Die aktuelle Krise der Getränkehändler zeigt sich beispielhaft im Oberland in Tarrenz. Dort, in den Lagern der Traditionsbrauerei Starkenberger, stapeln sich momentan die Bierfässer bis unter die Decke. Alles Retourware, Fässer, die im Oktober für die Wintersaison ausgeliefert wurden. Fässer, die in den letzten Tagen zurückgeholt werden mussten. Ware, die verdirbt und in den nächsten Wochen wohl vernichtet wird.
Noch hat die Brauerei keine Mitarbeiter abgebaut, insgesamt 30 Menschen haben dort im Gurgltal einen Job. Während Großbrauereien quer durch Europa bereits viel Personal abgebaut haben, will das Tiroler Traditionsunternehmen seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten. Auch wenn es schwierig sei in der Krise, wie Brauereichef Bernhard Prosser sagt. Normalerweise verbucht man bei Starkenberger einen Jahresumsatz von sechs Millionen Euro, derzeit beträgt der Umsatzeinbruch rund 80 Prozent. Lediglich in die Supermärkte wird momentan geliefert.
Kritik an der Wirtschaftspolitik
Harsche Kritik üben die Getränkehändler an der Landes- und Bundespolitik. Es fehle die Planbarkeit, versprochene Ausgleichsentschädigungen würden nicht eintreffen und wochenlang geschlossene Restaurants, Bars und Hotels würden der Branche den Todesstoß versetzen, kritisieren die Händler.
Deren Sprecher, Claus Aniballi aus Prutz, weist auf die geleisteten Umsatzausgleichszahlungen hin. Diese seien im November bei 20 Prozent, im Dezember gar nur mehr bei 12,5 Prozent gelegen. Zudem sei das Procedere, an Entschädigungszahlungen zu kommen, viel zu kompliziert. Aniballi spricht von einer alarmierenden und zugleich historischen Situation für die Getränkehändler im Tiroler Oberland. Historisch sei nämlich die Tatsache, dass ehemalige Konkurrenten am Markt sich nun zusammensetzen würden, um einen Ausweg aus der Krise zu finden.
Händler fordern ein Ende des Gastro-Lockdowns
Die Getränkehändler im Tiroler Oberland sind derzeit damit beschäftigt, Ware kulanterweise zurückzunehmen und dutzende Arbeitsplätze zu retten. Der Ausfall der Wintersaison, dazu geschlossene Beherbergungsbetriebe und Lokale haben den Umsatz praktisch zum Erliegen gebracht.
Die Händler können etwa das Fassbier nur in der Gastronomie verkaufen. Darauf haben sie sich spezialisiert. Der anhaltende Lockdown entzieht ihnen und auch den Brauereien jetzt die Lebensgrundlage. Weitere Arbeitsplätze sind in Gefahr, betroffen davon sind dutzende Mitarbeiter und ihre Familien.
Viele Beschäftigte sind weiterhin in Kurzarbeit
Daniel Hafele ist Getränkehändler in Ried im Oberinntal und in diesen Tagen ebenso mit der Rückholung von Bier, Wein und Limos beschäftigt wie sei Kollege Christof Handle aus Landeck. Hunderttausende Liter an Getränken wurden im Herbst in die Tourismuszentren geliefert, jetzt wird die Ware wieder abgeholt. Und sie muss teilweise vernichtet werden. Für die Unternehmer ist das ein riesiger finanzieller Schaden.
Zudem sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Getränkelieferanten seit fast einem Jahr in Kurzarbeit. Und mit den immer wieder verlängerten Lockdowns habe sich die Situation nicht verbessert, sagt Christof Handle.
Es sei höchste Zeit für ein Ende des Gastro-Lockdowns, appellieren jetzt die Getränkehändler an die Politik. Sie fordern ein ehestmögliches Aufsperren der Gastronomiebetriebe in Tirol. Denn sonst komme in den nächsten Wochen das wirtschaftliche Ende für viele Getränkehändler und Zulieferbetriebe.