Talent-3-Garnitur, die die ÖBB vom kanadischen-deutschen Hersteller Bombardier kaufen wollte
Marko Mestrovic
Marko Mestrovic
Verkehr

Keine neuen Talent-Züge für Tirol

Vor eineinhalb Jahren haben Land und ÖBB 25 hochmoderne Nahverkehrszüge für Tirol angekündigt, der Vertrag dafür mit der Lieferfirma Bombardier hat aber offenbar keine Zukunft. Ständige Lieferverzögerungen und eine fehlende Zulassung bei den vorgesehenen Talent-3-Zügen machen die Suche nach neuen Anbietern notwendig.

Bereits im heurigen Jahr hätten die ersten Talent-3-Zuggarnituren von Bombardier in Tirol fahren sollen, dieser Liefertermin war aber aufgrund der anhaltenden Probleme nicht zu halten – mehr dazu in Verzögerung bei Talent3-Zügen. Noch eklatanter war der Lieferverzug in Vorarlberg für die dort ebenfalls geplanten Talent-3-Züge. Die ÖBB sprachen am Mittwoch von Verzögerungen „in einem bisher nicht dagewesenen Ausmaß“. Der inzwischen zum französischen Alstom-Konzern gehörende Hersteller Bombardier konnte bisher keinen einzigen für den Regelbetrieb zugelassenen Talent3-Zug liefern – mehr dazu in Talent-3-Erprobung endet ohne Zulassung.

In Tirol betrifft der Vertrag mit Bombardier insgesamt 25 Zuggarnituren, die über mehrere Jahre verteilt geliefert werden sollten. Sechs dieser Züge waren für einen Multisystem-Betrieb vorgesehen, der für grenzüberschreitende Verbindungen mit ein und demselben Triebwagen nach Südtirol notwendig ist. Für die Tiroler Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) ist die Entwicklung „sehr unerfreulich“. Aus ihrem Büro hieß es, man erwarte sich, dass die ÖBB trotz der fehlenden neuen Garnituren die bestellten Kapazitäten für den Nahverkehr auf der Schiene in Tirol bereitstellen.

Neue Talent 1 Nahverkehrsgarnitur
VVT/Oss
In der Zwischenzeit könnten aufgerüstete Talent-1-Züge verstärkt zum Einsatz kommen

ÖBB wollen schnellstmöglich Ersatz finden

Für die 21 in Vorarlberg vorgesehenen neuen Züge erfolgt umgehend eine Neuauschreibung. Wie die Lösung für die Tirol ausschaut, war noch nicht ganz fix. Eine Fortsetzung mit Bombardier schien aber hier ebenso vom Tisch, der Vertrag für die 25 Talent-3-Züge hatte ein Volumen von 190 Millionen Euro. Beim Ersatz werden die Bundesbahnen voraussichtlich auf einen Zugtyp setzen, der bereits entwickelt ist und eine entsprechende Zulassung hat, um ähnliche Probleme zu vermeiden.

In der Zwischenzeit könnten aufgerüstete Talent-1-Züge verstärkt zum Einsatz kommen. Der Nachfolgetyp Talent 3 war als Quantensprung für den Personennahverkehr auf der Schiene in Tirol angekündigt worden – mehr dazu in Zahlreiche neue Regionalzüge für Tirol. Mehr Sitzplätze, W-Lan und barrierefreie Ausstattung sollten die Qualität erhöhen. Das bleibt vorerst Zukunftsmusik, auch wenn die ÖBB aufgrund der Probleme mit Bombardier sich bereits im Vorjahr nach Alternativen umgesehen haben.

Was die Quantität betrifft, wollen die ÖBB den Verkehrsdienstevertrag mit dem Land jedenfalls erfüllen. Bei der Qualität ist das aufgrund der Lieferprobleme bei Bombardier vorerst nicht möglich. Zwischen dem Land und den ÖBB laufen noch Gespräche, welche Auswirkungen die jüngsten Entwicklungen haben.