eine Tischlerei
ORF/Thomas Koppensteiner
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Wirtschaft

Betriebe kämpfen mit BRD-Einreiseverbot

Die Tiroler Wirtschaftskammer hat erneut die Einreisestopps Bayerns kritisiert. Besonders die heimische Industrie und das Baugewerbe leiden demnach massiv darunter. Das gefährde jene Branchen, die derzeit wirtschaftlich eigentlich gut dastehen würden.

Die meisten beruflichen Reisen nach Deutschland sind derzeit unmöglich. Ausnahmen gibt es neben dem Güterverkehr und für Gesundheitspersonal nur für wenige systemrelevante Grenzpendler. Tiroler Betriebe treffe das hart, kritisierte am Freitag der Abteilungsleiter der Außenwirtschaft, Gregor Leitner: „Das betrifft Vertriebsaktivitäten in Deutschland, Kundenbesuche, Montage, mobile Dienstleister, Projekte, die abzunehmen oder vorzubereiten sind. Für eine irre Palette von beruflichen Reisen ist die Grenze derzeit dicht.“

Die Tiroler Wirtschaftskammer kritisierte auch erneut, dass es derart strenge Maßnahmen nicht überall gebe. So werde die Einreise zwischen Deutschland und dem französischen Moselle-Gebiet flexibler gehandhabt – mehr dazu in Deutschland misst mit zweierlei Maß. Für ihn sei so etwas unverständlich, kommentierte der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser diese Situation.

Branchen verlieren Aufträge

Betroffen von den deutschen Einreisesperren seien etwa heimische Tischlereien, Architekturbüros, Kunstschmieden und viele weitere Tiroler Betriebe, die in Bayern Aufträge haben, erklärte die Wirtschaftskammer: Es gehe um Termine, die man zwar ein, zwei Wochen verschieben könne, inzwischen sei diese Möglichkeit jedoch ausgereizt. „Jetzt kommen massive Beschwerden, weil Termine nicht um fünf, sechs Wochen verschoben werden können. Das trifft die Tiroler Wirtschaft enorm“, beschrieb Leitner das Dilemma.

Auch eine Durchreise durch Deutschland in andere Länder ist derzeit de facto nicht erlaubt. Die Tiroler Wirtschaftskammer hofft, dass die Einreisebestimmungen bald fallen. Dennoch blieben dann aber weiterhin die verpflichtete Quarantäne nach einer Einreise nach Deutschland. Es sehe derzeit danach aus, als ob das auch bis Ende März so sein werde, so die Befürchtung.

Bauwirtschaft
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Die heimische Baubranche leidet unter dem Einreisestopp nach Bayern

„Konjunkturstützen“ geraten ins Wanken

Der Schaden treffe die heimische Industrie, das Gewerbe und auch die Bauwirtschaft massiv, obwohl diese Branchen derzeit eigentlich gut dastünden, befürchtete Konjunktur-Experte Stefan Garbislander: „Hier würden die Aufträge gut passen. Die Bauwirtschaft ist derzeit etwa die große Konjunkturstütze. Aber das große Damoklesschwert ist, dass dieser produzierende Bereich durch diese Maßnahmen auch in eine Schieflage kommt“, so Garbislander.

Viele der 2.000 befragten Tiroler Unternehmen würden ein pessimistisches Bild für die Zukunft zeichnen. Fast zwei Dritteln seien berufliche Reisen nach Deutschland derzeit nicht mehr möglich. Etwa ein Drittel der Unternehmen beklage einen entstandenen Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent. Viel hänge an den weiteren Entwicklungen in Bayern, erklärte die Tiroler Wirtschaftskammer. Man suche das Gespräch und hoffe, das Klima zwischen Tirol und seinem Nachbarn bald wieder zu verbessern, hieß es.