Produktionsanlage von Sandoz in Kundl
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Wirtschaft

Ausbau der Penicillin-Produktion in Kundl

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis wird über die Tochterfirma Sandoz in Kundl, wie angekündigt, kräftig investieren. 100 Mio. Euro kommen von den Schweizern, 50 Mio. Euro von Bund und Land Tirol. Das Geld geht in die Penicillin-Produktion.

„Die Vorbereitungen haben bereits begonnen, die Umbauarbeiten starten im zweiten Halbjahr 2021“, so der Konzern am Dienstag in einer Aussendung.

Unabhängigkeit von Asien als Ziel

Die Reduktion der Abhängigkeit von Importen aus Asien sei von großem öffentlichen Interesse und daher habe die Österreichische Bundesregierung zugesagt, öffentliche Mittel in Höhe von 50 Mio. Euro aus verschiedenen Finanzierungspools zur Verfügung zu stellen, erklärte der Pharmakonzern. Dieser hatte noch in der ersten Hälfte des Vorjahres in Erwägung gezogen, die Penicillinproduktion in Kundl einzustellen und nach Asien zu verlagern – mehr dazu in Penicillin-Produktion bleibt in Tirol.

Antibiotika
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Kundl ist der einzige Standort in ganz Europa, an dem Penicillin noch hergestellt wird.

„Trotz eines vorübergehenden Nachfragerückgangs aufgrund der Pandemie bleiben wir in Bezug auf die mittel- bis langfristigen Aussichten für dieses Segment, das einen erheblichen Teil der globalen Krankheitsbilder abdeckt, weiter zuversichtlich. Diese antizyklische Investition, die kurz nach der Ankündigung von Plänen zum Erwerb der globalen Cephalosporin-Antibiotika von GSK erfolgt, bestätigt unsere Zusage, die Zukunft unseres führenden globalen Antibiotika-Geschäfts zu sichern“, so Sandoz-Chef Richard Saynor.

Abbau einer alten Anlage in Kundl

Als Teil des Modernisierungs-Plans für Antibiotika in Europa werde in Palafolls (Spanien) eine neue Anlage für die sterile Wirkstoffproduktion errichtet. „Dies bedeutet, dass die derzeitige ältere Anlage in Kundl bis 2025 schrittweise heruntergefahren wird. Veränderungen beim Personalstand am Campus Kundl/Schaftenau werden in diesem Zusammenhang aber nicht erwartet“, heißt es in der Aussendung.

Bundeskanzler Sebastian Kurz, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (alle ÖVP) haben am Dienstag gemeinsam von einem „wichtigen Signal für den Produktionsstandort Österreich“ gesprochen. Die Bundesregierung und das Land Tirol würden für die kommenden Jahre in Summe 50 Mio. Euro an Zuschüssen bestehend aus den Instrumenten der Forschungsförderung und der Investitionsprämie ergänzt durch Mittel vom Land Tirol zur Verfügung stellen.

Schramböck: Wichtiger Beitrag für Standort

„Die Standortentscheidung für Tirol und die Investitionssumme sind ein starkes Signal für das gesamte Land. Novartis stärkt Österreich als Forschungsstandort und schafft gleichzeitig neue Arbeitsplätze“, so Kurz. Und Schramböck rechnete vor: „Rund 80 Prozent der aller Antibiotikawirkstoffe kommen aus China und Indien. Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie groß die Abhängigkeit Europas insbesondere von diesen Ländern ist. Mit unserer Investition konnten wir einen entscheidenden Beitrag leisten, dass Novartis die Antibiotikaproduktion in Tirol belässt und wertvolle Arbeitsplätze sichert.“

Landeshauptmann Platter betonte: „Die vom Land Tirol zur Verfügung gestellten fünf Millionen Euro sind gut investiertes Geld und ein wichtiger Beitrag sowohl zur Stärkung des europäischen Arzneimittelmarktes als auch des Tiroler Forschungsstandortes.“

Sandoz produziert auch für neuen Covid-19-Impfstoff

In der Pandemie hat Sandoz mit der Herstellung der mRNA und des vorformulierten Wirkstoffes für CureVac reagiert. Der deutsche Impfstoffhersteller CureVac hofft noch in diesem Halbjahr auf eine europäische Zulassung für seinen Covid-19-Impfstoff – mehr dazu in Novartis stellt in Kundl Impfdosen her.