Hausärztin sitzt am Computer
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Coronavirus

Schwierigkeiten bei dezentralem Impfen

Für niedergelassene Ärzte in Tirol häufen sich Schwierigkeiten beim Impfen. Neben Verärgerung über die bevorzugte Versorgung von Impfstraßen gibt es jetzt auch Fälle, wo der Zusammenschluss von Hausärzten für ein effizienteres Impfen an mangelnder finanzieller Unterstützung scheitert.

Möglichst einfach erreichbar sollten die CoV-Impfungen in Tirol sein, das hatte das Land zugesichert, viel war von einer „dezentralen Impfstrategie“ die Rede. Gleichzeitig fühlen sich die Tiroler Hausärzte ungerecht behandelt. So erhielten sie etwa diese Woche gar keinen Impfstoff für Erstimpfungen.

Großer Aufwand für Telefonate

In kleinen Mengen hatten die Hausärzte in den letzten Wochen Impfstoff bekommen. Termine für diese wenigen Impfdosen zu vereinbaren sei aber ein großer Aufwand, erzählt Allgemeinmedizinerin Sabine Haupt-Wutscher. Schon vor den Schwierigkeiten mit dem AstraZeneca-Impfstoff habe man für 30 Impfungen zwei, drei Stunden telefonieren müssen, um die Liste voll zu bekommen.

Mit den negativen Schlagzeilen von AstraZeneca sei das noch schlimmer geworden, immer wieder gebe es auch sehr kurzfristige Absagen. Weil das in der normalen Ordination schwer zu organisieren ist, wollte die Allgemeinmedizinern gemeinsam mit den anderen Hausärzten in ihrer Gemeinde eine Impfstraße starten.

Neben mehr Platz und größerer Effizienz hätte das Setting der Impfstraße auch den Vorteil, dass man im Vorfeld jemanden zum Telefonieren abstellen könne, der mit den Patienten Termine vereinbart. „Das ist nämlich der mit Abstand größte Aufwand der Impfaktion“, so Haupt-Wutscher.

Kein Geld für selbst organisierte Impfstraßen

Für eine Impfstraße sprach sich auch die Gemeinde aus. Sie würde eine Veranstaltungshalle zur Verfügung stellen. Es scheiterte aber am Geld für das Organisationspersonal, berichtet der Zirler Bürgermeister Thomas Öfner. Man könne nicht den Ärzten auf Gemeindekosten Hilfspersonal zur Verfügung stellen. Vom Land bekomme man es nicht refundiert. Beim Land Tirol heißt es, es habe mehrere Anfragen für solche Impfstraßen gegeben, eine Finanzierung werde es dafür aber nicht geben.

Die Hausärzte fühlen sich da allein gelassen. Dazu tragen auch neun Impfzentren des Landes bei. Sie starten am Freitag mit den Impfungen, alle Tiroler Hausärzte gehen deshalb in dieser Woche leer aus und erhalten keine Impfdosen. Das soll eine Ausnahme bleiben, versichert Gesundheitsdirektor Thomas Pollak. In den letzten Wochen habe man knappe 60 Prozent der zur Verfügung stehenden Impfdosen an den niedergelassenen Bereich weitergeleitet.

Ärztin wirft das Handtuch

Bei der Ärztekammer zeigt man sich darüber wenig erfreut. Das Land sorge für große Verunsicherung. Weil die Impfzentren auch per Mail beworben wurden, hätten sich viele Patientinnen und Patienten umgemeldet. Das habe zusätzlich für Probleme bei den Terminvereinbarungen gesorgt, meint auch Haupt-Wutscher. Ihr reicht es, „darum haben wir heute ein E-Mail an die Ärztekammer geschrieben, dass wir doch von der Impfliste gestrichen werden“.
 
Die Allgemeinmedizinerin ist damit nicht allein. Für einige Impfwillige wird die Impfung wohl nur in einem Impfzentrum möglich sein. Das Konzept der möglichst dezentralen Impfung wird damit wohl nicht in allen Gemeinden funktionieren.