Gams
ORF
ORF
Umwelt

Forderung nach Schutz-Zonen für Wild

Tirols Förster und Jäger fordern ausgewiesene Ruhezonen für das Wild. Sogenannte Variantenfahrer schrecken die Tiere immer öfter auf und zerstören Aufforstungen. Mit dem heurigen Boom an Tourengehern werden vermehrt sensible Waldzonen befahren.

Diesen Winter sind sie besonders oft zu entdecken: Skispuren von Variantenfahrern mitten im Jungwald. Heuer boomt das Tourengehen besonders. Die Skifahrer stören allerdings das heimische Wild in seiner lebensnotwendigen Winterruhe. Zudem werden durch die Variantenfahrer oft frisch gepflanzte Aufforstungen zerstört.

Unter den Tiroler Jägern und Förstern werden die Rufe nach einer Gesetzesänderung daher immer lauter. Auch der Förster und Waldaufseher von St. Jakob im Defereggental, Robert Ladstätter, forderte, dass sich etwas ändern müsse: „In meinen Augen ist eine Gesetzesänderung unausweichlich. Es müssen Ruhezonen festgelegt werden. Diese Natur-Nutzer müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden, damit sie nicht zu Natur-Verbrauchern werden.“

Varianten-Skifahrer im freien Skiraum
ORF
Variantenfahrer befahren oft die Lebensräume der heimischen Wildtiere

Bäume leiden unter Skifahrern

Der teils hohe Schnee lässt Skifahrerinnen und Skifahrer im Gelände freie Stellen vermuten, über die sie abfahren können. Oft verstecken sich darunter aber frischgesetzten Jungpflanzen, die durch die Abfahrt sehr in Mitleidenschaft gezogen werden, wie Ladstätter erklärte: „Diese werden durch die Kanten der Ski zerstört – das ist der direkte Schaden. Indirekt wird das Wild durch die Beunruhigung konzentriert und drängt sich dann in Waldgebieten zusammen, wo dann natürlich auch vermehrt Schäden auftreten.“

Junges Gamskitz ohne Mutter
ORF
Das kleine Gamskitz muss durchgefüttert werden, da es von seiner Mutter getrennt wurde

Gamskitz von Mutter getrennt

Bei St. Jakob im Defereggental kann derzeit seit Tagen ein junges Gamskitz beim Äsen beobachtet werden. Das Tier kämpft allerdings ums Überleben und muss gefüttert werden, da es vom Muttertier getrennt wurde: „Es ist möglich, dass es heruntergescheucht wurde durch eine Störung, etwa durch Tourengeher, Variantenabfahrer oder Schneeschuhwanderer“, vermutete der Waldaufseher.

Auch Tirols Landesjägermeister Anton Larcher kennt das Problem gut: „Die Menschen suchen coronabedingt vermehrt den Wald auf und stören dadurch die Winterruhe, den Lebensraum und somit die Wohnstube der Wildtiere. Das ist für das Wild eine extreme Herausforderung“, warnte der Jäger.

Jäger mit Fernglas
ORF
Die Tiroler Jäger und Förster beobachten die problematische Situation schon lange

Jägermeister: Aufteilung nach Zonen

Larcher denkt daher inzwischen laut über eine Art Raumplanung im Wald nach: „Vielleicht werden wir über kurz oder lang eine Art örtliche Raumplanung in den Alpen brauchen. Das würde bedeuten, dass man also sagt: Das hier ist ein sensibler Bereich für Flora und Fauna, für bestimmte Wild- und Pflanzenarten, anderswo gibt es ein Naherholungsgebiet oder eine Mountainbike-Strecke und so weiter“, so seine Idee. Das versprengte Gamskitz könnte jedenfalls eine Ruhezone brauchen. Der Ruf nach Vernunft hat bisher wenig gebracht.

Antrag im Landtag

Die FPÖ hat in dieser Woche dazu einen Antrag im Landtag eingebracht. Darin fordert die Partei, dass die Behörde unbefristet oder temporär befristet Wildruhezonen errichten könne.