PCR Test
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Coronavirus

Vom Hals in die Statistik: Der Weg der Proben

Die Coronavirus-Variante B.1.351 stellt Tirols Pandemiebekämpfung gerade auf den Kopf. Manche Tests liefern rasch ein Ergebnis, andere dauern Tage. Welchen Weg nimmt ein Rachenabstrich, bis er sich als bestätigter Fall in der Statistik niederschlägt? tirol.ORF.at hat den Verlauf begleitet.

Erst ein PCR-Test macht aus einem Antigen-Schnelltest von Apotheke oder Teststraße ein gesichertes Ergebnis. Dafür wird der Abstrich in ein Röhrchen getaucht, dessen Flüssigkeit das Virus unschädlich macht und gleichzeitig seine RNA – die Kopiervorlage für Gene – herausschält und konserviert. Im Thermocycler wird mittels RT-Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) nach dem Virus gesucht, das Ergebnis ist negativ oder positiv.

Rund ein Dutzend Labore und Abteilungen Tiroler Krankenhäuser und der Klinik führen PCR-Tests durch, doch der überwiegende Teil – mehr als 90 Prozent der Tiroler PCR-Tests – wird von HG Pharma ausgewertet. Ihre Lab Trucks stehen zentral in den Bezirken, das Ergebnis steht nach etwa eineinhalb Stunden fest.

Flächendeckende Prüfung auf Varianten

Alle positiven Testergebnisse werden in Tirol derzeit, versehen mit einem Barcode, ein zweites Mal auf eventuelle Mutanten untersucht. HG Pharma führt diese Vorscreenings – ein erweitertes PCR-Verfahren – in Kitzbühel durch. Diese Methode dauert etwa drei Stunden, das Ergebnis – mehrfarbige Kurven – zeigt an, ob es sich um das herkömmliche Wuhan-Coronavirus, die britische oder die südafrikanische Mutante handelt. Bisher galten solche Ergebnisse als „hochgradige Verdachtsfälle“.

Grafik mit verschiedenen Etappen von Analysen des Coronavirus – vom PCR-Test zur Akademie der Wissenschaften
ORF

Genetische Bestätigung dauert

Um die Mutante auf genetischer Ebene korrekt zu identifizieren, werden sie für eine Vollsequenzierung in eines der zwei Zentren der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gebracht, das Verfahren samt Transport und Bearbeitung dauert zwischen zehn und 21 Tage. Das bedeutet, dass erkrankte Personen längst wieder genesen sind, bis die Mutante auf diesem Weg nachgewiesen ist.

Viel schneller ist eine Teilsequenzierung, wie sie an der Virologie der MedUni Innsbruck durchgeführt wird. In einem 48-stündigen Verfahren wird nur das S-Gen untersucht, jenes Spike-Protein, das für das Andocken des Virus an eine Wirtszelle zuständig ist und bei dem die bisherigen Mutanten auftauchten.

Die Proben werden entweder für spätere Nachtestungen archiviert oder zerkocht und damit zerstört. Mehr als 90 Prozent der „hochgradigen Verdachtsfälle“ werden durch die Sequenzierung bestätigt.

Geänderte Definition: Verdachtsfälle gelten als bestätigt

Das Zahlen-Wirrwarr der vergangenen Woche ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Gesundheitsbehörden und AGES mit unterschiedlichen Daten argumentierten. Für die Statistik galt lange nur eine Bestätigung durch langwierige Vollsequenzierung, für die Entscheidungen der Gesundheitsbehörde reichten „hochgradige Verdachtsfälle“.

Vor wenigen Tagen hat auch die AGES bereits das erweiterte PCR-Verfahren als Bestätigung anerkannt und in ihrer Statistik SARS-Cov-2-Varianten in Österreich ausgewiesen. Damit könnten divergierende Datengrundlagen nicht mehr den politischen Dialog beeinflussen.