Frau wird geimpft
APA/Robert Jaeger
APA/Robert Jaeger
Tirol impft

Schwaz: Freiwillige für Studie gesucht

Beim Impfstart ab Donnerstag im Bezirk Schwaz lädt das Land alle Interessierten ein, an einer Studie teilzunehmen. Die Studie gilt als weltweite Premiere. Unter der Federführung von namhaften Expertinnen sollen Fragen zum Coronavirus nach einem halben Jahr beantwortet werden.

An der breitangelegten Studie ist auch der Impfstoffhersteller BioNTech/Pfizer mit an Bord. Der Konzern stellte 100.000 Impfdosen im Voraus für die Bevölkerung des Bezirks Schwaz zur Verfügung – mehr dazu in 100.000 Impfdosen für Bezirk Schwaz. Eine ganze Reihe namhafter Expertinnen und Experten wird die Studie sechs Monate lang begleiten, um die Daten anschließend auszuwerten.

Ab Donnerstag ab 7.00 Uhr bzw. 8.00 Uhr wird an 26 Standorten im Bezirk Schwaz die Erstimpfung mit einem mRNA-Impfstoff vorgenommen. Nach der Impfung wird man von ausgewiesenen Personen gefragt, ob man an der Studie teilnehmen will. Hier sind auch erste Gespräche möglich. Vorgesehen sind mindestens 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Medizinische Universität Innsbruck wird die Studie, die „REDUCE“ (reduzieren) heißt, gemeinsam mit der AGES, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, durchführen.

Südafrika-Mutante vollständig verdrängbar?

Im Rahmen der Studie sollen unter anderem die Fragen geklärt werden, inwieweit eine Reduktion von Coronavirus-Neuinfektionen durch die Impfung erzielt werden kann, und ob es möglich ist, die zuerst in Südafrika nachgewiesene Mutante im Bezirk Schwaz nahezu vollständig zurückzudrängen. Auch die Frage nach dem Verhindern von schweren Verlaufsformen samt Krankenhausaufenthalt bzw. Aufnahme auf eine Intensivstation steht im Fokus.

Die Forschungsgruppe besteht aus bereits aus den Medien bekannten Expertinnen und Experten: Die Leiterin der Virologie an der MedUni Innsbruck Dorothee Von Laer, Cornelia Lass-Flörl, die Direktorin des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie, Florian Krammer, Virologe und Forscher an einer New Yorker Privatuniversität, Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin II und Herbert Tilg, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin I.

Daten werden nicht missbräuchlich verwendet

Für jene, die an der Studie teilnehmen wollen, gebe es keine zusätzlichen Risiken oder Belastungen, heißt es. Man füllt nach persönlicher Aufklärung über die Studie einen Fragebogen aus und stimmt der Auswertung der Daten, die im Falle einer SARS-CoV-2 Infektion routinemäßig erfasst werden, über einen Beobachtungszeitraum von sechs Monaten nach Erstimpfung zu.

Studienteilnehmerinnen- und teilnehmer haben jederzeit das Recht, die Teilnahme an der nicht-interventionellen Studie ohne Nennung von Gründen teilweise oder vollständig zu beenden. „Dabei werten wir Daten aus, die im Rahmen der klinischen Routine aufgezeichnet werden, das heißt beispielsweise Angaben zu Infektionen oder Spitalsaufnahmen, erklärte Peter Willeit, Studienleiter und Epidemiologe an der MedUni Innsbruck: „Das bedeutet, es kommt für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu keiner zusätzlichen Belastung. Es ist natürlich möglich, sich impfen zu lassen, ohne an der Studie teilzunehmen.“

Auswertung nach sechs Monaten

Es bestehe auch kein Vertrag mit der Firma BioNTech/Pfizer, wurde versichert. „Die Datenanalysen erfolgen an der Medizinischen Universität Innsbruck. Es werden keine Daten der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer an ein Pharmaunternehmen übermittelt“, so Willeit. Nach sechs Monaten werde mit der Auswertung begonnen. „Den Ergebnissen dieser Studie im Bezirk Schwaz wird internationale Beachtung zukommen, da die südafrikanische Virusvariante weltweit von Bedeutung ist“, meinte Franz Allerberger von der AGES.

Platter: Tirol will Beitrag leisten

Tirol wolle einen Beitrag leisten, das Virus und seine Mutationen besser zu verstehen, sagte Landeshauptmann Günther Platter am Mittwoch: „„Durch strenge und gezielte Maßnahmen und eine umfassende Teststrategie ist es uns gelungen, die südafrikanische Mutationsvariante bereits deutlich zurückzudrängen. Heute haben wir nur mehr ein Viertel der aktiv positiven Fälle von vor vier Wochen. Unter Einbeziehung international renommierter Mediziner und Virologen möchte Tirol nun mit dieser Initiative einen wesentlichen und weltweit bisher einzigartigen Beitrag leisten.“ mRNA-basierte Impfstoffe haben sich zuletzt als hochwirksam in der Verhinderung symptomatischer Covid-Infektionen erwiesen. Das belegen bereits mehrere Studien.