Ischgl Schriftzug mit Urlaubern
ORF
ORF
Medien

Böhmermann mit Ischgl-Rundumschlag

Der deutsche TV-Satiriker Jan Böhmermann hat ein Jahr nach dem Coronavirus-Ausbruch die Causa Ischgl in seiner ZDF-Sendung zum Thema gemacht und zu einem Rundumschlag gegen Tirols Seilbahnwirtschaft und Skitourismus ausgeholt. In Ischgl zeigte man sich diesbezüglich entspannt.

Fast auf den Tag genau ein Jahr nachdem das Tiroler Paznauntal und damit auch Ischgl aufgrund des Ausbruchs des Coronavirus unter Quarantäne gestellt wurde, blickte der deutsche TV-Satiriker Jan Böhmermann in seiner ZDF-Sendung „Magazin Royale“ auf die Causa Ischgl zurück.

Rund zwangig Minuten lang arbeitete sich Böhmermann an zahlreichen bekannten Vorwürfen ab, zitierte dabei aber nach eigenen Angaben auch aus dem 10.000 Seiten umfassenden Akt der Staatsanwaltschaft Innsbruck. Angefangen bei der Anfrage eines Ischgler Hoteliers beim dortigen Tourismuschef, wie Ischgl denn auf das Coronavirus vorbereitet sei über die Warnung der Isländer bis hin zur Aussage des Landecker Bezirkshauptmannes, Markus Maaß: „Wir versuchen den Ball flach zu halten“. „Hohe Berge, flache Bälle“, scherzte Böhmermann.

„Danke Ischgl für ein Jahr Corona“

Auch Seilbahnobmann und Nationalratsabgeordneter Franz Hörl (ÖVP) kam in der Sendung nicht zu kurz. Zitiert wurde unter anderem eine bereits bekannte SMS Hörls an den Betreiber des Kitzloch, jener Bar, in der der erste Coronafall in Ischgl festgestellt worden war. Auch der Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) blieb mit seinem bereits berühmt gewordenen „ZiB2“-Interview nicht verschont.

Ischgl im Winter
ORF
Ischgl, das Kitzloch, Tirols Wintertourismus und Entscheidungsträger waren Inhalt des Böhmermann Videos.

Auch vor der österreichischen Justiz machte der deutsche Satiriker nicht Halt und zweifelte deren Unabhängigkeit an. Seine Erfahrung mit Österreich – und davon habe er reichlich – sage ihm: „Eher bekommen alle Yucca Palmen in Niedersachsen eine Coronaimpfung, als, dass einer der Beschuldigten von Ischgl eine echte Strafe kriegt“, so Böhmermann.

In Österreich laufe eben immer schon alles ein bisschen anders, das habe System, behauptete der Satiriker. Zum Abschluss widmete Böhmermann unter anderem Seilbahnobmann Franz Hörl, den Ischglern und Tirolern, als Dank dafür, dass sie mit ihrem „Skitourismus die Welt verändert“ hätten einen Apres-Ski-Hit und bedankte sich darüber hinaus bei Ischgl, von wo aus sich – laut Böhmermann – das Virus in ganz Europa verbreitet hätte.

Ischgl verweist auf Satire, keine Stellungnahme vom Land

Der Ischgler Bürgermeister wollte zu Böhmermanns Rundumschlag im deutschen Fernsehen nichts sagen. Der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ischgl, Andreas Steibl, zeigte sich entspannt und verwies darauf, dass es sich dabei eben um Satire handle. Diese lebe von Überspitzungen aber keinen Tatsachen. Jedem stehe frei, selbst zu bewerten, wie er diese Satire aufnehme, so Steibl. Vom Land Tirol gab es auf Anfrage dazu keine Stellungnahme. Er sei Politiker, Jan Böhmermann Satiriker – er kommentiere Satire nicht, sagte der Obmann der Seilbahner Franz Hörl dazu.