Test-Ergebnisprotokoll
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Chronik

Aufregung um Coronavirus-Schnelltests

Das Geschäft mit den Coronavirus-Tests treibt in Tirol seltsame Blüten. So bietet ein Versicherungs- und Immobilienmakler unter der Firma „Ärztezentrum Betriebs GmbH“ in einigen Orten Tirols Schnelltestungen an. Statt nach der vorgeschriebenen Wartezeit von 15 Minuten erhält man das Ergebnis viel schneller, mitunter auch innerhalb 72 Sekunden.

Der ORF Tirol traf einen Lkw-Fahrer am Parkplatz Nösslach auf der Brennerautobahn, wo bis Donnerstag im großen Stil getestet wurde. Er berichtet, man sei zur Teststation hinübergegangen, habe einen Ausweis, aber keine E-Card zeigen müssen, dann habe man einen Zettel mit dem Geburtsdatum ausgefüllt.

„Bei uns ist keiner positiv“

„Dann haben sie in der Nase zwei, drei Mal eine Runde gemacht und dann bist du auf die Hinterseite vom Container und hast den Zettel bekommen und bist wieder gefahren“, so der LKW-Fahrer. Längstens habe das fünf Minuten gedauert, so berichtet er. Man habe einmal gefragt, was sei, wenn man positiv ist, da habe es geheißen, „bei uns ist keiner positiv“.

Gesellschafter zeigt sich von den Vorwürfen überrascht

Christian Raudner ist Versicherungs- und Immobilienmakler und 100 Prozent Gesellschafter der Firma Ärztezentrum Betriebs GmbH. Mittlerweile betreibt er etliche Teststationen. An einer einzigen kann er 500 bis 600 Personen täglich testen. Er zeigt sich überrascht von den Vorwürfen. Von diesen Vorwürfe höre er zum ersten Mal, er könne das nicht nachvollziehen. Wenn die Zeiten, die man vorgebe und die Abwicklung nicht eingehalten würden, stehe bei der dritten Abmahnung die Entlassung im Hause, so Raudner.

72 Sekunden statt 15 Minuten

Videos auf der Internetseite dietiwag.org des Ötztaler Bloggers Markus Wilhelm zeigen, dass vom Abstrich bis zum fertigen Ergebnis 72 Sekunden vergehen. Vorgeschrieben sind 15 Minuten, um ein ordentliches Ergebnis zu erhalten. Die Frage ist, ob hier auf Kosten der Steuerzahler Geld im großen Stil gemacht wird. Die Landtagsabgeordnete Evelyn Achhorner (FPÖ) will eine Anfrage im Landtag einbringen. „Wir wollen Kontrollen dieser Abrechnungen“, sagt sie. Sie wundert sich, dass man bei den Tests den Pass herzeigen müsse aber keine Sozialversicherungsnummer. Auf den Tests der Firma, die man untersucht habe, gebe es nicht einmal laufende Nummern.

Land will Vorwürfen nachgehen 

Absichtlich nicht ordnungsgemäß durchgeführte Tests sind auch eine Gefährdung der Gesundheit. Das Land will diesen Vorwürfen nachgehen. Landesamtsdirektor Herbert Forster sagt dazu, in einem erwiesenem Fall wäre für ihn klar, dass man die Zusammenarbeit mit einem Arzt oder Ärztin beenden müsse. Er habe die Ärztekammer informiert, so Forster, „hier gibt es, glaub ich, klare Sanktionsmechanismen“. 13 Millionen Euro wurden bisher in Tirol für Antigentests freigegeben. Ein Test kostet das Land 35 Euro.