Baum mit Efeu, dahinter Umrisse von Menschen
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Coronavirus

CoV drängt Kranke in die Vereinsamung

Für Selbsthilfe-Organisationen sind zurzeit so gut wie keine Gruppentreffen möglich. Das bedeutet für die Mitglieder Vereinsamung in jener Krankheit, mit der sie zu kämpfen haben. Mit Einzelgesprächen, Treffen im Freien und via Internet versucht man, die Probleme zu lindern.

In Selbsthilfegruppen und -vereinen erfolgt normalerweise Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung und Weitergabe von Wissen. Zurzeit allerdings können sich die Mitglieder nur in Kleingruppen oder im Einzelgespräch treffen. Das hat Folgen, schildert Johanna Kern-Walder von der Selbsthilfegruppe Diagnose Krebs: „Für uns war es ein sehr hartes Jahr, es haben nur ganz wenige Treffen stattgefunden und das fehlt uns allen. Es fehlt der Austausch, das Kraftspenden, das Mutmachen.“ Telefonate und Whatsapp-Gruppen gebe es zwar, sie könnten persönliche Treffen aber nicht ersetzen, so Kern-Walder.

50 Selbsthilfegruppen in Osttirol

Allein in Osttirol gibt es 50 Selbsthilfegruppen. Fern der medizinischen Zentren ist es dadurch möglich, gemeinsam Krankheiten zu bewältigen. In Zeiten des Lockdowns seien aber die Gruppen selbst in Gefahr, so der Leiter der Selbsthilfe Osttirol, Wolfgang Rennhofer: „Manche Gruppenleiter haben Sorgen, dass die Gruppe nach dem Lockdown nicht mehr zusammenfindet. Sie wissen, wie schwierig es war, die Gruppe überhaupt aufzubauen.“

Folder von Selbsthilfegruppen
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In Osttirol gibt es rund 50 Selbsthilfegruppen

Gespräche bei Spaziergängen im Freien

Ein Ausweg ist die Kommunikation über die modernen Medien oder das persönliche Gespräch. Die Angehörigen von Essstörungspatienten zum Beispiel können ihre Sorgen und Gedanken beim Spaziergang loswerden, erzählt Elfriede Vergeiner: „Wir treffen uns an einem Ort im Freien und dann gehen wir meisten bis zu zweieinhalb Stunden lang spazieren. Das bekommt dann so eine Eigendynamik, dass niemandem mehr auffällt, wie anstrengend es ist.“

Risikopatienten haben Angst vor Treffen drinnen

Auch wenn es jetzt erlaubt wäre, Kleingruppen bis zu sechs Personen zu bilden, ist das Interesse an Kleingruppentreffen auch deshalb gering, weil viele Mitglieder Risikopatienten sind. In Osttirol stünde ein Raum für Treffen in Kleingruppen zur Verfügung, ihn nützen will aber kaum eine Selbsthilfe-Gruppe, so Rennhofer: „Das Feedback ist: Nein, wir warten, es ist zu gefährlich. Wir treffen uns lieber im Freien, die Zahlen sind noch zu hoch.“

Die Stärke der Selbsthilfegruppen ist und bleibt aber die Gruppe selbst. Bis diese vereinte Kraft gegen die Krankheit genützt werden kann, wird es noch dauern.