Jacken haengen an einem Kleiderstaender und Schuhe stehen in einem Regal
APA/KEYSTONE/GAETAN BALLY
APA/KEYSTONE/GAETAN BALLY
Chronik

Wehrlos: jedes vierte Kind erlebt Gewalt

Jedes vierte Kind in Österreich ist von Gewalt betroffen – darauf weisen das Land und Kinderschutzorganisationen angesichts des „Tags der gewaltfreien Erziehung“ hin. Eine langfristige Kampagne soll künftig auf dieses Thema aufmerksam machen. Es gehe vor allem ums Hinschauen.

Seit über 30 Jahren ist das Gewaltverbot in der Erziehung gesetzlich verankert. Und dennoch: Wie eine Befragung der möwe Kinderschutzzentren ergibt, sieht nur die Hälfte aller Befragten eine gewaltfreie Erziehung als ideale Erziehungsform. Ein Fünftel kann sich leichte, körperliche Bestrafungen vorstellen. Ein weiteres Fünftel gibt an, dass es ab und zu auch drastischere Maßnahmen brauche.

Kampagne für mehr Bewusstsein und Schutz

Jedes vierte Kind zwischen 6 und 14 Jahren leidet an einem gewaltbelasteten Erziehungsstil, an körperlicher, psychischer oder sexualisierter Gewalt oder es erlebt Gewalt mit. Zahlen wie diese seien alarmierend, sagt die zuständige Tiroler Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne). Es sei äußerst verwerflich, wenn jene betroffen sind, die besonderen Schutz bräuchten und sich nicht wehren könnten, so Fischer.

Kinderspielzeug an einer Sandkiste
ORF
Jeder und jede einzelne können durchs Hinschauen einen Beitrag gegen Gewalt an Kindern leisten.

Es gehe ums Hinschauen, jeder und jede Einzelne sei zum Handeln aufgerufen – dieses Bewusstsein müsse verstärkt werden, betont Fischer. Das Thema soll jetzt in einer Kampagne sichtbar gemacht werden. Auf Plakaten und in Radio- und Kinospots soll aufgezeigt werden, dass Gewalt gegen Kinder nicht fernab der Lebensrealität eines jeden Einzelnen passiere. Zudem will man damit auf Unterstützungs- und Beratungsangebote aufmerksam machen.

„Gewalt passiert nicht fernab der Lebensrealität“

Gerade in Zeiten von Corona sei der Druck auf Familien zusätzlich gestiegen, betonte Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser. Und damit sei auch die Gefahr, Gewalt ausgesetzt zu sein, für Kinder größer geworden. Betroffene können sich im Vertrauen an die Kinder- und Jugendanwaltschaft und an die Beratungsstellen wenden.

Bestimmte Berufsgruppen, wie Lehrerinnen und Lehrer, Ärztinnen und Ärzte oder auch Kindergartenpädagoginnen sind verpflichtet, den Verdacht und Anzeichen von Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung der Kinder- und Jugendhilfe in den Bezirken zu melden. Betroffene Kinder- und Jugendliche sowie deren Eltern und Angehörige werden stets in Entscheidungen eingebunden, sagt Silvia Rass-Schell, Vorständin der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe. Nur gemeinsame Entscheidungen seien mittel- und langfristig wirksam.