Zwei Männer mit FFP2 Maske schauen auf Speisekarte
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Soziales

Gut integriertem Lehrling droht Abschiebung

Obwohl er gut ausgebildet und integriert ist, droht im Zillertal einem jungen Mann aus Afghanistan die Abschiebung. Dem Lehrling wurde der subsidiäre Schutz aberkannt, nun will sein Anwalt einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht stellen.

2015 kam Abdullah H. als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Österreich. Seit drei Jahren lebt und arbeitet er in einem Hotel in Mayrhofen im Zillertal. Wie lange er noch bleiben kann, ist unklar, ihm droht die Abschiebung nach Afghanistan. „Meine größte Angst ist, dass die Polizei in der Nacht kommt und mich abholt und nach Afghanistan abschiebt“, so der Lehrling.

Auch für seinen Chef Wilhelm Pfister ist die Situation völlig unverständlich: "Abdullah ist in der Lehre, er ist gefestigt, hat einen Freundeskreis. Als er kam, konnte er kaum lesen und schreiben. Jetzt hat er die zweite Klasse Berufsschule mit Erfolg abgeschlossen. Er ist einer der Fleißigsten überhaupt, ich kann nicht verstehen, wie man so einen jungen Menschen aus der Lehre reißen kann.“

Subsidiärer Schutzstatus aberkannt

Der Abschiebestopp für Lehrlinge greift bei dem jungen Mann nicht, da diese Regelung nur für Asylwerber gilt. Abdullah H. aber galt als subsidiär Schutzberechtigter. Sein Asylantrag wurde abgewiesen, aber sein Leben oder seine Gesundheit werden im Herkunftsland bedroht. Jetzt wurde ihm auch dieser Titel nach sechs Jahren aberkannt. Warum, kann er nicht verstehen: „In Afghanistan passieren jeden Tag Terror und Anschläge. Die Taliban attackieren jeden Tag, es gibt in Afghanistan keinen sicheren Ort für mich“, so Abdullah H.

Angst vor Abschiebung

Abdullah H. hat Angst vor der drohenden Abschiebung in sein Heimatland Afghanistan. Dieser Fall sorgt derzeit im Zillertaler Mayrhofen für Unverständnis.

Sein Chef erklärte, ihn nicht fallenlassen zu wollen, denn Abdullah H. würde alles für den Betrieb tun, „auf ihn kann ich mich verlassen“. Abdullah H. möchte nicht nur seine Lehre abschließen, sondern auch einen Barkeeperkurs und die Sommelierprüfung machen.

Anwalt: BFA-Personal braucht Beschäftigung

Sein Anwalt Wilfried Embacher kämpft in Wien derzeit um den subsidiären Schutzstatus für seinen Mandanten, er ortet hinter der drohenden Abschiebung eine Politik der Abschreckung: „Da steckt definitiv die Politik dahinter. Es gibt ja keinen objektiven Anlass, die Situation in Afghanistan neu zu bewerten. Es hat sicherlich mit den Kapazitäten beim BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, Anm.) zu tun. Nach 2015 wurde ja sehr viel Personal aufgenommen, das jetzt nicht mehr unbedingt notwendig ist. Das heißt, diese Leute müssen beschäftigt werden. Offensichtlich dienen diese Aberkennungsverfahren auch der Beschäftigung der neu eingestellten Leute“, so der Anwalt.