Eisberge und Schollen treiben am Meer
APA (AFP/Sabourin)
APA (AFP/Sabourin)
Wissenschaft

Jod lässt Polareis schneller schmelzen

Ein internationales Forscherteam unter Tiroler Beteiligung hat einen weiteren Faktor für die Klimaerwärmung ausmachen können. Die Forscher haben herausgefunden, dass aus dem Meerwasser aufsteigendes Jod die Bildung von Wolken und damit auch die Eisschmelze in Polargebieten ankurbelt.

Es ist wohl ein weiterer Teufelskreis, oder wissenschaftlicher gesprochen Rückkoppelungseffekt, der die Erderwärmung anheizt: Die Polarmeere werden immer wärmer, es bilden sich mehr Algen, die dem Meerwasser Jod entziehen und in die Atmosphäre freisetzen. Die Jod-Emissionen in der nördlichen Hemisphäre zeigen seit 1950 einen steilen Anstieg.

Eisberge und Schollen treiben am Meer
APA (AFP/Sabourin)
Iod aus dem Meerwasser begünstigt die Wolkenbildung und damit die Erwärmung

Polareis dünnt immer mehr aus

Das liege vermutlich daran, dass unter insgesamt wärmeren Bedingungen das Eis in der Arktis immer dünner wird und die Meeresalgen mehr Jodverbindungen bereitstellen, sagt der Physiker Armin Hansel von der Universität Innsbruck. In der Luft reagieren die Jodverbindungen mit dem Sauerstoff und werden zu Jodsäure. So entstehen kleinste Partikel.

Partikel bilden Keime für Wolkenbildung

In der sonst sehr reinen Polarluft bilden diese Partikel die Keime, an denen Wasser kondensieren kann und sich Wolken bilden. Weil diese niedrigen Wolken die Abstrahlung von Wärme in den Weltraum blockieren, begünstigen sie die Erwärmung in den Polargebieten und damit die Abschmelzung des Eises. Maßgeblich beteiligt an der Erkenntnis ist der Physiker Armin Hansel von der Universität Innsbruck, der zusammen mit dem Uni-Ableger Ionicon Analytik spezielle Messverfahren für die Forschungsarbeit entwickelt hat.

Im Rahmen des wissenschaftlichen Großprojekts CLOUD am Europäischen Labor für Teilchenphysik CERN in Genf (Schweiz) kann in einem 26 Kubikmeter großen Edelstahltank die Bildung von Aerosolpartikel und Wolken unter extrem präzisen kontrollierbaren Bedingungen untersucht werden. Teil des internationalen Teams sind Armin Hansel vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck und Paul Winkler von der Universität Wien.