sicherer sind, sei jedoch nur bedingt richtig, warnt Stelzhammer. Da die Hacker mit ihren Angriffen die große Masse angreifen, seien die Windows- und Android-Geräte einfach verlockender, als die vergleichsweise wenigen Apple-Geräte. Diese würden daher weniger attackiert, allerdings seien diese Systeme gleich verwundbar, betont der Experte.

tastatura laptopa
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Auf Apple-Geräte gibt es weniger Angriffe, da sie für Hacker wegen ihrer geringen Zahl nicht so interessant sind.

Gratis-Virenscanner für Privatgebrauch ausreichend

Ist der Computer gehackt worden, sollte man ihn möglichst schnell vom Internet trennen und dann komplett neu aufsetzen. Nur das Bereinigen der Infektion allein sei zu wenig, sagt Stelzhammer aus Erfahrung. Aber eine Infektion des Computers lässt sich auch verhindern. Dabei sei der Einsatz eines Virenscanners extrem wichtig, für den Privatgebrauch genüge ein Gratis-Programm durchaus, rät der Antiviren-Experte. Im Unternehmensbereich sollte man jedoch auf eine professionelle Lösung setzen.

Gleich wichtig sei es, das Betriebssystem und die installierten Programme immer aktuellzu halten.

Umfangreicher Test der Antiviren-Software

Die Innsbrucker sind mit ihren zwölf Mitarbeitern eines von nur fünf Unternehmen weltweit, das Anti Viren Software und Sicherheitssoftware für alle Arten vom Computer testet und überprüft, ob die Software das erfüllt, was sie verspricht. Dabei prüfen sie rund 50 verschiedene Softwarepakete von bekannten Herstellern wie Kaspersky, McAfee, Microsoft, Avira, Bitdefender oder NortonLifeLock.

In Form von Real-World-Tests werden die Programme dabei unter die Lupe genommen. Dabei wird der Benutzer simuliert, wie er in der echten Welt am Computer surft und genau die Situation nachgestellt, die das Unternehmen oder der Privatnutzer hat. Die Ergebnisse ihrer Tests für den Privat- und Unternehmensbereich veröffentlichen die Innsbrucker regelmäßig auf ihrer Homepage.

Grafik zeigt Testergebnis der Antiviren-Software
AV Comparatives
AV-Comparatives testet laufend die Erfolgsrate von Antiviren-Software

Backup rettet Daten und Informationen

Er sei selbst sei mit seinem Unternehmen übrigens noch nie gehackt aber schon mehrfach angegriffen worden. Jedes Unternehmen und jeder Privatnutzer sei laufend Angriffen ausgesetzt, in den meisten Fällen würde man es jedoch gar nicht merken, erklärte der Chef von AV-Comparatives.

„Ein Unternehmen ist entweder schon gehackt oder noch nicht gehackt worden“, so Stelzhammer. Daher sei ein Backup das Wichtigste.

Mitarbeiter sitzt am Arbeitsplatz vor mehreren Monitoren
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Bedrohung der Zukunft

Aber auch die Hacker rüsten weiter auf und machen künftig beispielsweise vermehrt Autofahrer zum Ziel ihrer Angriffe, so Stelzhammer. Hacker können das Funksignal von Autoschlüsseln auslesen und sich so Zugang zu Autos verschaffen oder den Eigentümern den Zugang zum Auto verwehren.

Vorstellbar sei es auch im Zuge der Heimautomatisierung, dass die Schadsoftware die Jalousien herunterfährt und die Eingangstür versperrt. Das sei zwar für viele noch ein Zukunftsszenario, allerdings sei die Bedrohung bereits da, betont Peter Stelzhammer.