Günter Weiss
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Chronik

Infektiologe Weiss gegen Tiroler Isolation

Der Infektiologe und Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin, Günter Weiss, hat sich nach LH Günther Platter (ÖVP) am Donnerstag klar gegen eine mögliche Isolation Tirols aufgrund der Ausbreitung der südafrikanischen Coronavirus-Variante ausgesprochen.

Man werde nicht verhindern können, dass eine Mutation auch in andere Regionen gelange. Auch mit einer etwaigen Verlängerung des Lockdowns kann der renommierte Mediziner, der auch dem Beraterstab im Gesundheitsministerium angehört, nichts anfangen: „Das ist keine gute Idee“. Die Maßnahmen bzw. Lockerungen, die die Bundesregierung diese Woche verkündet hatte, seien sehr gut und sehr vernünftig und sollten auch wie vorgesehen bundesweit gelten.

Günter Weiss hält nichts von einer Isolation Tirols

Es gehe nun darum, die Menschen wieder ins Boot zu holen. Derartige Maßnahmen würden hingegen die Frustration steigen lassen und dazu führen, dass viele Menschen sagen: „Wir kommen aus dem Schlamassel nie mehr heraus. ‚Wir hauen den Hut drauf‘“.

Weiss für weiteren Schritt in Richtung Normalität

„Bei allen Kalkulationen und Modellen ist der ‚Faktor Mensch‘ die Variable, die man wahrscheinlich am wenigsten berücksichtigt hat, die aber gleichzeitig die größte Rolle spielt“, sprach sich Weiss für einen weiteren Schritt in Richtung Normalität aus – unter Einhaltung der ohnehin verstärkten Hygienevorschriften: „Nur wenn die Menschen mittun, wird eine Modellrechnung funktionieren“.

Es gehe nun in erster Linie darum, das „Infektionsmanagement, die Infektionsaufspürung und die Infektionsidentifizierung noch effizienter zu machen“.

75 Fälle bestätigit, 27 Fälle noch in Abklärung

Die vom Land dokumentierten Fälle der südafrikanischen Mutation würden sich nach wie vor hauptsächlich im Zillertal befinden und in das Inntal sowie vereinzelt auch in den Raum Innsbruck streuen, erklärte der Leiter des Corona-Krisenstabs, Elmar Rizzoli. 75 Fälle der südafrikanischen Mutation sind von der AGES bestätigt. Derzeit gibt es noch 27 Fälle, die in Abklärung sind.

Elmar Rizzoli
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Wie Elmar Rizzoli erklärt, können mit dem Contact Tracing aktuell zwei Drittel aller Fälle zurückverfolgt werden

Kurve der Südafrika-Fälle tendenziell rückläufig

LH Günther Platter erteilte am Donnerstag einer möglichen Isolation Tirols aufgrund der Ausbreitung der südafrikanischen Coronavirus-Variante eine Absage. Eine Abschottung Tirols vom restlichen Bundesgebiet sei aufrund der aktuellen Datenlage nicht nötig, erklärte Platter im Landtag – mehr dazu in Platter erteilt Isolation Tirols Absage

Auch Ralf Herwig, Geschäftsführer der HG Pharma, jenes Labors, das den Großteil der Tiroler PCR-Proben auswertet, leichte Entwarnung gegeben. Die Kurve der Südafrika-Fälle sei tendenziell rückläufig, sagte er gegenüber der Austria Presseagentur – mehr dazu in Experte sieht Südafrika-Mutation rückläufig.