Hanfanbau
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Wirtschaft

Kreislaufwirtschaft soll forciert werden

Tirol will Modellregion für Kreislaufwirtschaft werden. Die Gründung der Plattform „Klimaenergie, Energie und Kreislaufwirtschaft“ durch das Land Tirol, die Standortagentur Tirol, Energie Tirol und das Klimabündnis Tirol soll nun erste Weichen stellen. Bei einem der Pilotprojekte geht es um den Rohstoff Hanf.

Das erklärte der Geschäftsführer der Standortagentur Tirol, Marcus Hofer, im APA-Gespräch. Erste Pilotprojekte seien bereits auf Schiene. Nun wurden Mittel von REACT EU dafür lukriert. Die Plattform wurde vom Land Tirol initiiert und steht im Zusammenhang mit der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie, die sich momentan in der Konsultationsphase befindet. Man wolle „Kräfte bündeln und Synergien nutzen“, um den „Wirtschaftsstandort zu stärken“, sagte Hofer. Ziel sei es, Tirol „als klimafreundliche Region zu positionieren“. Dadurch würden auch Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaftsleistung gesteigert.

Abfälle sollen auf ein Minimum reduziert werden

Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. In der Praxis bedeutet dies etwa, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden – Ressourcen und Materialien werden immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren. Kreislaufwirtschaft sei mittlerweile, so Hofer, „vom Fachbegriff für einschlägige Experten“ zu einem „breit diskutierten Thema vieler Tiroler Unternehmen“ avanciert. Nun müssten „Hemmnisse abgebaut“ werden.

Kreislaufwirtschaft Teil eines Geschäftsmodells

Dabei seien Bewusstseinsbildung und Aufklärung wichtig, erklärte Hofer, „und zwar sowohl für Konsumenten als auch Produzenten“. Neugründungen sollten sich bestenfalls bereits beim Aufsetzen des Geschäftsmodells Gedanken machen „wie daraus immer wieder Neues entstehen kann oder wie etwa Rohstoffe anderwärtig wiederverwendet werden könnten“. Auch bestehende Unternehmen sollten sich verstärkt mit dem Kreislaufgedanken auseinandersetzen, riet der Geschäftsführer.

Die Standortagentur Tirol biete hier seit vergangenem Jahr Vernetzungsmöglichkeiten an: Im Rahmen der „Circular Tour“ würden Unternehmen mit Erfahrung anderen Auskunft und Inspiration zum Thema Ressourceneffizienz bieten.

Unternehmen müssten „bestehende Geschäftsmodelle hinterfragen“, Kreislaufwirtschaft und damit auch Nachhaltigkeit seien schließlich ein „Teil einer ganzheitlichen Strategie“. „Ein breites Spektrum der Branchen“ könne von dem neuen Modell des Wirtschaftens profitieren, zeigte sich Hofer zuversichtlich: „Von der Abfall-, Bau-, Textilwirtschaft bis hin zum Tourismus“.

Mehr Möglichkeiten zum Agieren

Diese neue Form der Ökonomie würde für Tirol viele Chancen bieten. Man würde so einen wichtigen Schritt in Richtung Erreichung der Klimaziele gehen, könne so aber auch erhöhte Rohstoffversorgungssicherheit und regionalere Lieferketten garantieren, erklärte Hofer. Es gehe darum, „selbst zu agieren und zu reagieren“.

Pilotprojekt mit Hanf

Man befinde sich in der „Anfangsphase“, berichtete Hofer, erste Pilotprojekte seien aber bereits auf Schiene. Bei „Alpenhanf360°“ gehe es etwa um „die Reaktivierung einer heimischen Kulturpflanze“. So könne Hanf etwa als Baustoff oder Dämmstoff verwendet oder zu Garn gesponnen werden. Aus dem Rohstoff Hanf können außerdem „hochwertige Lebensmittel wie Öle oder Proteinriegel hergestellt werden“.

Ein weiteres Pilotprojekt laufe unter dem Namen „Clean Alpine Region“. Tourismus sei nicht nur „zentraler Wirtschaftsfaktor in Tirol“, meinte der Geschäftsführer der Standortagentur Tirol, er spiele auch „eine Schlüsselrolle bei Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten“. Indem man ökologische Maßnahmen treffe, könne man „Anpassungskosten reduzieren und das Innovationspotenzial und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Tiroler Unternehmen steigern“.

Auch Tourismusverbände eingebunden

„Tirol soll die klimafreundlichste Region des Alpenraums werden“, zeigte sich Hofer zielstrebig. Das sei jedenfalls das erklärte Ziel der „Lebensraum Tirol Holding“, zu der auch die Standortagentur Tirol gehöre. Vier Pilotregionen, vertreten durch die jeweiligen Tourismusverbände, würden vorangehen: Die Kitzbüheler Alpen, das Pitztal, das Kufsteinerland und das Tiroler Oberland. Sie würden auch als „Testmarkt für die Entwicklung und Anwendung sauberer Technologien“ fungieren. Die Tourismusverbände Kitzbühel, Seefeld und das Alpbachtal seien mit Beobachterstatus in das Projekt eingebunden.