Dosis der Pfizer-BioNtech Covid-19 Impfung, fotografiert im israelischen Hod Hasharon. (4.2.2021)
JACK GUEZ / AFP / picturedesk.com
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Coronavirus

Forderung: Impfung für Schwazer als Schutz

Der Forderung der Virologin Dorothee von Laer für eine „Riegelimpfung“ im Bezirk Schwaz schließen sich LH Günther Platter (ÖVP) und der Koalitionspartner, die Grünen, an. Im Kindergarten in Mayrhofen wurde ein Cluster mit Mutationsverdacht entdeckt, auch die NMS ist von positiven Fällen betroffen.

In Mayrhofen sind derzeit 35 Personen aktiv mit dem Coronavirus infiziert. In einem Kindergarten entstand ein Coronavirus-Cluster mit zehn positiven Fällen – sieben Kinder und drei Betreuungspersonen. Das gab Bürgermeisterin Monika Wechselberger (Liste Für Mayrhofen) am Dienstag bekannt. Auch in der Neuen Mittelschule (NMS) wurde ein Fall bekannt, beide Einrichtungen wurden geschlossen.

Zudem liegen in Mayrhofen nach einer PCR-Analyse derzeit insgesamt 17 konkrete Verdachtsfälle auf die südafrikanische Coronavirus-Variante vor, teilte das Land Tirol am Dienstag mit. Zwei dieser 17 Verdachtsfälle betreffen den lokalen Kindergarten bzw. die Mittelschule, hieß es. Im Kindergarten gibt es bereits einen Verdachtsfall auf die südafrikanische Mutation, sagte Wechselberger.

Mayrhofen
In der Zillertaler Gemeinde Mayrhofen steigt die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen. Auch Kinder sind betroffen.

Appell an Bevölkerung, sich testen zu lassen

Die Zahlen steigen in der Zillertaler Gemeinde. Die Ortschefin richtet einen dringenden Appell an die Bevölkerung, zum CoV-Test zu gehen: „Es gibt zu den bestehenden Teststationen für die Kinder und Eltern die Möglichkeit, sich direkt vor dem Schulgebäude, in dem auch der Polytechnische Lehrgang und die Volksschule untergebracht sind, testen zu lassen. Ich möchte alle ganz intensiv bitten, das Angebot anzunehmen.“

Die Bereitschaft, sich testen zu lassen, dürfte aber – zumindest was die 40.000 Gurgeltests angeht, die im Bezirk Schwaz verteilt wurden – eher enden wollend sein. In Fügen etwa wurden 1.000 Gurgeltests ausgegeben, nur 50 davon wurden abgegeben. Der Fügener Bürgermeister Dominik Mainusch glaubt, dass die Gurgeltests, die zu Hause zu machen sind, zu aufwendig sind. Man muss sich beim Test via Handy oder Computer filmen lassen, damit die Behörden die Identität sicherstellen können. Das wirke auf viele auch abschreckend, so Mainusch. Insgesamt sind von 40.000 ausgegebenen Gurgeltests im Bezirk Schwaz bisher nur 4.000 zur Auswertung zurückgekommen.

Tiroler Koalitionsparteien für „Riegelimpfung“

Der grüne Klubobmann Gebi Mair sprach sich am Dienstag dafür aus, „dass für gewisse Szenarien Vorkehrungen getroffen werden“. Sollte die südafrikanische Mutation außer Kontrolle geraten, solle ein „Impfschutzschirm“ aufgespannt werden. Dieser Vorschlag würde dem einer Riegelimpfung gleichkommen, sagte er. Man dürfe sich nun trotz der zuletzt sinkenden Infektionszahlen nicht darauf ausruhen. Die Situation könne sich binnen kurzer Zeit drehen, das habe man bei der Pandemiebekämpfung gelernt.

Mair nahm damit den Vorschlag der Leiterin der Vorologie an der Med-Uni Innsbruck auf, die eine „Riegelimpfung“ am Montag gegenüber dem ORF gefordert hatte – mehr dazu in Virologin für Riegelimpfung im Bezirk Schwaz.

Günther Platter zur Impfung der Schwazer Bevölkerung

Auch Landeshauptmann Platter sprach sich für die vorgezogene Impfung der Bevölkerung im Bezirk Schwaz aus. Er habe über die Bundesregierung bei der EU interveniert, dass die Europäische Union die Impfstoffe zur Verfügung stelle, so Platter. „Wenn Tirol schon ein Hotspot der südafrikanischen Virusmutation ist, dann bringt uns das Abschirmen unseres Landes allein nicht weiter, die Mutation muss vielmehr gemeinsam bekämpft werden“, betonte der Landeshauptmann.

Herde wird durch Impfung von außen abgeschirmt

Bei einer „Riegelimpfung“ werde die Herde durch Impfung von der Umgebung nach außen abgeschirmt, erklärte von Laer. Das intensive Testen in Tirol sei relativ erfolgreich, allerdings seien die Zahlen in Schwaz noch hoch. Laut AGES wies der Bezirk Schwaz mit Stand Dienstagmittag eine 7-Tage-Inzidenz von 164,8 auf. „Wir bringen hier in Tirol die Südafrika-Variante im Moment einfach nicht weg“, sagte sie und zeigte sich unsicher, „ob das mit dem Testen langfristig reicht“. Ihrer Ansicht nach war man „ein bisschen spät mit den Maßnahmen“.

Virologin Dorothee von Laer am Mikroskop im Labor
ORF
Die Leiterin der Virologie an der MedUni Innsbruck, Dorothee von Laer, bringt auch diesmal wieder eine Diskussion ins Rollen

Bezirkshauptmann: Überlegen, was machbar ist

Wochenlang habe man die Situation im Bezirk gut gehandelt, so der Schwazer Bezirkshauptmann Michael Brandl am Dienstag. Die Ursache für den Anstieg der CoV-Fälle in Mayrhofen sei noch unklar. Jetzt müsse man überlegen, was hinsichtlich einer möglichen Impfkampagne machbar und sinnvoll sei, so Brandl.

Zangerl fordert rasche Lieferung von wirksamem Impfstoff

Auch Tirols Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl begrüßte den Vorschlag der Innsbrucker Virologin von Laer. Zangerl selbst forderte Anfang Februar eine rasche Lieferung an „wirksamem Impfstoff“ in betroffene Gebiete. „Wenn sich zeigt, dass Tirol mit den ergriffenen Maßnahmen gegen die Mutation erfolgreich ist, dann wird das Vorbildwirkung auf andere Regionen bzw. Länder haben“, meinte er.

Zahl der Südafrika-Mutante gesunken

Insgesamt wurden am Dienstag in Tirol erneut weniger aktiv Positive bei den bestätigten Südafrika-Fällen und Verdachtsfällen verzeichnet: Die Zahl sank innerhalb von 24 Stunden von 109 auf 98, innerhalb einer Woche von 142 auf 98. Von Montag auf Dienstag kamen sieben weitere Südafrika-Verdachtsfälle hinzu.