Virologin Dorothee von Laer
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Coronavirus

Von Laer: Mayrhofen-Maßnahmen zu lokal

Für die Virologin Dorothee von Laer geht die Isolierung von Mayrhofen ab Samstag nicht weit genug. Sie wirft der Politik vor, zu langsam und zögerlich zu handeln. Stattdessen sollten betroffene Gemeinden isoliert werden, bis ein Großteil der Einwohner getestet wurde.

Nach dem Auftreten von CoV-Clustern im Zillertal gelten für die Gemeinde Mayrhofen ab Samstag vorerst verschärfte Maßnahmen. Ein Verlassen des Ortes ist nur mit einem negativen Test möglich. Zudem wird die Bevölkerung erneut zu PCR-Tests aufgerufen. Handel und Schulen müssen wieder schließen – mehr dazu in Hotspot Mayrhofen: Lockdown, Testpflicht.

Für von Laer von der Innsbrucker Medizinuni sind diese Maßnahmen „ein Schritt in die richtige Richtung“, aber zu stark lokal begrenzt. Man habe jetzt Cluster in Mayrhofen. Die Mutante habe sich aber im gesamten Bezirk Schwaz verbreitet und auch schon auf andere Teile Tirols übergegriffen. „Das ist nicht, als ob man nur einen kleinen Brand austreten will. Das ist ein größeres Feuerchen in einem Waldbrand, das wir jetzt löschen wollen“, so die Expertin. Die Maßnahmen sollten ihrer Einschätzung nach auf den gesamten Bezirk ausgeweitet werden.

Von Laer: „Politik zu spät und nicht proaktiv“

Die Virologin hatte vor Wochen, als die ersten Fälle der südafrikanischen Virusvariante im Zillertal nachgewiesen worden waren, eine lokale Isolierung des betroffenen Gebietes gefordert. Als Fälle auch im weiteren Tiroler Unter- und Oberland auftraten, empfahl sie, großräumiger zu isolieren: „Lokal zu isolieren wäre ganz am Anfang wichtig gewesen. Es reicht inzwischen nicht mehr, nur das Zillertal oder einen Ort zu isolieren“, so die Expertin.

„Das Virus treibt die Politik vor sich her, und die Politik ist zu spät und nicht proaktiv. Das, was wir jetzt machen, hätte man damals beim Auftreten der ersten Fälle im Zillertal machen müssen.“ Die jetzigen Maßnahmen für Mayrhofen seien „besser, als wenn gar nichts passiert“, damit bringe man die Virusvariante aber auch nicht weg.

Idee: Testen gegen Isolierung

Von Laer gab zu bedenken, dass man Tirol schlecht bis zum Sommer „einsperren“ könne: „Wir können hoffen, dass der Sommer uns hilft. Ich bin optimistisch, dass die Zahlen bis Mai oder Juni allgemein so weit sinken, dass wir dann auch die Südafrika-Variante kontrollieren können.“ Bis dahin gelte es, sich Lösungen einfallen zu lassen.

Eine Testpflicht sei rechtlich nicht durchzusetzen. Von Laer schlägt daher vor, Gemeinden mit hohen Mutanten-Inzidenzen die Wahl zu lassen: „Man könnte etwa sagen: Wenn sich eine Gemeinde nicht bis zu 80 Prozent durchtesten lässt, geht ihr in den Lockdown – und erst wenn alle sich haben testen lassen, wird die Gemeinde wieder aufgemacht“, so ihr Vorschlag zu einer Strategie.

Infektiologe Weiss hofft auf Impfung

Gegenüber der ZIB2 äußerte sich auch der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss zur Einschätzung der Lage, außerdem blickte er zurück auf die bisherige Zeit der Pandemie und sagte auch, wie es weitergehen könnte. Er äußert unter anderem die Hoffnung, dass man das Coronavirus mit Impfungen ähnlich wie die Influenza in den Griff bekommen kann und man im Herbst keinen Lockdown mehr braucht.

Immunologe Weiss zu Maßnahmen in Tirol

Günter Weiss, Direktor Innere Medizin an der MedUni Innsbruck, über Strategien gegen die Virusmutation in Tirol, Erkenntnisse aus einem Jahr Pandemie, die österreichische Impfstrategie und eine mögliche Öffnung der Gastronomie.