Virologin Dorothee von Laer im ORF Interview
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Coronavirus

Große Sorge um südafrikanische Mutante

Die Virologin Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck sieht die CoV-Situation in Tirol wegen der südafrikanischen Mutante (B.1.351) mit großer Sorge. Bei dieser Mutation des Virus handle es sich um „alles andere als einen lokalen Ausbruch“. Dazu gebe es einen „Tiroler Subtyp“ der zuerst in Südafrika nachgewiesenen Mutation.

Ein paar Tage könne man die Situation noch beobachten, so die Leiterin des Instituts für Virologie an der Med-Uni Innsbruck, aber dann würde sie im Falle einer mangelnden Eindämmung vorschlagen, die geplante erste Öffnung zu verschieben, sagte von Laer im APA-Gespräch.

Weitere Woche Lockdown

Der Lockdown sollte dann für Tirol zumindest eine Woche lang fortgeführt werden. Zudem riet von Laer in diesem Falle zu einer „Einschränkung der Reisetätigkeit“ von und in das Bundesland sowie zu zwei „Massentestungen“. Derzeit würden die Verantwortlichen versuchen, durch eine „intensivierte Contact-Tracing-Tätigkeit“ die Mutation in den Griff zu bekommen.

Das könne man noch die nächsten ein, zwei Tage beobachten und schauen, ob die Fälle zurückgehen. „Die Frage ist, ob es nicht schon zu spät ist“, meinte die Virologin. Von Laer gehörte zuletzt auch einem Quartett an Experten an, das die Bundesregierung vor der Ankündigung der Lockerung des Lockdowns beraten hatte. Ihre Anmerkungen hinsichtlich der Mutation B.1.351 habe sie natürlich auch dort vorgebracht.

Zehn bis 15 Prozent der Proben sind CoV-Mutanten

Bei an der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführten Sequenzierungen von positiven PCR-Proben würden derzeit täglich 20 bis 30 neue Südafrika-Mutationsfälle auftauchen. Am Mittwoch seien es beispielsweise bisher 27 gewesen. Beide Mutationsvarianten – also die britische (B.1.1.7) und B.1.351 – würden an der Med-Uni zehn bis 15 Prozent der Gesamtfälle ausmachen, die Südafrika-Mutante rund sieben Prozent.

„Tiroler Subtyp“

In der Onlineausgabe des „Standard“ war am Mittwoch auch von einem „Tiroler Subtyp“ der Südafrika-Mutation die Rede. Diese Variante habe zusätzlich „mindestens zwei fixe Mutationen – also quasi eine Weiterentwicklung der südafrikanischen Variante“: „Es ist offenbar ein Virustyp innerhalb der südafrikanischen Variante eingeschleppt worden – mit zusätzlichen Mutationen. Das kann reiner Zufall sein, dass dieses Virus diese Mutationen hat, aber es kann auch sein, dass das eine biologische Bedeutung hat. Aber das muss es nicht.“ Hier würden noch weitere Untersuchungen laufen.

Von Laer: Impfung gegen Mutante schwächer

Die Mutante B.1.1.7 sei jedenfalls nur in Tirol weiter verbreitet, im Rest Österreichs hingegen „relativ selten“. Im Osten sei die zuerst in Großbritannien nachgewiesene Mutation stärker vertreten. Man sehe diesbezüglich ein „West-Ost-Gefälle“. Die Südafrika-Mutante mache jedenfalls „nicht kränker“ als das klassische Virus oder B.1.1.7. Nach bisheriger Datenlage schütze aber die Impfung dagegen schlechter – wahrscheinlich ungefähr „halb so gut“. „Zudem ist man nicht unbedingt geschützt, wenn man die Infektion durchgemacht hat. Man kann sich reinfizieren durch die südafrikanische Variante“, so von Laer. Zudem breite sich die Südafrika-Variante „genauso gut aus“ wie die britische.