Das Team von Forschern aus Italien, Deutschland und dem Ökologen Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien analysierte insgesamt 96 Grasproben, die 2018 vom Südtiroler Sanitätsbetrieb genommen wurden. Bereits in einer früheren Studie wurden an 45 Prozent der damals untersuchten Spielplätze von den Hauptautoren Pestizidrückstände nachgewiesen. Nun fand man an 23 von 24 analysierten Standorten zumindest eine derartige Substanz, an 80 Prozent der öffentlichen Plätze war es mehr als eine.

Drei Viertel der Pestzide mit hormoneller Wirkung
Mittels Gaschromatografie und Massenspektrometrie suchten die Wissenschafter nach insgesamt 281 Verbindungen. Gefunden wurden 32 Pestizide in meist recht niedrigen Konzentrationen. 76 Prozent davon hätten jedoch hormonelle Wirkung, so die Forscher. Für diese Stoffe gelten keine Grenzwerte, da sie bereits in äußerst geringen Konzentrationen Wirkung im Körper entfalten, erklärte Zaller gegenüber der APA: „Eines der gefundenen Insektizide, Chlorpyrifos, ist seit Anfang 2020 in der EU verboten, weil es unter anderem die Gehirnentwicklung von Babys beeinflusst.“
Teilweise ganzjährig nachweisbar
Sowohl die Anzahl der gefundenen Rückstände wie auch die Konzentrationen waren im Frühling am höchsten, gefolgt vom Sommer, Herbst und Winter. Manche Pestizide seien im öffentlichen Raum also das ganze Jahr über vorhanden. Für die Erstautorin der Studie, Caroline Linhart, vom Pesticide Action Network Europe (PAN Europe) weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass die dortige Bevölkerung solchen Substanzen mancherorts offenbar durchgehend ausgesetzt ist, wie es in einer Aussendung des PAN-Netzwerks heißt.
Pestizide können nicht begrenzt eingesetzt werden
Für Zaller zeigen die Ergebnisse, dass es Anwendern von Pestiziden anscheinend nicht gelinge, diese auf die dafür vorgesehenen Flächen zu begrenzen. Die Erkenntnisse der Untersuchung aus Südtirol seien vermutlich auch auf andere Gebiete mit intensivem Obstbau umlegbar, wie der Steiermark, der Bodensee-Region, Niedersachsen, dem Schweizer Mittelland oder auch Polen.
Die Autoren der Studie, die im Fachblatt "Environmental Sciences Europe“ publiziert wurde, sehen die Politik und Anwender gefordert, durch verbesserte Ausbringungstechnik, das genaue Beachten der herrschenden Windverhältnisse beim Pestizideinsatz und einem Umstellen auf pestizidfreie Anbaumethoden die Abdrift einzudämmen.