Fläche mit zahlreichen umgestürzten Nadelbäumen
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Chronik

Waldarbeit: Besucher unterschätzen Gefahr

Im Winter ist in den Tiroler Wäldern witterungsbedingt wieder viel Schadholz angefallen. Nun gilt es, das Holz rasch aus dem Wald zu bringen, um dem Borkenkäfer keine Brutstätte zu bieten. Immer wieder zeigt sich dabei, dass Holzarbeiten und Tagestourismus schwer zu vereinbaren sind.

Die starken Schneefälle vor allem im Dezember haben in vielen Tiroler Wäldern ihre Spuren hinterlassen. Mit 149.000 Kubikmeter Schadholz war der Bezirk Lienz am stärksten betroffen, aber auch in den Nordtiroler Wäldern hielten viele Bäume der Schneelast nicht stand, insgesamt fielen in Tirol im Dezember und Jänner 316.200 Kubikmeter Schadholz an.

„Abgebrochen wie Zahnstocher“

„Am 6. Dezember 2020 sind von Süden her riesige Schneemengen in sehr feuchtem Zustand gekommen“, erinnert sich Karl Krug, Gemeindewaldaufseher von Wildermieming. Weil es auch geregnet hat, haben sich die Schneemengen in den Baumkronen festgefroren. „Auf etwa 15 bis 20 Meter Höhe wurde die Last dann zu stark, die Bäume sind abgebrochen wie die Zahnstocher“, erzählt Krug.

Abgeknickter Baum
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Die Baumkronen hielten der Schneelast nicht stand und brachen ab. So ist der Baum leichtes Ziel für den Borkenkäfer.

Um dem Borkenkäfer keine Brutstätte zu bieten, muss jetzt das Schadholz aus dem Wald. Der Großteil des Waldes in Wildermieming ist Gemeindegutswald. Vor Jahrhunderten wurde jeder Hofstelle in Wildermieming das Recht auf die Nutzung mehrerer Waldstellen zugesprochen, die nachfolgenden Generationen haben diese Holznutzungsrechte geerbt. Damit ist auch die Pflicht verbunden, schadhaftes Holz zu entfernen. Der Wildermieminger Gemeindegutswald umfasst 400 Hektar und ist in unzählige Parzellen gegliedert, die wiederum bis zu 14-mal unterteilt sind.

Wald, Holzstoß, Menschen schauen auf Karte
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Gemeindewaldaufseher Karl Krug hat den Überblick über 400 Hektar Gemeindegutswald in Wildermieming

Die kleinsten Waldteile sind dadurch nur etwa 300 Quadratmeter groß. „Wenn ein Baum 20 Meter hoch ist, fällt er über drei Besitzstrukturen drüber,“ so Krug. Deshalb sei man bereits schon länger damit beschäftigt, genaue Grenzen zu ziehen, „damit dann jeder sein Holz umschneiden kann“. Die Verwertung des Schadholzes sei in Wildermieming kein Problem, so Krug, da es viele Hackschnitzel- und Stückgutheizungen gebe.

Harvester
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Im Wald der Bundesforste auf dem Zimmerberg wird auch mit einem Harvester gearbeitet, der die Bäume entastet und zurechtschneidet

Auch im Wald der Bundesforste auf dem Zimmerberg zwischen Wildermieming und Telfs werden seit Wochen die Winterschäden aufgearbeitet. „Hier arbeiten wir uns Fläche um Fläche vor“, sagt Forstunternehmer Stefan Peerz. Die schadhaften Bäume werden vom Förster angezeigt und dann von den Waldarbeitern gefällt. Ein Forsttraktor bringt die Bäume dann mit einer Zange oder mit Hilfe einer Seilwinde aus dem Wald zu einer Stelle auf dem Forstweg, die für einen Lkw erreichbar ist. Dort werden die Bäume dann in Sortimente geschnitten, gestapelt und abtransportiert. Je nach Zustand werden sie für Sägewerke, Biomasse oder Brennholz verwendet.

Erholungssuchende missachten Absperrungen

Bei den Arbeiten im Wald muss jeder Handgriff sitzen, sonst können Holzarbeiten schnell gefährlich werden. Gefährlich kann es aber auch für Freizeitsportler werden, die Absperrungen und Hinweisschilder missachten. Teilweise würden Absperrtafeln auch einfach umgeworfen oder in den Wald geschmissen, berichtet Peerz. Es sei schon öfter vorgekommen, dass plötzlich Menschen direkt hinter den laufenden Maschinen standen. „Das ist lebensgefährlich“, warnt Peerz.

Radfahrer vor Absperrtransparent
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Erholungssuchende müssen umkehren, wenn gerade Holzarbeiten durchgeführt werden

Auch Gemeindewaldaufseher Karl Krug berichtet von teils uneinsichtigen Erholungssuchenden: „Durch Corona können die Leute nicht auf Urlaub fahren, noch viel mehr Menschen als sonst suchen Erholung im Wald.“ Manchen falle es schwer, die Sperrtafeln zu akzeptieren und einen anderen Weg zu wählen. Das führe immer wieder zu Spannungen zwischen Erholungssuchenden und Waldarbeitern, so Krug. Holzarbeit und Tagestourismus lassen sich schwer vereinbaren, bringt er es auf den Punkt.

Zukunft liegt im klimafitten Mischwald

Nach der Beseitigung der Winterschäden wird im Frühjahr mit der Aufforstung begonnen. Die Zukunft liegt auch auf dem Zimmerberg im klimafitten Mischwald. Auf einer Versuchsfläche hat man schon vor ein paar Jahren verschiedene Laubbäume angepflanzt, darunter Eiche, Bergahorn, Edelkastanie und Kirsche. Das Schadensereignis auf dem Zimmerberg biete nun die Chance, „dass wir diese Blößen und Lücken mit diesen Laubhölzern ergänzen“, sagt Kurt Franz, Bundesforste-Revierleiter Telfs.