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Umstrittenes 50-Meter-Becken in Prüfung

Seit Jahrzehnten wird in Innsbruck über eine 50-Meter-Schwimmhalle debattiert. Stadt und Land haben sich dafür ausgesprochen, der Bund würde mitzahlen. Das Projekt wird noch begutachtet, doch Bürgermeister Georg Willi (Grüne) sagt nein.

Wien, Linz und Graz haben eine wettkampftaugliche 50-Meter-Schwimmhalle. Seit mehr als 40 Jahren gibt es auch in Innsbruck Bestrebungen, eine solche Schwimmhalle zu errichten: ein Freizeitzentrum mit einem 50 Meter-Becken sowie einem 25 Meter Lehrschwimmbecken inklusive Bädertechnik, Infrastruktur und Zuschauertribüne. Am favorisierten Standort Tivoli wäre es für Badegäste, Schüler, Vereine, Hobbysportler und Leistungssportler nutzbar. Die Kosten liegen mit rund 40 Millionen Euro inklusive Umsatzsteuer ganz im oberen Segment, Bund und Land würden sich an den Sportstätten mit rund 8,3 Millionen beteiligen.

Sportstadträtin sieht Bedarf für Breiten- und Spitzensport

Der Gemeinderat hat einen Projekt-Bericht in Auftrag gegeben unter der Leitung von Sportstadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ). Laut Bericht, so Mayer, sei der Bedarf gegeben. „Im Prinzip nahezu eine Verdoppelung der Wasserfläche, wo man wirklich das Schwimmen erlernen und als Breitensport praktizieren kann, wo aber auch der Spitzensport einen Platz findet – dafür ist der Bedarf absolut gegeben.“

Bürgermeister will Hallenbad Höttinger Au sanieren

Bürgermeister Georg Willi sieht für das Projekt schwarz. Laut seinen Berechnungen blieben für die Stadt 20 Millionen zu finanzieren, für Willi ist das unmöglich. „Wir sind eine alpin-urbane Stadt, und da ist Schwimmen, so leid es mir tut, nicht die wichtigste Sportart. So sehr ich die Schwimmer schätze, die leisten Großartiges, aber wir müssen Prioritäten setzen und wir müssen verantwortungsvoll mit dem Geld, das uns zur Verfügung steht, umgehen. Da ist eine 50-Meter-Schwimmhalle nicht vertretbar.“ Er möchte statt eines Neubaus das in die Jahre gekommene Hallenbad Höttinger Au für mehrere Millionen sanieren lassen.

Politische Unterstützung für Neubau

Sportstadträtin Elisabeth Mayr hat für ihren Wunsch nach einem Neubau Befürworter. "Da handelt es sich um ein Projekt, das über 40 Jahre den Bedarf an Wasserflächen abdeckt. Das ist ein sehr großes Projekt, das ist richtig, aber man kann das zweckmäßig und wirtschaftlich vernünftig umsetzen mit ökologischen Voraussetzungen – auch, damit es im laufenden Betrieb günstiger sein kann.“

Auch Stadtrat Hannes Anzengruber (ÖVP) sowie Für-Innsbruck-Chefin Christine Oppitz-Plörer sprechen sich für einen Neubau aus. Mit den öffentlichen Fördermillionen lasse sich auch eine Finanzierung aufstellen, sagt Anzengruber. Man habe die IKB als starken Partner. Das Tivoli werde nur wenige Wochen im Sommer genützt, so Oppitz-Plörer. Beispielsweise könnte man das Areal des Höttinger Hallenbades nutzen, indem man dort ein modernes Studentenwohnheim mit 180 Plätzen errichtet. Damit könnte das neue Schwimmbad im Tivoli querfinanziert werden. Auch die größte Oppositionspartei im Gemeinderat, die FPÖ, spricht sich für den Neubau aus.

NEOS bringt dritte Variante ins Spiel

Eine Alternative hingegen schlagen die NEOS vor. Sie legen Pläne eines Vorarlberger Unternehmens für eine flexible Glas-Überdachung des 50-Meter-Freischwimmbeckens im Tivoli vor. Damit könnte das Becken ganzjährig nutzbar sein, so Gemeinderätin Julia Seidl. Die Kosten belaufen sich auf vier Millionen Euro.

IKB Vorstandsvorsitzender Helmuth Müller steht dem skeptisch gegenüber, er glaubt nicht, dass es bei den vier Millionen bleibt. Es brauche einen zusätzlichen Umbau vor allem im teuren Energiebereich. Zudem steht das Tivoli unter Denkmalschutz.

Entscheidung kann noch dauern

Der Neubau wäre das einzige 50-Meter-Becken Westösterreichs in einer Halle. Noch liegt das Projekt im Projekt-Beirat, die Empfehlung wird mit Spannung erwartet. Sollte der Gemeinderat für das Projekt stimmen, will Georg Willi das Volk befragen.