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Wirtschaft

Immobilienbranche trotzte der Pandemie

Als quasi immun gegen das Coronavirus hat sich der Immobilienmarkt in Tirol erwiesen. Das geht zumindest aus einer aktuellen Studie von Raiffeisen Immobilien hervor. Demnach hat die Pandemie die Branche nicht nur kaum gebremst, sondern geradezu beflügelt.

Während der Coronaviruskrise im Jahr 2020 lautete das Motto der Tirolerinnen und Tiroler offenbar „Grundbuch statt Sparbuch“. In Zeiten des Lockdowns, der Reisebeschränkungen und der für viele neuen Erfahrung von Homeoffice und Homeschooling wurde der in Tirol ohnehin starke Wunsch nach einem Eigenheim noch verstärkt.

Die Coronapandemie als Turbo für den Immobilienmarkt

Das habe die Studie von Raiffeisen Immobilien bestätigt, sagte der stellvertretende Vorstandvorsitzende der Raiffeisenbank Tirol, Thomas Waas. Die am Freitag veröffentlichten Zahlen klingen geradezu unglaublich: „Allein bei Raiffeisen Immobilien und nur für das Bundesland Tirol gab es 2020 ein Finanzierungsvolumen von 3,5 Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um über 10 Prozent.“

Laut Thomas Waas sei das Realeinkommen der Bevölkerung im Pandemiejahr 2020 durchschnittlich nur um 1 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig wurde in der Krise mehr gespart als in früheren Jahren.

Wohnung leer
APA/GEORG HOCHMUTH
Viele Familien wünschen sich nach den Erfahrungen mit Homeoffice und Homeschooling größere Wohnungen

Ein Häuschen im Grünen

Auf der Wunschliste der Tirolerinnen und Tiroler stehen nach wie vor großzügige Einfamilienhäuser mit Garten, bevorzugt in ländlichen Regionen, aber mit guter Anbindung an den Ballungsraum. Dass die Nachfrage nach Bauland bzw. Wohneigentum größer sei als das Angebot habe das in Tirol ohnehin teilweise horrende Preisniveau weiter befeuert, so Sigrid Kober, Geschäftsführerin von Raiffeisen Immobilien Tirol. „Wir haben erhoben, dass das hohe Preisniveau in Tirol gleichgeblieben oder sogar noch angestiegen ist. Außerdem stellten wir in der Studie fest, dass Immobilien-Besitzer beim Verkauf eher defensiv waren.“ Das mag dazu beigetragen haben, dass die Immobilienpreise in Tirol im vergangenen Jahr um 36 Prozent anstiegen, der höchste Wert in ganz Österreich.

Zinsniveau bleibt niedrig

Laut Raiffeisen-Research Chefanalyst Peter Brezinschek werde das Hypothekar-Zinsniveau aus derzeitiger Sicht noch länger niedrig bleiben und damit gute Rahmenbedingungen für den Kauf von Wohnraum schaffen. Dem gegenüber stehen allerdings in Tirol beschränkte Baulandreserven und eine überaus knappe Besiedelungsfläche.

Österreichweit liegt Tirol beim Preisniveau an vierter Stelle hinter Wien, Vorarlberg und Salzburg. Wobei einzelne Regionen wie die Stadt Innsbruck oder Kitzbühel österreichweit fast ganz vorne liegen. Das habe sich auch im Jahr 2020 nicht verändert. In der Stadt Innsbruck sind zum Beispiel die Preise für kleine Wohnungen im österreichweiten Vergleich am höchsten.

Nirgendwo sonst in Österreich schwankt dabei der Quadratmeterpreis von Baugrund zwischen den Bezirken derart wie in Tirol. So stehen den günstigeren Bezirken Lienz, Reutte und Imst die preislich mit der Bundeshauptstadt Wien konkurrierende Landeshauptstadt sowie das hochpreisige Pflaster Kitzbühel gegenüber, hieß es von Raiffeisen Immobilien.

Wie sollen sich das die Familien leisten?

Auf die Frage, wie man im Immobilien-Hochpreisland Wohnraum schafft, den sich auch Tiroler Familien mit durchschnittlichem Einkommen leisten können, wusste man auch bei Raiffeisen Immobilien keine Patentlösung. Um sogenannten leistbaren Wohnraum zu schaffen, von dem in Tirol so viel die Rede ist, hat Raiffeisen Immobilien die Genossenschaft HADOC für Wohnbauprojekte gegründet. Bisher wurde Wohnraum für Familien im Oberland geschaffen. Ansätze seien günstigere Baukosten etwa durch vereinfachte Grundrisse und Einsparungen bei Planung und Architektur.

Viele Familien in Tirol träumen schließlich nicht von einem Häuschen im Grünen, sie wollen schlichtweg in ihrer Heimatregion bleiben und dort leben und arbeiten. Sie sind auch mit Mietwohnungen zufrieden, wenn sie sich die denn noch leisten können.