Das Gebiet um die Kaserstattalm und die Kalkkšgel im momentanen Zustand.
Alpenverein/goldsutten.com
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Wirtschaft

Umstrittene Skigebietserweiterungen im Stubaital

Mitten in der Tourismuskrise während der Coronavirus-Pandemie sorgen die Ausbaupläne für zwei Skigebiete im Stubaital (Bezirk Innsbruck-Land) für Aufsehen. Die Schlick 2000 und die Elferbahnen sollen erweitert werden. Für den Österreichischen Alpenverein (ÖAV) ein völlig falsches Signal.

Beide Skigebiete sind gleichermaßen Stubaier Hausberge, liegen aber jeweils auf der anderen Talseite. Es geht nicht um einen Zusammenschluss, sondern um Ausbaupläne für beide Gebiete. Für rund 16 Millionen Euro wollen die Elferbahnen in Neustift im bestehenden Skigebiet eine zusätzliche Mittelstation bauen und damit ihr Angebot verbessern. Sie gelten als kleines Skigebiet vor allem für Einheimische, das weniger von Skifahrern, vielmehr von Rodlern, Paragleitern und im Sommer von Downhillern gerne genutzt wird.

Quasi schräg gegenüber in den Gemeindegebieten von Fulpmes und Telfes liegt das deutlich größere Skigebiet Schlick 2000. Hier soll es nach den Plänen der Touristiker im Stubaital eine neue Verbindungsbahn von Neustift aus geben. Dafür brauchte es eine neue Talstation in Neustift und eine Mittelstation etwas oberhalb der Kaserstattalm und dann zur bestehenden Bahn der Schlick 2000. Das Projekt ist mit rund 19 Millionen Euro angesetzt.

Blick vom Elfer auf Neustift und talauswärts auf die Schlick
privat
Blick von der Luft aus auf Neustift, die Kaserstattalm und weiter talauswärts in die Schlick

Zwei Projekte oder eines?

Der Tourismusverband Stubaital sieht die Investitionen als Einheit. „Es soll einen gemeinsamen Namen und auch eine gemeinsame Skikarte geben, die dann sowohl bei den Elferbahnen als auch in der Schlick 2000 gilt“, sagte Aufsichtsrat und Projektmitglied Christoph Gleirscher im Gespräch mit dem ORF Tirol.

Für die Verbindung von Neustift in die Schlick müsste eine Talstation außerhalb des Zentrums und eine Mittelstation knapp oberhalb der Kaserstattalm gebaut werden. Von dort sollen Einheimische und Gäste dann ins bestehende Skigebiet kommen. Es handle sich um keine Skigebietszusammenschließung im Sinne einer Talüberspannung, wurde betont.

Eine Verbindung zwischen der etwa 800 Meter entfernt liegenden Talstation der Elferbahnen soll mit einem kostenlosen autonomen E-Bussystem angeboten werden. Das soll auch den Verkehr im Tal entlasten, so Gleirscher. Eine derartige kostenlose Busverbindung ist freilich noch Zukunftsmusik, weil solche Systeme im Regelverkehr noch nicht fahren. „Das ist kein Megaprojekt, sondern eine nachhaltige Investition für Einheimische und Touristen“, zeigte sich Gleirscher überzeugt. Die Bahnen sollen das ganze Jahr in Betrieb sein.

Beide Projekte werden in getrennten Genehmigungsverfahren verhandelt werden.

Alpenverein sieht keine Nachhaltigkeit

Der Alpenverein forderte gerade in derzeitigen Krisenzeiten ein Umdenken über den Umgang mit der Natur. Mit Skigebietserweiterungen gehe es wieder einmal nur um das „Höher, schneller, weiter“. Den Elferbahnen sprach der ÖAV durchaus eine sinnvolle Qualitätsverbesserung im bestehenden Skigebiet zu. Eine neue Zubringerbahn in die Schlick 2000 sei dagegen nicht sinnvoll zu argumentieren. Es handle sich um eine Neuerschließung, weil bisher unberührte Flächen betroffen wären, so der ÖAV.

Dabei gebe es nur einen geringen Zusatznutzen für die Wintersportlerinnen und -sportler. Dagegen stünde die Zerstörung wertvoller Naturräume und ihrer Lebewesen und der Kulturlandschaften im Stubaital. Außerdem würde der Bau einer Zubringerbahn von Neustift aus nur die Verkehrsbelastung für den Ort erhöhen. Die Talstation wäre weitab vom Neustifter Zentrum. Eine Talabfahrt hinunter in den Ort sei geländebedingt nicht möglich, argumentierte der Alpenverein.

„Gerade bei jungen Menschen orten wir ein gestiegenes Natur- und Umweltbewusstsein. Sie wollen sanftere Formen des Tourismus“, sagte Benjamin Stern von der Abteilung Raumplanung und Naturschutz beim ÖAV. Die Kosten-Nutzen-Relation müsse man beim Projekt Schlick 2000 als äußerst ungünstig beschreiben.