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Wirtschaft

Großes Minus bei Handwerk und Gewerbe

Die Pandemie hat den Gewerbe- und Handwerksbetrieben einen großen Umsatzeinbruch beschert. Auch für die nächsten Monate seien die Erwartungen gedämpft, hieß es am Dienstag von Seiten der Wirtschaftskammer. Dennoch wollen die Betriebe mehr Personal beschäftigen.

Im vergangenen Jahr mussten die Tiroler Gewerbe- und Handwerksbetriebe einen Umsatzrückgang von knapp zehn Prozent hinnehmen, erklärte Spartenobmann Franz Jirka am Dienstag bei einer Pressekonferenz. "Damit sind wir unter dem Strich noch mit einem blauen Auge davongekommen.“

Innerhalb der einzelnen Branchen zeigen sich jedoch große Unterschiede, wie Jirka ausführte. Während investitionsgüternahe Branchen wie etwa das Bau- und Baunebengewerbe nur ein leichtes Minus verzeichneten, waren die Einbußen bei den konsumnahen Branchen massiv. Bei den Eventtechnikern liegt praktisch ein Totalausfall vor.

Baugewerbe mit geringsten Umsatzrückgängen

Die geringsten Rückgänge gab es im Baugewerbe (-3,1 Prozent) und im Sektor Bauinstallation/Ausbaugewerbe (-4,6 Prozent), die größten Einbrüche in den Sektoren Kreativ/Design (-26,8 Prozent; z.B. Fotografen) und Gesundheit/Wellness (-22,1 Prozent; z.B. Optiker, Friseure, Fußpflege-Kosmetik-Masseure).

Leerer Friserusalon total
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Friseurbetriebe mussten einen großen Umsatzrückgang hinnehmen

Diese Zweiteilung setzt sich auch bei den Betriebsgrößen fort. Die geringsten Einbußen verzeichneten Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten (-5,2 Prozent, die größten Umsatzrückgänge Kleinstunternehmen mit bis zu neun Beschäftigten (-11,0 Prozent).

Investitionen über Österreichschnitt

Im Vorjahr wurden zwar weniger Investitionen als ein Jahr zuvor getätigt, allerdings nahmen 51 Prozent der Tiroler Betriebe Investitionen vor. „Das ist deutlich besser als erwartet und liegt auch über dem Österreichschnitt“, erklärte Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria.

Heuer wollen 48 Prozent der Betriebe 2021 Investitionen vorzunehmen – vor allem im Sektor Holz/Kunststoff (69 Prozent) und im Baugewerbe (68 Prozent). Tirol liegt damit auch mit den Investitionsabsichten über dem Österreichwert (44 Prozent).

Franz Jirka hält ein Mikrophon in der rechten Hand
WK Tirol / Die Fotografen
Franz Jirka verwies durch den Ausfall des Tourismus auf vorerst weiter gedämpfte Geschäftserwartungen der Tiroler Unternehmen

Unternehmen wollen Personalstand dennoch erhöhen

Durch den anhaltenden Ausfall der Tourismuswirtschaft, die für viele Gewerbe- und Handwerksbetriebe ein wichtiger Auftraggeber ist, seien auch die Erwartungen für die kommenden Wochen und Monate sehr gedämpft, so Jirka.

Erfreulich sei, dass sich der kritische Ausblick nicht in der Personalplanung widerspiegle, erklärte Christina Enichlmair. Für das zweite Quartal planen demnach 18,6 Prozent der Tiroler Betriebe im Gewerbe und Handwerk ihren Personalstand zu erhöhen.

Rasche Öffnungsschritte und Bürokratieabbau gefordert

Jirka machte sich für möglichst rasche Öffnungsschritte stark, diese würden sich auch auf das Gewerbe und Handwerk positiv auswirken: „Viele Gewerbe- und Handwerksbetriebe in Tirol sind eng mit dem Tourismus verbunden. Das betrifft beispielsweise Bauaufträge seitens der Hotellerie oder Lebensmittellieferungen an die heimische Gastronomie.“

Zudem forderte der Spartenobmann einen Bürokratieabbau. Vor allem Kleinbetriebe würden unter der überbordenden Bürokratielast leiden, so Jirka. Beim Ausblick auf das Jahr 2021 geben die Betriebe Bürokratie und Verwaltung (51 Prozent), Steuern und Abgaben (50 Prozent) sowie den Fachkräftemangel (46 Prozent) als größte Herausforderungen an. Auch Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Materialien – vor allem im Baubereich – würden derzeit für Probleme sorgen.

Rücknahme der NoVA-Erhöhung gefordert

Als völlig falsches Signal zum denkmöglich schlechtesten Zeitpunkt bezeichnete Franz Jirka die für Juli geplante drastische Anhebung der NoVA. „Firmenfahrzeuge sind Werkzeuge für Handwerker. Ausgerechnet jetzt die Steuer massiv zu erhöhen, ist eine Watsche ins Gesicht für die Betriebe“.

So würden sich beispielsweise die Kosten für einen Kastenwagen MAN TGE ab Jahresmitte aufgrund der NoVA um 13.470 Euro erhöhen, ab 2024 um 24.500 Euro, rechnete Jirka vor. Der Spartenobmann forderte daher die Verschiebung der neuen NoVA bis zur Normalisierung nach der Pandemie, besser sei die Streichung dieser „wirtschaftsfeindlichen und überzogenen“ Steuer.