Landespolizeidirektor Edelbert Kohler
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Chronik

Coronavirus schickte Täter ins Home-Office

Die Kriminalität ist im Vorjahr um zwölf Prozent gesunken. Während Delikte im öffentlichen Raum – beispielsweise Diebstähle – stark sanken, gab es deutlich mehr Gewaltverbrechen zu Hause. Das zeigt die Kriminalitätsstatistik, die am Freitag präsentiert wurde.

„Das Coronavirus und seine Folgen haben nicht unwesentlich zum Rückgang der Zahlen beigetragen, auch die Straftäter waren im Home-Office“, sagte Landespolizeidirektor Edelbert Kohler am Freitag bei der Präsentation der Kriminalstatistik in Innsbruck.

Katja Tersch
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LKA-Leiterin Katja Tersch verwies auf die gestiegene Aufklärungsquote

Die Zahl der Anzeigen ging 2020 im Vergleich zum Jahr zuvor um 11,9 Prozent auf 35.967 gemeldete Delikte zurück. Sehr erfreulich habe sich die Aufklärungsquote entwickelt, sagte Katja Tersch, Leiterin des Landeskriminalamts. Diese sei von 59 Prozent im Jahr 2019 auf 62 Prozent im Vorjahr gestiegen. Damit liege Tirol im österreichweiten Bundesländervergleich an zweiter Stelle. „Besser ist nur Vorarlberg“, so Tersch.

Anstieg der Internetkriminalität unter Österreichschnitt

Trotz einer Zunahme bei der Internetkriminalität habe sich diese nicht so stark gesteigert wie im österreichweiten Trend, erklärte die LKA-Leiterin. Während im Jahr 2011 lediglich 284 Delikte im Bereich der Internetkriminalität angezeigt worden waren, waren es im Jahr 2020 bereits 2.519 Straftaten. Im Vergleich zu 2019 ergab sich ein Anstieg um 14,9 Prozent.

Landespolizeidirektor Edelbert Kohler
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Landespolizeidirektor Edelbert Kohler

Kein Überfälle auf Banken und Juweliere

Auffällig war, dass es im Jahr 2020 in Tirol keinen einzigen Banküberfall und auch keinen auf einen Juwelier gegeben habe. Banküberfälle gebe es schon seit längerem nur sehr wenige, meinte Tersch. Bei den Juwelierüberfällen müsse erst die Zukunft zeigen, ob sich dieser Trend fortsetze.

Rund 60 Prozent der Verbrechen in Tirol wurden im Jahr 2020 von Österreichern begangen. Die Top 5 Herkunftsländer der in Tirol angezeigten Ausländer waren Deutschland – mit großem Abstand auf Platz eins – dahinter folgten Rumänien, die Türkei, Italien und Serbien.

Viel mehr Gewalttaten in Privatsphäre gemeldet

Zu Beginn der Pandemie habe es die große Befürchtung einer „Gewaltexplosion“ im privaten Bereich gegeben, erinnerte Landespolizeidirektor Edelbert Kohler. Diese Befürchtung habe sich aber nicht so eindeutig bestätigt. Trotzdem gab es im Jahr 2020 eine deutliche Zunahme bei Gewalt in der Privatsphäre. 1.340 Gewaltdelikte wurden zur Anzeige gebracht, die im Rahmen des Familienkreises bzw. im privaten Umfeld begangen wurden. Dies stellte einen Anstieg von 16,3 Prozent dar.

Ob an diesem Anstieg tatsächlich die Pandemie Schuld habe, oder ob es sich um einen generellen Trend handle, müsse erst die Zukunft zeigen, sagte der Landespolizeidirektor.

Der Innsbrucker Stadtpolizeikommandant Romed Giner
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Stadtpolizeikommandant Romed Giner zeigte sich über die hohe Aufklärungsquote im Vergleich mit anderen Landeshauptstädten erfreut

Innsbruck mit bester Aufklärungsquote

Auch in der Landeshauptstadt Innsbruck setzte sich der allgemeine Trend des Kriminalitätsrückgangs 2020 fort. Gleich wie im ganzen Bundesland konnte auch in Innsbruck die Aufklärungsquote gesteigert werden. Sie lag nun bei 64,9 Prozent. Damit sei Innsbruck die beste Landeshauptstadt im Bundesländervergleich, sagte Stadtpolizeikommandant Romed Giner.