Der 13.032 Hektar große Gebirgskamm Kaunergrat zwischen dem Pitztal und dem Kaunertal beeindrucke durch einen außerordentlich hohen Anteil an ursprünglicher Kulturlandschaft und einem intakten Naturraum, erklärte Naturschutzlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Mit dem in der Landesregierung gefassten Beschluss wird der Kaunergrat zum Landschaftsschutzgebiet erklärt und zugleich in den gleichnamigen Naturpark integriert.
Die neue Schutzgebietsfläche umfasst die gesamte Gebirgsregion zwischen der Aifner Spitze im Norden und dem Löcherkogel im Süden. Es schließt damit nahtlos an das südlich angrenzende Natura 2000-Gebiet „Ruhegebiet Ötztaler Alpen“ an.
Einzigartiges Nord-Südgebirge in Wildheit
Besonders ist die Landschaft auch deshalb, weil kein anderes Nord-Südgebirge auf derart kurzer Strecke in Tirol in solcher Wildheit – mit schroffen Gipfelregionen, steilen Gletscherbereichen, felsigen Karen und solcher Unberührtheit – in Form von alpinen Rasen, Feuchtgebieten oder zahlreichen Bergseen vorliegt wie am Kaunergrat, wurde das neue Naturschutzgebiet in der Aussendung des Landes beschrieben.
Die vorkommenden Wälder sind größtenteils Standort- und Objektschutzwälder und nur bedingt für die forstliche Nutzung geeignet. Es handelt sich dabei um natürliche Zirbenwälder und Mischformen mit Fichten und Lärchen. Derartige Waldtypen sind überdies wertvolle Lebensräume für Auer- und Birkwild und zahlreiche weitere waldgebundene Brutvogelarten wie den Schwarzspecht, Buntspecht oder Eulenvögel.
Vision vom Naturpark Kaunergrat erfolgreich umgesetzt
Im Jahr 1998 wurde von den neun Mitgliedsgemeinden aus dem Pitztal, Kaunertal und Fließ die „Initiative Naturpark Kaunergrat“ ins Leben gerufen. Schon damals lag diesem Bestreben die Vision zugrunde, die eindrucksvolle Landschaft rund um den Kaunergrat zum Herzstück des Naturparks zu machen.
Naturparkfläche verteilt sich auf 9 Gemeinden:
Fließ, Faggen, Arzl im Pitztal, Jerzens, Kaunerberg, Kaunertal, Kauns, St. Leonhard im Pitztal, Wenns
Diese Vision sei am Freitag endlich Wirklichkeit geworden, zeigte sich Naturparkobmann Hans-Peter Bock zufrieden: „Dabei macht mich besonders stolz, dass die Schutzgebiete mit großer Zustimmung der lokalen Bevölkerung ausgewiesen wurden. Man sieht, dass es mit konsequenter Arbeit möglich ist, auch zunächst kritisch eingestellte Grundeigentümer ins Boot zu holen.“
Größte neue Schutzfläche seit 30 Jahren
Die zum Naturpark dazugekommenen 13.032 Hektar entsprechen einer Fläche von 17.000 Fußballfeldern. Sie sind damit die größte Fläche, die in den vergangenen 30 Jahren in Tirol neu ausgewiesen und unter Schutz gestellt wurde.
Umweltdachverband über Entscheidung hoch erfreut
In einer Stellungnahme zeigte sich der Umweltdachverband glücklich über die Eingliederung des Landschaftsschutzgebiets in den Naturpark. Das Landschaftsschutzgebiet Kaunergrat sei ein Kernziel des Naturparks seit seiner Gründung vor mehr als 20 Jahren gewesen: „Gebiete dieser Schutzkategorie zeichnen sich durch ihren besonderen Charakter, großen ästhetischen Wert sowie einen Erholungsfaktor der Landschaft aus.“
Insgesamt gibt es in Tirol 90 Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 341.644 Hektar. Der Anteil der Schutzgebiete an der Landesfläche beträgt 27 Prozent.