Eine Frau sitzt auf einer Fensterbank und sieht aus dem Fenster.
ORF Vorarlberg
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Soziales

Mehr Mittel für Schutz von Frauen gefordert

Opferschutzeinrichtungen und Beratungsstellen fordern mehr Mittel für den Kampf gegen Gewalt gegen Frauen. SPÖ und FPÖ wollen unter anderem einen Ausbau der Täterarbeit. Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne) verwies darauf, dass im Herbst ein weiteres Frauenhaus entstehen soll.

Nach dem mittlerweile neunten Frauenmord in diesem Jahr beschlossen die zuständigen Minister ein Maßnahmenpaket gegen Gewalt an Frauen – mehr dazu in Weitere Maßnahmen und mehr Geld gefordert (news.ORF.at). Da Frauen selbstbewusster werden und sich deshalb auch früher an Beratungsstellen wenden, sei in den letzten Jahren ein ständiger Anstieg der Meldungen zu verzeichnen, schilderte Caroline Rainer vom Frauenzentrum Osttirol. Während der Opferschutz aus ihrer Sicht in Österreich gut aufgestellt sei, müsse man die Täterarbeit ausbauen, so Rainer.

Mehr Beratungsstellen für Männer gefordert

Auch Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer forderte präventive Maßnahmen gegen Männergewalt. „Ein Stop der Männergewalt muss auch von Männern getragen werden. Wir dürfen nicht wegschauen, sondern müssen sehr genau hinschauen“, hielt Dornauer fest. FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger kritisierte einen Mangel an Opferschutzeinrichtungen und sprach sich für einen Ausbau von Männerberatungsstellen aus. Es brauche eine begleitende psychologische Beratung und auch Kontrolle bei Männern, die wegen Gewalt auffällig geworden sind.

Wie Landesrätin Gabriele Fischer erklärte, wolle das Land diesen Bereich forcieren. Derzeit bestehen vier Männerberatungsstellen – bei jener in Innsbruck sei es während der Coronakrise auch zu einem Anstieg bei den Beratungen gekommen, berichtete sie. Zur Verhinderung von Frauenmorden verwies Fischer auf die Gewaltpräventionsstelle, die Anfang des Jahres eingerichtet wurde. Hier würde mit internen und externen Einrichtungen zusammengearbeitet. Dennoch meinte sie, dass eine verstärkte Abstimmung mit der Bundesebene sowie der Exekutive wichtig sei.

Zu wenige Plätze in Frauenhäusern

SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Abg. Selma Yildirim und ihre Stellvertreterin LAbg. Elisabeth Fleischanderl kritisierten, dass es in Tirol zu wenig Frauenhausplätze gebe, denn nach der Istanbul-Konvention des Europarates sollten in Tirol 75 Frauenhausplätze zur Verfügung stehen. Laut Fischer könne man derzeit 39 Betroffenen in einem Frauenhaus Schutz bieten, in weiteren sechs Einrichtungen könne man Frauen in 30 Wohnungen unterbringen. „Diese Plätze erfüllen jedoch nicht die Kriterien, die ein Platz in einem Frauenhaus erfüllt“, räumte sie ein.

Als dramatisch bezeichneten Yildirim und Fleischanderl die Situation im Tiroler Oberland, wo es überhaupt keine Plätze gebe. Schöne Worte seien hier zu wenig und wenn es um Gewaltschutz gehe, dauere alles ewig und es werde jeder Euro dreimal umgedreht, sagten sie in Richtung schwarz-grüner Landesregierung.

Frauenhaus im Oberland soll im Herbst realisiert werden

Fischer meinte, dass man im Oberland für eine passende Immobilie noch in Abstimmungsgesprächen sei, aber im Herbst 2021 sollte es dann an die Umsetzung des Projektes gehen. Das inhaltliche Konzept und die Finanzstruktur seien bereits auf Schiene, versicherte Fischer – mehr dazu in Finanzierung für Frauenhaus im Oberland (tirol.ORF.at, 24.6.2020).