Infektiologe Günter Weiss, der auch im Beraterstab der Bundesregierung saß, weiß um die Lockdown- und Pandemiemüdigkeit der Bevölkerung.
Mehr Normalität als Anreiz
Er meinte am Donnerstag gegenüber dem ORF Tirol, dass die für Mitte Mai geplanten Öffnungen etwa der Gastronomie von den Menschen möglicherweise als Anreiz verstanden wird, wieder mehr auf die Covid-Bestimmungen zu achten: „Vielleicht gelingt es so, die Infektionszahlen zu senken, weil es ist vielleicht einfacher, sich in einem öffentlichen Bereich zu treffen, als irgendwo in einem Hinterstübchen, wo eher alles unkontrolliert ist. In einem Lokal ist es wahrscheinlich einfacher, wo auf Abstände etc. geschaut wird.“
Doch auch in Vorarlberg, das ja zur Modellregion bestimmt wurde, stiegen die Infektionszahlen kurz nach der Öffnung etwa der Gastronomie wieder stark an. Dort sind die Lokale wieder seit fünf Wochen geöffnet. Bisher konnte allerdings keine einzige Neuinfektion auf die Gastronomie zurückverfolgt werden. Vorarlberg habe vielmehr ein ähnliches Problem wie Tirol, sagte Günter Weiss: „Hier wie dort ist die britische Mutation angekommen. Wenn man die Öffnungen macht, muss man auch für ein gewisses Sicherheitsnetz sorgen, dann kann das funktionieren.“
Britische Mutante wie südafrikanische bekämpfen
Um die britische CoV-Mutation in den Griff zu bekommen, müsse man gleich reagieren wie bei der zuerst in Südafrika nachgewiesenen Mutante, so Weiss, also testen, absondern und die Impfungen vorantreiben: „Das was in Wien vor drei, vier Wochen passiert ist, ist jetzt bei uns angekommen. Und die Maßnahmen, die man getroffen hat sind die richtigen, die kamen nicht zu spät. Allerdings greifen einige Appelle nicht mehr. Und aufgrund der höheren Infektiosität gibt es dann mehr Neuinfektionen.“ Eine wie vom Außervillgrater Virologen Gernot Walder ins Spiel gebrachte „Osttiroler Mutante“ gebe es nicht, sagte Günter Weiss. Das sei eine Abart der britischen Mutante, die bereits in ganz Europa verbreitet und auch in Nordtirol zu finden sei.
232 Neuinfektionen in Tirol
Die 7-Tages-Inzidenz für Tirol beträgt am Donnerstag 220,6. Für Österreich liegt sie bei 184,9. Insgesamt sind 2.357 Personen derzeit aktiv mit dem Coronavirus infiziert, das sind um 232 mehr als noch am Vortag. Die Lage in den Spitälern bleibt stabil. 108 Personen werden in Tiroler Spitälern mit oder wegen des Coronavirus behandelt, das sind um zwei weniger als am Mittwoch. 34 Personen brauchen intensivmedizinische Behandlung, das sind um drei weniger als am Mittwoch. In den letzten 24 Stunden ist kein Corona-Toter mehr dazugekommen.