Die Vorteile eines E-Bikes liegen auf der Hand. Mithilfe von Akku und Motor werden mehr Höhenmeter und längere Distanzen mit Leichtigkeit überwunden. Vor allem weniger sportliche oder auch ältere Menschen erweitern damit ihren Freizeitradius. Der Umgang mit einem akkubetriebenen Mountainbike sollte allerdings erlernt werden, da das höhere Gewicht oft unterschätzt werde.

Ohne Übung kommt es schnell zu Unfällen. In Südtirol haben sich vor kurzem zwei E-Biker bei einer Tour im Südtiroler Unterland schwer verletzt. Tags darauf war ein 61-jähriger Mountainbiker von einem Forstweg im Burggrafenamt abgekommen und 30 Meter in die Tiefe gestürzt. Südtirols Bikeschulen bieten mit der Aktion des „Radl Somstig“ ab Mitte Mai kostenlose Fahrsicherheitstrainings an. Dadurch soll das Unfallrisiko minimiert und die Fahrfreude maximiert werden.
Sicherer Start
Hannes Silbernagl aus Lana ist seit einigen Jahren als Bikeguide in Südtirol unterwegs. Vor einer ersten Spritztour im elektrischen Sattel empfiehlt er Anfängern, dass sie sich mit dem neuen Gefährt vertraut machen. Akku und Motor sorgen für ein zusätzliches Gewicht, welches oft unterschätzt werde.
Auch das vergleichsweise höhere Tempo und die Bremskraft überfordere Neulinge. „Wenn bereits beim Anfahren die volle oder eine hohe Motorunterstützung eingeschaltet ist, ist das Rad wenig kontrollierbar. So kommt es schnell zu Stürzen. Daher sollte man beim Anfahren eine schwache Unterstützung auswählen. Die weiteren Stufen sind eher für Fortgeschrittene interessant“, erklärt Silbernagl.
Richtig bremsen und vorausschauend fahren
Einsteiger überschätzen anfangs oft die erhöhte Geschwindigkeit, weiß der Bikeguide. Er empfiehlt: Aufmerksam sein und sicherstellen, dass man auf unvorhersehbare Situationen jederzeit angemessen reagieren kann. Am E-Mountainbike solle der Radfahrer die Geschwindigkeit an die jeweilige Situation anpassen und gefährliche Situationen meiden.

Auch das Bremssystem, der bis zu 30 Kilogramm schweren Fahrräder, überfordere Anfänger in der Regel. Richtiges Bremsen muss daher erlernt werden: Der Fahrer muss sich im Klaren darüber sein, mit welchem Hebel er welche Bremse auslöst und wie das Fahrrad auf die Bremskraft reagiert. Auf einer ebenen Strecke sollte anfangs das Bremsen, später auch Notbremsungen, mit dem Rad geübt werden. Kurze Bremswege erreicht man durch den gleichzeitigen dosierten Einsatz von Vorderrad- und Hinterradbremse. Durch eine falsche Verwendung der Vorderbremse kann der Radfahrer aus dem Sattel geworfen werden.
Sicher bergab
Nicht nur die Kraft auf die Bremshebel, auch der Untergrund wirkt sich auf das Bremsverhalten des Rades aus. Insbesondere bei Schotter oder Regen sollte der E-Biker die Vorderradbremse dosiert einsetzen, damit das Rad nicht wegrutscht.

Mit der richtigen Lenktechnik bleibt das Mountainbike auch bergab sicher in der Schotterkurve, weiß der 40-jährige Bikeguide: „Um sportlich das Rad um die Kurve zu manövrieren, richte ich ein Pedal nach vorne aus, das andere nach hinten. Ich löse mich vom Sattel und lege mich nicht in die Kurve, sondern bewege die Hüfte in die entgegengesetzte Richtung. So kann ich das Fahrrad in die Kurve drücken. Die Gefahr, dass ich wegrutsche wird so minimiert.“ Entgegen älterer Techniken sollte sich der Körperschwerpunkt nicht hinter – sondern zentral über dem abgesenkten Sattel befinden.
Sicher über Hindernisse
Hindernisse, wie Bordsteinkanten, gehören zum Radalltag, mit ein wenig Übung werden Barrieren schnell bezwungen. Am einfachsten können sie durch das Entlasten des Vorderrades überwunden werden, erklärt Silbernagl: „bei dieser Technik wird der Oberkörper kurz vor der Kante in Richtung Lenkrad geführt, dann wird der Lenker ruckartig nach oben gezogen, der Oberkörper wandert wieder in Richtung Sattel.“ Dieser Bewegungsablauf erfordert eine gewisse Routine. Wer sich unsicher fühlt oder wem das Hindernis zu hoch ist, steigt am Besten kurz ab.

Wer ein paar Tipps beachtet und ein wenig Zeit in Radübungen investiert, sitze sicherer im Sattel und habe unterwegs mehr Spaß, garantiert der Bikeguide.