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Chronik

Serienmord in Meran: Der Fall Gamper

Vor 25 Jahren hat der Serienmörder Ferdinand Gamper die Stadt Meran in Atem gehalten. Er erschoss sechs Menschen und versetzte die Kurstadt in Angst und Schrecken. Nach drei Wochen Ausnahmezustand erschoss sich der Täter.

Warum Gamper zwischen 8. Februar 1996 und 1. März 1996 sechs Personen mit seinem Gewehr getötet hatte, konnte bis heute nicht restlos geklärt werden. Vor allem die italienischen Medien vermuteten rassistische und deutschnationale Motive, da fünf der sechs Mordopfer Italiener waren.

Unklares Motiv

Der Fall Gamper sorgte im Februar 1996 für große Aufregung und Panik in der Kurstadt Meran. Zu seinen ersten Opfern zählten ein deutscher Bankdirektor und seine italienische Geliebte. Am 8. Februar 1996 war das Pärchen auf der Winterpromenade in Meran spazieren und wurden erschossen.

Mord Nr.3
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Nach dem ersten Mord tappten die Ermittler vorerst im Dunkeln.

Der Täter wurde vorerst nicht gefunden, auch kein Motiv konnte ausfindig gemacht werden. Sechs Tage später wurde ein italienischer Landarbeiter bei Sinnich in Meran tot aufgefunden. Auch er wurde erschossen. Ballistiker konnten feststellen, dass es sich um die selbe Waffe handeln müsse, wie beim Mordfall auf der Winterpromenade ein paar Tage zuvor.

Ausnahmezustand in Meran

Mit der Suche nach dem Serienmörder brach Panik in Meran aus. Der damalige Bürgermeister Franz Albert empfahl den Bürgern, die Häuser nicht mehr zu verlassen. Trotzdem fand der bis dato unbekannte Serienmörder, der in der italienischen Presse als „Monster“ betitelt wurde, weitere Opfer: Am 27. Februar erschoss er einen Meraner Bürger am Pfarrplatz. Der damals 26-jährige Journalist Klaus Innerhofer war eine der ersten Personen am Tatort: „Ich kam gerade aus der Redaktion und habe das Blaulicht wahrgenommen. Ich bin den Carabinieri gefolgt und kam zum Pfarrplatz, welcher gerade abgesperrt wurde. Dort lagen die Leichen.“

Serienmörder Meran
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Durch den Mord am Pfarrplatz konnte ein Phantombild erstellt werden.

Das Mordopfer vom Pfarrplatz war in Begleitung seiner Verlobten. Ihre panischen Hilferufe verschreckten den Mörder und retteten ihr das Leben. Sie konnte noch unter Schock eine zutreffende Beschreibung des Serienkillers geben. Mit dem Phantombild machten sich die Beamten der Mordkommission auf die Suche. Im Friseursalon von Karl Daprà am Meraner Brunnenplatz kam plötzlich Licht in die Ermittlungen.

Freund erkannte Gamper am Phantombild

Auf Grund des veröffentlichten Phantombildes identifizierte Karl Daprà den Serienmörder und lieferte den entscheidenden Hinweis: „Als die Carabinieri mit dem Phantombild in mein Geschäft kamen, erkannte ich Ferdinand. Ich konnte es nicht glauben, da wir am Tag zuvor noch Skifahren waren. Ich war geschockt.“

Nun bekam der Serienmörder einen Namen: Ferdinand Gamper. Der 1957 geborene Gamper wuchs in Kuens, am Eingang ins Passeiertal in unmittelbarer Nähe der Kurstadt, auf. Er arbeitete als Hirte in der Schweiz und als Vertreter von Bettwäsche.

Doppelleben eines Einzelgängers

Karl Daprà war wohl eine der wenigen Vertrauenspersonen des offensichtlich psychisch labilen Einzelgängers: „Er hatte kaum Freunde, aber mir vertraute er, wahrscheinlich da ich immer ehrlich mit ihm war. Wir kannten uns von der Schule. Ich habe ihn sogar recht lustig in Erinnerung. Ich hätte es ihm aber nicht zugetraut.“

Hütte
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Als die Hütte von Gamper in Brand gesetzt wurde, erschoss er sich.

Auf der Suche nach Gamper fanden die Carabinieri zunächst eine weitere Leiche. Es war Gampers Nachbar, den er getötet hatte. Als sich ein Carabinieri der Hütte von Gamper näherte, fallen Schüsse. Der Carabinieri wurde von einer Kugel tödlich getroffen. Die Einsatzleitung konterte mit Brandmunition. Dann fiel plötzlich ein Schuss. Ferdinand Gamper soll sich nach Polizeiangaben selbst gerichtet haben.
Der Wahn, der 1996 rund um die Kurstadt sechs Menschenleben forderte, hatte damit ein Ende.