Über 80 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 15 Jahren besuchen jährlich die Caritas Lernhilfe in Innsbruck oder eines der Lerncafés in Imst und Reutte. Seit Beginn der Pandemie findet der Unterricht im Schichtbetrieb in mehreren Lerngruppen am Nachmittag statt, zusätzlich gibt es Hilfestellung über das Internet. Für 20 Euro im Monat können die Kinder und Jugendlichen dann zweimal die Woche in die Innsbrucker Lernhilfe kommen.
Caritas Lernhilfe
In ganz Österreich gibt es 56 Caritas Lernhilfen und Lerncafés. Lerncafés sind gratis. Das erste eröffnete im Herbst 2007 in Graz.
Die Lernhelferinnen und -helfer unterstützen die Kinder und Jugendlichen bei den Hausaufgaben, der Schularbeiten-Vorbereitung und üben mit ihnen Fächer oder Themen, die ihnen schwer fallen. Normalerweise stehen auch Gespräche und gemeinsames Spielen auf dem Programm. Durch die Hygienebestimmungen müssen diese Dinge derzeit aber kürzer treten.
Lern-Druck ist deutlich gestiegen
Nach über einem Jahr Corona merke man inzwischen sehr stark, dass den Schülerinnen und Schülern der Stoff fehle, wie die Innsbrucker Standortverantwortliche Katharina Pirchmoser ausführte: „Die Lücken werden immer größer. Das trifft vor allem Kinder, die zuhause nicht so viele Ressourcen haben oder die sich eh schon schwerer mit der Sprache tun. Die Kinder sind auch viel mehr auf sich alleine gestellt. Der Druck, der auf den Jugendlichen lastet, ist viel größer geworden. Oft stehen derzeit viele Schularbeiten auf einmal an, weil die Lehrerinnen und Lehrer die Noten brauchen.“
Nicht jedes Kind habe zuhause die Räumlichkeiten zum Lernen oder Eltern, die dabei helfen können, erklärte die Expertin. Oft gebe es zudem Sprachbarrieren oder technische Einschränkungen, vielen Tiroler Familien fehlt auch schlicht das Geld für Nachhilfe: „Wenn man in zwei Räumen mit drei Geschwistern wohnt, vielleicht auch noch mit Kindergartenkindern, dann hat man keine Ruhe zum Lernen.“
Freiwillige als Stützen der Lernhilfe
Um die Caritas Lernhilfe zu ermöglichen, helfen viele Freiwillige mit. Die Bandbreite reicht dabei von Studierenden, die gerne ihre übrige Zeit schenken wollen, über Praktikantinnen und Praktikanten, die pädagogische Erfahrung für ihren zukünftigen Beruf sammeln möchten, bis hin zu vielen Pensionistinnen und Pensionisten, die eine neue, sinnstiftende Tätigkeit für ihre Freizeit suchen.
Zu ihnen gehört Maria Ranetbauer. Die ehemalige Lehrerin der Innsbrucker Ferrarischule ging im Sommer in Pension und ist jetzt Lernhelferin: „Es ist schön, auch einmal mit jüngeren Volksschulkindern arbeiten zu dürfen. Lernhelferin zu sein bringt Abwechslung in meinen Alltag und ich finde die Arbeit ungemein bereichernd! Einmal üben wir Englisch-Vokabeln, dann wieder Geschichte oder Biologie – oder überhaupt das Lesenlernen. Am Anfang plagen die Kinder sich noch mit den Buchstaben, zwei Monate später schreiben sie schon erste Sätze, das ist wunderschön“, schwärmte sie.
Gute Noten, mehr Freunde und Selbstbewusstsein
Erfolgreiche Lernhilfe verbessert dabei nicht nur die Noten: „Die Kinder gehen wieder mit Schwung an die Arbeit und sind dankbar, weil sie die Aufgaben verstehen. Sie freuen sich über das Lob der Lehrerin am nächsten Tag. Ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt – und sie gehen wieder gern in die Schule“, erklärt Ranetbauer. „Die Kinder sehen, da ist jemand, der hilft mir und interessiert sich für meine Probleme“, ergänzte Katharina Pirchmoser. „Wenn die Noten besser werden, sinken auch der Druck und die Sorgen. Die Kinder und Jugendlichen glauben wieder an sich selber. Wenn man heimfährt und weiß, man konnte helfen, das ist ein super Gefühl.“
Bei den Kindern kommt die Hilfe an: „Ich freue mich immer, die Lehrerinnen zu sehen und mit ihnen zu lachen, lernen, reden. Ich mag diesen Ort“, zeigte sich die 14-jährige Ayomide Osaro aus Innsbruck begeistert. „Zusammen zu lernen macht Spaß und ist leichter. Seit ich hier bin, schreibe ich gute Noten. Früher habe ich mich schwer getan, Freunde zu finden, jetzt geht es mir allgemein besser“, pflichtete ihr ihre Klassenkameradin Sevval Ekinci bei. „Ich kann mich hier besser konzentrieren. Wenn ich daheim was brauche, kann ich auch schreiben und eine Lernhelferin hilft mir. Ich kann Fragen stellen und sie schicken mir Fotos oder erklären mir Dinge“, so die zwölfjährige Eda Uluhan.
Warteliste für Lernplatz ist lang
Stadt Innsbruck und Land Tirol fördern die Einrichtung. Das Projekt lebt auch von privaten Spenden. Eigentlich bräuchte es noch deutlich mehr Lernhilfe-Angebote, betonte Katharina Pirchmoser, denn der Bedarf sei wirklich enorm: „Es bräuchte mit Sicherheit viel mehr solcher Einrichtungen. Alleine in Innsbruck könnte man mehrere anbieten. Wir haben oft eine ganz lange Warteliste und die Leute müssen auf Plätze warten, die es nicht gibt. Das ist sehr schade.“