Ärztin zieht Corona-Impfstoff auf
APA/BARBARA GINDL
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Medizin

„Hirnvenenthrombosen gut behandelbar“

Die sehr seltenen Hirnvenenthrombosen nach einer Covid-Impfung mit Astra Zeneca seien „gefährlich, aber auch gut behandelbar“. Das sagten Tiroler Mediziner am Donnerstag im ORF Interview. Bisher habe es in Tirol einen Fall nach der Impfung gegeben, in einem weiteren Fall konnte die Thrombose noch vorzeitig verhindert werden.

Der Impfstoff von Astra Zeneca hat in den vergangenen Wochen einen schlechten Ruf bekommen. Sehr selten auftretende Fälle an Hirnvenenthrombosen nach der Impfung beunruhigen viele. Das macht sich mittlerweile auch in Tirol bemerkbar. Bei der Leitstelle Tirol rufen immer wieder besorgte Personen an, berichtete deren Leiter Bernd Noggler: „Sie sagen, ihr Arzt hätte empfohlen, dass sie einen gewissen Impfstoff doch nicht nehmen sollen oder hören und lesen Berichte und sind verunsichert.“

Schwere Nebenwirkungen sehr selten

Dabei treten Hirnvenenthrombosen sehr selten auf: Daten der Europäischen Arzneimittelbehörde sprechen von einem Fall pro 200.000 durchgeführten Impfungen. Trotzdem sorgten Meldungen darüber offenbar für große Unsicherheit. Auch einige Hausärzte bekommen in ihren Praxen zahlreiche Anfragen.

„Wir dürfen davon ausgehen, dass etwa jeder dritte Geimpfte grippeähnliche Symptome oder Kopfschmerzen haben wird“, sagte der Allgemeinmediziner Alfred Doblinger im ORF Interview. Das sei völlig normal und dürfe auch sein. Wenn die Kopfschmerzen aber länger als eine Woche anhalten, dann sei es ratsam, den Hausarzt aufzusuchen.

Hausarzt Alfred Doblinger
ORF
Allgemeinmediziner Alfred Doblinger

Auf Symptome achten

Der Hausarzt sei bei diesen Sorgen eine gute Anlaufstelle, er könne mit einer Blutabnahme im Labor bestimmen, ob die akute Gefahr einer Hirnvenenthrombose besteht. Einen dieser seltenen Fälle hat Alfred Doblinger in den letzten Tagen selbst erlebt. „Wir haben im Labor Blut abgenommen und wirklich gesehen, wir haben einen dringenden Hinweis, dass sich da ein thrombotisches Geschehen abspielt.“

Raimund Helbok, 
stellvertretender Leiter der Neurologischen Intensivmedizin der Klinik Innsbruck.
ORF
Raimund Helbok, stellvertretender Leiter der Neurologischen Intensivmedizin der Klinik Innsbruck

Bei rechtzeitiger Erkennung gut behandelbar

Die betroffene Patientin wird derzeit an der Klinik Innsbruck behandelt. Bei einem weiteren Fall konnte die beginnende Thrombose vorzeitig gestoppt werden. Sollte es sich tatsächlich um eine beginnende Hirnvenenthrombose handeln, sei das gut behandelbar, erklärte der stellvertretende Leiter der Neurologischen Intensivstation der Klinik Innsbruck, Raimund Helbok. „Diese Erkrankung ist therapierbar und kann nach einem etablierten Konzept bereits in kurzer Zeit jedem Patienten zugutekommen.“

Empfehlung zur Impfung bleibt bestehen

Beide behandelnden Mediziner raten weiterhin zur Impfung. „Die bisherige Erfahrung ist positiv, es besteht also kein Grund zur Beunruhigung.“, so Helbok. Und auch Doblinger ist nach den Erfahrungen mit dem sehr seltenen Fall weiterhin von der Impfung überzeugt: "Die Wahrscheinlichkeit durch den Impfstoff Astra Zeneca einen Schaden zu erleiden, sei deutlich geringer, als schwere Schäden nach einer Covid-Erkrankung zu erleiden, so der Mediziner.

Ein wenig Vorsicht und Achtsamkeit nach der Impfung könne aber nicht schaden, betonen die Mediziner. Gerade bei langanhaltenden Kopfschmerzen auch Wochen nach der Impfung könne ein Besuch beim Hausarzt Klarheit verschaffen.