Wirtschaft

Die Mischung aus Tirol machts aus

Mit Frühstücksprodukten aus Biozutaten ist das Unternehmen Verival aus Langkampfen (Bezirk Kufstein) international erfolgreich. Der Bio-Porridge machte die Unterländer zum Marktführer in Österreich und Deutschland.

Bei den Zutaten für die mittlerweile rund 60 Produkte verarbeitet das Unterländer Unternehmen ausschließlich Bio-Produkte – vorwiegend aus der Umgebung, wie Geschäftsführer Wolfgang Fojtl betonte. In Tirol könne man jedoch nicht nur Produkte aus der Umgebung beziehen: „Für Mischprodukte brauchen wir alle möglichen Trockenfrüchte wie beispielsweise Nüsse, die gibt es in Tirol nicht.“

Beim Getreide setzen die Tiroler auf Urkorn und verwenden alte Getreidesorten wie Einkorn, Emmer, Dinkel, Roggen, Hafer und Weizen aus eigenem Vertragsanbau – überwiegend aus Oberösterreich.

Große Mengen Müsli
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Das Getreide kommt zum größten Teil aus Oberösterreich

Warmes Frühstück als Erfolgsrezept

Es ist der Porridge, der Verival erfolgreich machte. Der Porridge – oder Haferbrei oder Haferschleim, wie er bei uns heißt – wird auf der britischen Insel traditionell zum Frühstück gegessen und kommt auch in Österreich immer häufiger auf den Tisch.

Das Unternehmen aus Langkampfen arbeitet dabei mit einer speziellen Form des Hafers, erklärt Fojtl. Deshalb würden die Produkte anders schmecken. „Warmes Frühstück ist die Zukunft, und darauf setzen wir auch ganz stark.“ Eine warme Mahlzeit am Morgen sei nachweislich besser für die Verdauung und stärke den gesamten Energiehaushalt.

Verival

Geschmäcker sind verschieden

Beim Geschmack der Kunden sei ein deutliches Nord-Süd-Gefälle erkennbar, sagte Fojtl. Je weiter man in den Norden komme, desto weniger Zucker sei gefragt, man wolle dort „nüchterner“ schmecken. Im Süden seien die Kunden hingegen geschmacksorientierter. Die verschiedenen Frühstücksprodukte wie Müsli, Crunchy, Cerealien oder Flocken müssten hier gut schmecken und sollten intensiver sein.

Die 50 Mitarbeiter in Langkampfen erwirtschaften rund 15 Mio. Euro an Umsatz. Mit dieser Zahl an Beschäftigten wolle er auch in den nächsten Jahren weiterarbeiten, so Fojtl. Derzeit wachse das Unternehmen sehr stark im Onlinebereich. Das Wachstum solle dabei nachhaltig erfolgen. Das unterscheide sein Unternehmen von einem Konzern. Weil Verival seit kurzem wieder in österreichischem und seinem Eigentum stehe, könne er das gewährleisten, so der Unternehmer.

Pandemie erschwert Wachstum

Die Pandemie habe die Expansion erschwert. Vor allem in der Anfangszeit habe es Versorgungsprobleme gegeben, diese seien mittlerweile jedoch behoben. Aber das Unternehmen gehöre nicht zu den Profiteuren der Krise, denn es habe nicht wachsen können, erklärte Fojtl. Das sei jedoch für ein Unternehmen, bei dem so wie bei Verival alles auf Wachstum ausgerichtet sei, ein Problem.

Firmensitz von Verival in Langkampfen
Verival
2008 wurde der Produktionsstandort in Langkampfen eröffnet

Ein Unternehmen mit verschiedenen Eigentümern

Gegründet wurde das Unternehmen 1994 in Itter (Bezirk Kitzbühel) von Bio-Pionier Engelbert Perlinger. Die Perlinger Naturprodukte GmbH mit der Marke Perlinger Bio ging aber 1992 in Konkurs. Bei einem Neuanfang mit der EP Naturprodukte GmbH im Jahre 1993 war der Industrielle Gernot Langes-Swarovski mit an Bord. Firmengründer Perlinger verließ das Unternehmen im Jahr 2002. Im Jahr 2007 wurde die Marke Perlinger vom Markt genommen und durch die Marke Verival ersetzt. Diese setzt sich aus den lateinischen Wörtern „VERItas“ für Wahrheit und „VALore“ für Wert und Bedeutung zusammen.

Wolfgang Fojtl
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Wolfgang Fojtl ist seit kurzem wieder Mehrheitseigentümer

„Verival ist im Grund genommen ein Kunstwort, hat sich für uns aber als Markennamen sehr tauglich herausgestellt, weil er international sehr gut verstanden wird, weil er meistens richtig ausgesprochen wird. Und weil jeder so ein Grundgefühl hat, wofür es in etwa stehen soll“, begründete Fojtl die Namenswahl.

Anteile von Kellogg wieder zurückgekauft

2012 stieg der Wiener Unternehmer Wolfgang Fojtl in das Unternehmen ein. 2016 erwarb der US-Konzern Kellogg, der Weltmarktführer in Sachen Müsli, die Mehrheit an dem Unternehmen, fünf Jahre später gingen die Anteile wieder zurück an Fojtl – mehr dazu in Kellogg steigt bei Müslihersteller Verival aus. Er sei sehr froh gewesen, dass er das Unternehmen wieder zurückkaufen konnte, so Fojtl.

Müsli-Packungen stehen im Regal
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Viele Frauen in Führungspositionen

Neben Fojtl arbeiten bei dem Unterländer Unternehmen beinahe ausschließlich Frauen in höheren Positionen. Frauen würden effizienter arbeiten, da sie einen dichteren Kalender haben, begründet der Geschäftsführer den hohen Frauenanteil in der Führungsebene seines Unternehmens: „Frauen sind gewohnt sehr konsequent und auf Zeit achtend zu arbeiten.“ Die Marke ziehe Frauen stark an und damit hätten sich bei dem Unternehmen schon immer Frauen beworben, die sich auch für Führungspositionen qualifiziert hätten, so Fojtl.