Eigentlich wäre das Staner Anklöpfeln im Jahr 2020 wieder vorgesehen gewesen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie musste der Brauch im Vorjahr aber abgesagt werden. Dafür soll das Anklöpfeln in der Unterinntaler Gemeinde heuer nachgeholt werden, teilten Bürgermeister Michael Huber und das Organisationsteam mit. Mit dem klassischen Anklöpfeln rund um die Herbergssuche habe der vorweihnachtliche Brauch in Stans nichts zu tun, strichen sie die Einzigartigkeit heraus.
Das habe auch die UNESCO-Kommission so beurteilt, sie habe das Anklöpfeln in Stans als spezifische Veranstaltung des Dorfes eingestuft. Es handelt sich dabei um einen seit jeher unveränderten Brauch, bei dem Ablauf und Texte eine offene Kritik an weltlicher und kirchlicher Obrigkeit darstellen.
Bettlerlied nimmt Obrigkeit auf Korn
Das Anklöpfeln in Stans ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts überliefert. Darin kommen im Gegensatz zur traditionellen Herbergssuche der Adventzeit allerdings weder Maria noch Josef vor. Statt dessen gehören zu der rund 30-köpfigen Gruppe ein Hoher Priester, ein Bacchus, zwei junge Ministranten sowie etwas 25 Leviten, die an den Samstagen vor Weihnachten in Gasthäusern und großen Bauernhäusern das Anklöpflerlied und das Bettlerlied vortragen.
In den Liedtexten werden unter anderem Begebenheiten aus dem Alten Testament und altes Tiroler Brauchtum besungen. Das Bettlerlied birgt aber auch unüberhörbare Kritik an weltlicher und kirchlicher Obrigkeit, die der notleidenden Bevölkerung im 19. Jahrhundert sogar das Betteln verbieten wollte. Über die Herkunft des Brauchs gibt es unterschiedliche Theorien, sogar Reste eines altgermanischen Kults wurden laut Informationen von Gemeinde Stans und Organisationsteam hineininterpretiert. Sie sprechen von einem kuriosen Brauch, was sich auch an der seltsamen Aufmachung der Figuren niederschlägt.