Ortsschild Ischgl
APA/EXPA/Jakob Gruber
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Politik

Lehren aus Ischgl auf Prüfstand des Landtags

Für Diskussionen hat das Tiroler CoV-Krisenmanagement am Mittwoch im Landtag gesorgt. Im Fokus stand die Frage, ob das Land aus den Ereignissen rund um Ischgl gelernt habe. Die Opposition äußerte mit Verweis auf die Reaktionen auf das Südafrika-Virus große Zweifel, die Landesregierung wies das zurück.

Auf die Tagesordnung gebracht wurde das Thema von NEOS. Klubchef Dominik Oberhofer verwies in der Fragestunde auf den Juristen Karl Weber als Mitglied der sogenannten Ischgl-Kommission, der zuletzt eine mangelnde Umsetzung der Kommissions-Empfehlungen kritisiert hatte – mehr dazu in Ischgl-Bericht: Vorschläge kaum umgesetzt. Die Landesregierung legte am Mittwoch im Gegenzug einen 25-seitigen Bericht vor, der die Fortschritte belegen soll. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) verwies auf die neue Organisation des Krisenmanagements und auf die Einrichtung der Gesundheitsdirektion.

Die Kontroversen im Zuge der in Tirol aufgetauchten Südafrika-Variante sah Platter keineswegs als Beweis für Versäumnisse. Es habe Expertenmeinungen gegeben, dass man im Zillertal und im Bezirk Schwaz auf einem Pulverfass sitze. Die Meinungen über die Maßnahmen seien auseinandergegangen. Im Nachhinein haben „unsere Experten Recht gehabt“, sah sich Platter durch die im Bundesländervergleich niedrigen Infektionszahlen und den starken Rückgang bei den Verdachtsfällen des Südafrika-Variante bestätigt – mehr dazu in Rückgang bei Infizierten und Südafrikafällen.

März-Landtag im Congress Innsbruck
ORF
Landeshauptmann Platter (ÖVP) verteidigte die Tiroler Maßnahmen rund um die zuerst in Südafrika nachgewiesene Virus-Mutante

Opposition kritisiert Imageschaden und Isolation Tirols

Wenn Tirol „alles richtig gemacht“ habe, warum ist das Land dann isoliert, fragte FPÖ-Obmann Markus Abwerzger. Er verwies auf die Einstufung Tirols als Virusmutationsgebiet durch Deutschland und die damit verbundenen Einreisebeschränkungen. Ähnlich argumentierte Markus Sint (Liste Fritz): „Herr Landeshauptmann, Tirol steht so gut da, dass man Sie nicht übers Deutsche Eck lässt.“ Sint verwies darauf, dass es ein Tiroler Ischgl-Trauma gebe, viele Touristen hätten sich in dem Skiort angesteckt und das Virus auch weiterverbreitet. Er habe deshalb schon vor Monaten einen Entschädigungsfonds gefordert.

Platter reagierte verärgert auf den Liste-Fritz-Abgeordneten, weil dieser das Ischgl-Thema immer wieder strapaziere. Entscheidend sei, so Platter, dass das Land „jetzt die richtigen Maßnahmen“ setze. Und das sei im Zusammenhang mit der Südafrika-Variante jedenfalls gelungen, wie der Rückgang der Verdachtsfälle um 75 Prozent innerhalb weniger Wochen zeige.

SPÖ sieht Imageschaden belegt

Der Tiroler SPÖ-Vorsitzende Georg Dornauer sah trotzdem einen massiven Imageschaden, der ausgehend von Ischgl mit dem Hin und Her beim Auftauchen des Südafrika-Virus in Tirol noch verstärkt worden sei. Dornauer verwies dabei auf eine aktuelle Erhebung.

In der Untersuchung des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) mit Büros in Hamburg, Frankfurt und Wien hat sich demnach herauskristallisiert, dass Ischgl trotz vieler anderer Hotspots inzwischen weiter als Sinnbild für das Versagen in der CoV-Pandemie gelte und in Deutschland der Reputationsschaden für Tirol durch den Umgang mit der Südafrika Variante „wirklich dramatisch“ sei. Das IMWF hat für die Analyse nach eigenen Angaben 26 Millionen Debattenbeiträge zum Thema Coronavirus ausgewertet.

Hinweissschilder zu Hotels und Restaurants
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Landeshauptmann Platter glaubt an eine „ordentliche“ Sommersaison, eine aktuelle Untersuchung sieht allerdings einen massiven Imageschaden für Tirol im Zuge der Coronavirus-Krise

Platter: Einstufung als Mutationsgebiet größtes Problem

Landeshauptmann Platter betonte im Landtag, dass es jetzt in erster Linie gelingen müsse, die Einstufung als Virusmutationsgebiet in Deutschland vom Tisch zu bringen. Mit Mittwoch ende die Ausreisetestpflicht für Tirolerinnen und Tiroler, wenn sie in ein anderes Bundesland wollen. Die am Donnerstag startende Massenimpfaktion im Bezirk Schwaz sei der nächste Schritt, um die Südafrika-Variante in Tirol endgültig unter Kontrolle zu bringen. Sobald das deutsche Einreiseverbot aus Tirol vorbei sei, werde man auch das Image des Landes wieder zurechtrücken, so Platter.

Er verwies auf geplante Kampagne in Zusammenarbeit mit der Tirol Werbung, damit wir „ordentlich in den Sommer hineinkommen, damit wir einen Tourismus im Sommer haben werden“, so Platter. Er zeigte sich zuversichtlich. Es gebe laufend Rückmeldungen aus der Hotellerie, wonach es viele Anfragen von ausländischen Urlaubsgästen gebe, die wieder nach Tirol kommen wollen.