Pflanzenvielfalt in der Wörgler Filz
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Umwelt

Große Vielfalt in der Wörgler Filz

Die „Wörgler Filz“ ist ein geschützter Landschaftsteil in einer stark verbauten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Region. In diesem Kleinod entwickelte sich eine Artenvielfalt, die in Tirol ihresgleichen sucht. Notwendig dafür ist ein sanfter Eingriff von Menschenhand, die das Gebiet ansonsten aber sich selbst überlässt.

Auf nicht einmal ganz fünf Hektar besteht die Wörgler Filz aus einem Biotopverband aus Feuchtwiesen, einem Kleinseggenried, einem Niedermoor, Teichen und Gumpen, kleinen Waldflächen und einem Heckensaum. Seit 2003 ist sie ein geschützter Landschaftsteil, hart bedrängt vom Wörgler Gewerbegebiet, einem Steinbruch und intensiv genutzten landwirtschaftlichen Wiesen.

Wörgler Filz von oben
Franz Goller
Der Blick von oben zeigt, wie hart die Wörgler Filz von allen Seiten bedrängt wird

Im letzten Moment gerettet

Fast wäre dieses Kleinod verloren gegangen. Ein Entwässerungsgraben war schon gebaut, als sich eine kleine Gruppe von Einheimischen entschloss, einen Ort der Natur zu schaffen, der Generationen überdauern soll. „Es war damals in den 1980er Jahren eine kleine Gruppe von Männern mit fast prophetischer Weitsicht“, erinnert sich Maria Ringler, die heute sozusagen die gute Seele der Wörgler Filz ist.

Und es gab eine Stadtführung, die die damals intensiv landwirtschaftlich genutzten oder brachliegenden unbebauten Flächen von den Bauern pachtete. „Wir haben die Entwässerungsmaßnahmen rückgängig gemacht, soweit es möglich war. Das Springkraut hatte sich schon massiv ausgebreitet, wir haben es in mühevoller Arbeit ausgerissen,“ erinnert sich Maria Ringler.

Teich in der Wörgler Filz
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Idyllische Ruhe an einem der Teiche. Hier leben Ringelnattern, Wasserfrösche, Libellen, Molche und vieles mehr

Ort der seltenen Vielfalt

Heute gibt es hier wissenschaftlich nachgewiesene Pflanzen- und Tierarten in beeindruckender Vielfalt. Allein 471 Schmetterlingsarten, über 40 Vogelarten, 18 Libellenarten, Insekten und selten gewordene Amphibien und Reptilien. Sie alle haben sich angesiedelt, weil sie hier ideale Lebensbedingungen finden. Beim Besuch von ORF-Tirol entdeckten wir mehrere Ringelnattern, den seltenen Kamm-Molch, Wasserfrösche, Aurorafalter, Mönchsgrasmücken und eine unglaubliche Vielfalt an selten gewordenen Pflanzen wie den Sumpfbaldrian oder die Bachnelke.

Moorpflanzen in der Wörgler Filz
Philipp Larch
Der Sonnentau ist ein seltener Anblick geworden, in der Filz gibt es ihn noch

Vielfalt durch sanfte Menschenhand

Wo der Mensch bereits einmal in ein Ökosystem eingegriffen hat, muss er mit sanfter Hand auch dafür sorgen, dass Artenvielfalt wieder entstehen kann und erhalten bleibt, erklärt der Schutzgebietsbetreuer Philipp Larch. „Würden wir hier alles einfach der Natur überlassen, würden sich einzelne starke Pflanzen durchsetzen, eine solche Vielfalt wie wir sie jetzt hier haben, wäre dann nicht mehr möglich. Viele Pflanzen und Tierarten brauchen freie Flächen, sie würden überwuchern. Deshalb wird einmal im Jahr mit dem Handmäher gemäht. Das Mähgut nehmen wir mit, damit nicht zu viele Nährstoffe zurückbleiben und die Flächen nicht zu stark gedüngt werden.“

Junge Ringelnatter
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Ringelnattern sind keine Seltenheit in der Wörgler Filz

Strenger Schutz der Wörgler Filz

Dass sich Begehrlichkeiten nach Gewerbe- oder Baugrund in den kommenden Jahren über die Wörgler Filz ausdehnen werden, ist unwahrscheinlich. Ihr Schutz ist hoch und den Wörglerinnen und Wörglern ist ihr Wert bewusst. „Die Filz ist ein geschützter Landschaftsteil und außerdem als Feuchtgebiet unter Schutz gestellt. Aus meiner Sicht kann hier, was eine Bebauung betrifft, nicht mehr viel passieren.“ Das sieht auch Maria Ringler so. „Wir sind in Wörgl viele, denen die Filz wichtig ist. Wir kommen oft mit Kindergartenkindern oder Volksschulklassen hierher und die Kinder lernen die Natur kennen. Sie vergessen ihr Handy und ihr Plastikspielzeug, so viel gibt es zu entdecken.“

Sumpfeidechse
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Gibt es auch Drachen in der Wörgler Filz? Nein, aber prächtige Sumpfeidechsen!

Naturerlebnis für alle

Kein Zaun trennt diese Oase der Natur von ihrer Umgebung. Jeder darf kommen, schauen, bewundern und staunen. „Nur was man kennt und lieben lernt, wird auch geschützt,“ sagt Philipp Larch. Nur Zurücklassen darf man nichts. Deshalb gibt es in der Wörgler Filz auch keine Tische und Bänke. Maria Ringler ist seit zehn Jahren fast jeden Tag und viele Stunden hier. „Mein Engagement, das ist mir in der Nacht eingefallen, ist mein Geschenk an die Welt,“ sagt sie. „Solange ich da bin, wird der Wörgler Filz nichts passieren.“ Und noch viel länger nicht ist sie überzeugt.