alte Feuerwehr Seefeld
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Kultur

Andy Warhol in der Feuerwehrhalle Seefeld

Der Kunstsammler Rafael Jablonka eröffnet in der alten Feuerwehr in Seefeld eine kleine, hochkarätig bestückte Kunsthalle. Der Kurator sammelt Werke von US-Superstars wie Andy Warhol oder Mike Kelley. 2019 stellte er einen Teil seiner Sammlung der Albertina in Wien zur Verfügung. Doch er hat noch mehr auf Lager.

Rafael Jablonka ist Sammler, Kurator, Autor und Ex-Galerist. Seit einigen Jahren lebt der 1952 in Polen geborene, deutsche Kunstkenner in der Tiroler Gemeinde Seefeld. In den 1970er Jahren hat er als studierter Bauingenieur in München gearbeitet. Durch erste eigene Ausstellungen und die Zusammenarbeit mit dem Galeristen Kasper König ist der Musikliebhaber immer mehr in die internationale Kunstwelt eingetaucht.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Andy Warhol
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Ein Werk von Andy Warhol mit dem Titel „Bereue und sündige nicht mehr“
Kh Seefeld
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Mit Gemälden des US-amerikanischen Malers Philip Taaffe wird die erste Ausstellung in der Seefelder Feuerwehr eröffnet
KH Seefeld
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Eine Skulptur des Landart Künstlers Michael Heizer vor einem farbenprächtigen Gemälde von Philip Taaffe
Kh Seefeld
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Hauchzarte Keramik des Japaners Taizo Kuroda und Werke von Donald Judd (li.) und Richard Tuttle (re.) im Hintergrund
Andy Warhol
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„Knives“ von Andy Warhol
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Ein großformatiges Gemälde von Philip Taaffe aus der Sammlung Jablonka
Kh Seefeld
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Auch wenn er seine Galerie in Köln 2018 geschlossen hat, publiziert der Kunstliebhaber Rafael Jablonka weiter

Der Sammler mit dem richtigen Riecher

1988 gründete Rafael Jablonka eine Galerie in Köln. Er war der erste, der Werke des heute international gefragten US-Künstlers Mike Kelley in Europa präsentiert hat. Jablonka liebt das Risiko, wie er selbst sagt, auf Albrecht Dürer zu setzen, das könne jeder, das Unsichere, Unbekannte würde ihn reizen. Er spezialisierte sich schon früh auf US-amerikanische und deutsche Künstler aus den 1980er Jahren und baute eine umfangreiche Sammlung auf. Die „Rafael und Teresa Jablonka Foundation“ beinhaltet heute Werke der Amerikaner Andy Warhol, Philip Taaffe und Eric Fischl sowie der deutschen Künstler Thomas Schütte oder Andreas Slominski.

Kunstsammler Rafael Jablonka
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„Ich kann nicht schreiben, also erzähle ich mit den Bildern Geschichten“, sagt der deutsche Kunstsammler Rafael Jablonka

Kunstmessen sind wie Shopping Malls

Das gehetzte Unterwegssein auf internationalen Kunstmessen, die er auch als Shopping Malls bezeichnet, ermüdeten den umtriebigen Galeristen. 2018 schloss er nach 30 intensiven Jahren seine Kölner Galerie. Nur den exklusiven Ausstellungsraum, die „Böhm Chapel“ in Hürth bei Köln betreibt er weiter als Ausstellungsraum. Die profanisierte Pfarrkirche wurde von dem Pritzker Preisträger Gottfried Böhm Mitte der 1950er Jahre errichtet. Anfang Juni wird Jablonka dort Gemälde von Julian Schnabel zeigen, die der amerikanische Maler in Erinnerung an Cy Twombly geschaffen hat.

Maler, Schriftsteller und Musiker

Jablonka versammelt Künstlerinnen und Künstler aller Genres um sich. Der deutsche Schriftsteller Daniel Kehlmann wird am 6. Juni die Eröffnungsrede in der Böhm Chapel halten. Der amerikanische Komponist Philip Glass hat ein Glockenspiel speziell für den Turm der Kapelle geschrieben.

Kh Seefeld
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Für den Turm der „Böhm Chapel“ hat der Komponist Philip Glass ein eigenes Glockenspiel geschrieben

Die Albertina hat das Rennen gemacht

2019 übergab der Ex-Galerist 110 zentrale Werke seiner Sammlung an die Albertina in Wien. Seine polnische Heimat hatte nicht angebissen, in Krakau bezeichnete man die Werke als „zu fremd“. Deutsche Museen hätten sie gerne gehabt. „Mir ist wichtig, dass die Kunst sichtbar bleibt“, erklärt Jablonka, „zusammengerollt in Depots nützt sie niemandem.“ Die temporäre Leihgabe an die Albertina wurde erst einmal bis 2026 vereinbart.

Jablonka wünscht sich, dass seine Werke immer wieder gezeigt werden. So ist die Schau „My Generation“ in der Albertina soeben zu Ende gegangen, demnächst wird eine Auswahl von Werken des legendären aber inzwischen auch umstrittenen japanischen Fotografen Nobuyoshi Araki in Wien eröffnet.

Projekt Kunst in Seefeld
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In die 1933 errichtete Feuerwehrhalle in Seefeld zieht ab dem 25. Juni Kunst ein

Kunst in Seefeld

„Ich habe mich nicht leergeschossen“, betont Jablonka, „mein Lager ist immer noch prall gefüllt.“ In einem geheimen Depot in den Tiroler Bergen lagern zahlreiche Meisterwerke, die er in den nächsten Jahren in der adaptierten Feuerwehrhalle in Seefeld zeigen will. Die Idee hat der Sammler spontan mit dem Seefelder Bürgermeister Werner Frießer geboren und dann auch schnell umgesetzt.

Die Gemeinde übernimmt die Sanierung der kleinen Räume, der Tourismusverband finanziert die Betriebskosten, Jablonka bringt die Kunst ein. Für die nächsten sieben Jahre soll er zwei Ausstellungen pro Jahr gestalten, der Eintritt ist frei.

KH Seefeld
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Die erste Ausstellung wird mit großformatigen Gemälden des amerikanischen Künstlers Philip Taaffe bestückt

Seefeld ist nicht New York

„Wir zeigen hochkarätige Kunst auf einer Fläche von nur 100 Quadratmetern, das ist nicht riesig, aber Seefeld ist auch nicht New York“, schmunzelt Jablonka. Die erste Ausstellung wird er mit den farbenprächtigen Gemälden des amerikanischen Künstlers Philip Taaffe bestücken.

Er hofft auf ausländische Gäste aber auch auf Tiroler Publikum, etwa aus Innsbruck. „Ich würde mich freuen, wenn Schulen sich für das Angebot interessieren. Kinder könnten die qualitätsvollen Bilder abzeichnen“, schlägt Jablonka vor.

Rafael Jablonka
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Sein Galeristen-Dasein hat er beendet, doch Jablonka publiziert weiter aufwendige Kunstbücher

Mit Bildern Geschichten erzählen

Eine Ausstellung über Holzarbeiten etwa von Donald Judd oder Richard Tuttle könnte er sich ebenso vorstellen, wie die Präsentation der hauchzarten Keramikarbeiten des Japaners Taizo Kuroda. „Das Letzte Abendmahl“ des Fotografen David LaChapelle würde zu Ostern gut passen, meint Jablonka. Um angesichts der provokant inszenierten reliösen Darstellung Aufregungen abzufedern, könnte der, wie Jablonka aus Polen stammende, Seefelder Pfarrer Mateusz Kierzkowski eventuell die Eröffnungsrede halten.

Auch nachdem er sein Galeristen-Dasein beendet hat, kauft und verkauft er leidenschaftlich weiter. „Ich kann nicht schreiben“, erklärt der Sammler, „aber mit diesen Bildern erzähle ich auch Geschichten, Satz für Satz.“