Jobverlust, Kurzarbeit oder Krankheit – wenn das Leben aus dem Tritt gerät, geht sich oft nicht einmal mehr der Einkauf im Supermarkt aus. Das spüren auch die Team Österreich Tafeln seit einem Jahr deutlich, wie Josef Nagele vom Roten Kreuz erklärte: „Wir merken, dass die Arbeitslosigkeit steigt oder dass viele Menschen in Kurzarbeit sind. Die Leute haben einfach weniger Geld zum Leben – und die Nachfrage ist dementsprechend gestiegen.“
Gerätewerk als Tafel-Standort
Das gilt auch für das Wipptal. Seit der Pandemie sind immer mehr Menschen auf Hilfe angewiesen. Die Suche nach einem geeigneten Standort für eine Lebensmittel-Tafel war nicht einfach, wie der Rotes Kreuz Obmann für Tirol, Günther Ennemoser schilderte: „Die Einheimischen schämen sich und wollen nicht zeigen, dass sie arm sind. Deshalb ist es ganz wichtig, dass Tafeln nie im Zentrum einer Stadt oder eines Dorfes angesiedelt sind, weil die Menschen Angst haben, der Nachbar könnte sie dort sehen.“

Fündig wurde das Rote Kreuz schließlich beim Gerätewerk Matrei. Die Genossenschafter beschlossen einstimmig, der Tafel diese Räumlichkeiten zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen, so Geschäftsführer Rupert Sparber: „Für uns stehen das Gemeinschaftliche und die soziale Verantwortung im Vordergrund. Wir achten damit auf die Region und sind sehr glücklich über diese Kooperation.“
Betriebe spenden Lebensmittel
Die Lebensmittel für die Team Österreich Tafeln werden von Supermarktketten, Firmen und teils auch vom Tourismus gespendet. Vor allem Grundnahrungsmittel sind begehrt: Obst, Gemüse und Brot werden jeden Samstag erst nach Geschäftsschluss frisch angeliefert. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie Ingrid Larl geben die Waren dann aus: „Wir merken, dass viele Einheimische kommen, die uns schildern, dass sie unsere Hilfe jetzt wirklich brauchen.“

Terminbuchung für den Einkauf
Das Tafelangebot richtet sich an Menschen mit geringem Einkommen. Für einen Ein-Personen-Haushalt gilt etwa eine Einkommensgrenze von 1.286 Euro brutto im Monat, schilderte der Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes, Michael Volderauer: „Seit Corona rufen die Klienten am Tag vorher bei uns in der Bezirksstelle an. Sie bekommen dann ein Zeitfenster von etwa 15 Minuten, in denen sie das Essen abholen können.“ Die geltenden Hygienestandards können somit eingehalten werden.

Lebensmittel werden gerettet
Josef Nagele vom Team Österreich Tafeln appelliert, das Tafelangebot bei Bedarf auch in Anspruch zu nehmen: „Keiner muss sich schämen. Es geht nicht darum, dass man bedürftig ist und etwas abholt, sondern dass man auch mithilft, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Jedes Lebensmittel, das wir am Samstag hier in der Tafel ausgeben, wäre sonst direkt im Müll gelandet. Jeder, der herkommt, hilft, dagegen anzusteuern.“
Erfunden wurden die Tafeln übrigens von einem Kufsteiner, mittlerweile gibt es sie in ganz Österreich. Mit der neuen Team Österreich Tafel in Navis gibt es jetzt auch im Wipptal einen Lichtblick für jene, die sich Lebensmittel nur mehr schwer leisten können.