Eine Schülerin beim Homeschooling bzw. Heimunterricht mit ihrer Mutter
APA/ERWIN SCHERIAU
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Soziales

Pandemie belastet Mütter besonders

Tele- oder Präsenz-, Haus- und Familienarbeit, dazu Homeschooling und Kinderbetreuung – die Belastungen für Mütter sind in der Pandemie deutlich gestiegen. Frauenvereine verzeichnen deutlich mehr Beratungsbedarf und warnen vor der Rückkehr zur klassischen Rollenverteilung.

Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung, Haushaltsmanagement, oftmals Pflege älterer Angehöriger – ein Spagat, der viele Frauen schon vor der Pandemie immer wieder an ihre Belastungsgrenze brachte. Durch die Pandemie und der damit verbundenen Verlagerung des Unterrichts und der Kinderbetreuung in die eigenen vier Wände stieg die Belastung noch weiter.

Ansturm auf Onlineberatung

Die Nachfrage nach Beratung ist dementsprechend groß, bestätigt man auch beim Land Tirol, viele Beratungseinrichtungen würden an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Auch beim Verein „Frauen im Brennpunkt“ (FIB) verzeichnete man in den vergangenen Monaten einen starken Anstieg beim Beratungsbedarf, sagt FIB-Geschäftsführerin Claudia Birnbaum. Bei der Onlineberatung hätte sich die Zahl der Klientinnen von 2019 auf 2020 verdoppelt, 2021 wurde nocheinmal ein deutlicher Anstieg verzeichnet.

Claudia Birnbaum von „Frauen im Brennpunkt“
FIB/Klinger
Die Geschäftsführerin von Frauen im Brennpunkt, Claudia Birnbaum

Die Themen seien ähnlich wie vor der Krise – etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es sei hier deutlich sichtbar, dass die Pandemie die klassische Rollenverteilung verfestigt habe, so Birnbaum. Zudem seien auch die finanziellen Probleme durch die Pandemie verstärkt worden, da viele Frauen von Jobverlust oder Kurzarbeit betroffen waren. Mit Tourismus, Dienstleistungen und Handel seien gerade jene Branchen am stärksten von der Coronakrise betroffen, in denen verhältnismäßig viele Frauen arbeiten, so Birnbaum.

Großmutter, ältere Dame
Unsplash
Die Angst vor einer Ansteckung der Großeltern war groß

Netzwerke sind weggefallen

Auch die Betreuung der Kinder bei geschlossenen Kindergärten und Homeschooling blieb in den meisten Fällen den Müttern allein überlassen, da aus Angst vor Ansteckung auch bisherige Netzwerke wie Großeltern wegfielen. Auch hätten viele Angst gehabt, selber zu erkranken und dann vor der Frage zu stehen, wer sich dann um die eigenen Kinder kümmert, berichtet Alexandra Krail-Johnson von der „Plattform für Alleinerziehende“.

Lebens- und Karriereplan nicht aus den Augen verlieren

Wichtig sei, dass Frauen sich Beratung und Unterstützung suchen, wenn sie sie brauchen, so Birnbaum. Viele Mütter würden „gut funktionieren“ und oft viel zu spät merken, dass sie eigentlich am Anschlag sind. Viele hätten sich in der Pandemie auch damit abgefunden, dass es keine Alternative zur bestehenden Situation gibt. Schon jetzt arbeitet fast die Hälfte aller berufstätigen Frauen auch wegen der Betreuungspflichten in Teilzeit.

Es sei wichtig, die Frauen darin zu bestärken, den eigenen Lebens- und Karriereplan nicht aus den Augen zu verlieren. Jede Frau müsse frei wählen können, wie lange sie zu Hause bleibt oder in Teilzeit arbeitet. Deshalb sei es wichtig, sich im Klaren zu sein, was solche Entscheidungen sowohl für das Erwerbsleben als auch für die Pension bedeuten, so Birnbaum.

Sommerbetreuung nächste Herausforderung

Auch die nächste Herausforderung wartet schon auf viele Familien und somit auch auf die Mütter: Wohin mit den Kindern in den Sommerferien? Viele haben ihren Urlaub schon aufgebraucht, damit in den vergangenen Monaten die Kinderbetreuung sichergestellt werden konnte. Alexandra Krail-Johnson fordert deshalb ausreichend und leistbare Sommerbetreuung, damit sich gerade Frauen nicht zwischen Existenzsicherung und Kinderbetreuung entscheiden müssten.