Lab Truck von HG Pharma,
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Politik

PCR-Tests: Kritik an lukrativem Vertrag

Am Vertrag zwischen einem Labor, das PCR-Tests auswertet, und dem Land Tirol hat sich eine politische Diskussion entzündet. Das private Labor habe knapp acht Millionen Euro verdient, aber der Auftrag wurde nie ausgeschrieben, kritisiert die Liste Fritz.

Letzten September zeichnete sich in Tirol die zweite CoV-Infektionselle bereits ab, doch die PCR-Tests hinkten nach. Mit einer Art „All-Inclusiv-Konzept“ stellte sich eine private Firma beim Land vor und bekam den Auftrag. Das Land vergab direkt und ohne Ausschreibung, wie die Oppositionspartei Liste Fritz jetzt massiv kritisiert. Immerhin geht es um fast acht Millionen Euro. Das Land argumentiert, es habe dringender Handlungsbedarf bestanden.

Land Tirol: „Die Zeit drängte“

PCR Tests sind nicht billig. Es handelt sich hier allerdings um ein sehr komplexes Verfahren, die Geräte sind sensibel und teuer. Es benötigt Fachleute, die die Ergebnisse interpretieren. Vergangenen Herbst drängte die Zeit. Die zweite Infektionswelle zeichnete sich ab, die Zahlen stiegen.

Die Firma HG Lab Truck wandte sich an das Land, die offenbar das geeignete Konzept hatte, so der Leiter des Einsatzstabes Corona Elmar Rizzoli. „Wir hatten eine Situation, die nicht alltäglich war, mit vielen hunderten Testergebnissen, die positiv waren und mehreren tausenden negativen Testergebnissen am Tag. Hier hat es auch der technischen Schnittstellen bedurft, dass diese Daten innerhalb der Zeit verarbeitet werden konnten“.

Frau in einem mobilen Labor
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Im ganzen Land waren die mobilen Labore im Einsatz.

HG Lab Truck war somit neuer starker Kooperationspartner des Landes. Chef ist Ralf Herwig, Urologe aus Wien. Das Unternehmen macht die PCR-Tests unter anderem in mobilen Labors zum günstigen Preis von 38,50 Euro, jede Eingabe in die Landesdatenbank bringt zusätzlich 1,50 Euro. Von Ende September bis Ende März führte das Privatlabor 220.000 behördliche PCR-Tests durch.

Liste Fritz ortet Freunderlwirtschaft

Wie aus einer aktuellen Anfragebeantwortung an die Liste Fritz hervorgeht, kosteten die Tests bisher zusammengerechnet rund 7,7 Millionen Euro. Allerdings wurden die Leistungen nie ausgeschrieben, kritisiert Parteiobfrau Andrea Haselwanter-Schneider.

„Wir haben Virologen, Experten, Institute, die wir hier im Land ansässig haben, die wollte man offensichtlich nicht. Man wollte einen Urologen aus dem Osten, der jetzt die Virologie übernimmt. Das klingt für mich sehr stark danach, dass da jemand gesagt hat, Günther Platter, nimm ihn doch! Das ist Freunderlwirtschaft!“, so Haselwanter-Schneider.

Auch den Vertrag zwischen HG Lab Truck und Land Tirol konnte sie nicht einsehen, so Haselwanter-Schneider. Elmar Rizzoli vom Land Tirol und HG Lab Truck Firmenchef Ralf Herwig weisen den Vorwurf der Freunderlwirtschaft zurück.

Unternehmen führt Qualität und Konzept ins Treffen

Das Konzept der mobilen Labore sei einzigartig, so Herwig. Die Geräte seien auch transportfähig, was auf Nachfrage von Mitbewerbern angezweifelt wird. Trotz des niedrigen Preises, so Herwig, stimme auch die Qualität der Proben, da sie parallel von verschiedenen Laboren ausgewertet werden.

Die Kosten für die behördlichen PCR-Tests werden vom Bund refundiert. Das sei egal, kontert Haselwanter-Schneider. Steuergeld bleibe Steuergeld.

Der Vertrag zwischen Land Tirol und HG Pharma endete am 31. März. Das Land Tirol schreibt die Laborleistungen nun aus.