Arbeitsmarkt Arbeitslos Schild
APA/Herbert Neubauer
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Wirtschaft

Doppelt so viele Menschen ohne Arbeit

Die Situation am Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu. Die Auswirkungen treffen Tirol im Bundesländer-Vergleich am stärksten: Die Zahl der arbeitslosen Tirolerinnen und Tiroler hat sich verdoppelt. Alle Bezirke und Altersgruppen sind betroffen. Besonders gebeutelt ist der Tourismus.

In Tirol ist derzeit jede beziehungsweise jeder Zehnte arbeitslos. Im Vorjahr war es noch jede zwanzigste Arbeitnehmerin beziehungsweise Arbeitnehmer gewesen. Tirolweit stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Jänner des Vorjahres um 132 Prozent. Tirol verzeichnet damit deutlich den höchsten Anstieg aller Bundesländer. Österreichweit stieg die Arbeitslosigkeit um gut 32 Prozent.

„Wie befürchtet steigt die Arbeitslosigkeit in Tirol weiter und erreicht mit einer Quote von über elf Prozent ein negatives Langzeithoch", kommentierte Landesgeschäftsführer Alfred Lercher die schwierige Situation am Tiroler Arbeitsmarkt. Speziell der Vergleich mit anderen Bundesländern mache deutlich, wie groß die Herausforderungen im Moment in Tirol seien.

Kellnerin mit Mund-Nasen-Schutz serviert Getränke in Cafe
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Viele Frauen sind derzeit ohne einen Job – besonders im Tourismus und in der Gastronomie

Frauen sowie Ausländer besonders betroffen

Den 41.239 arbeitslosen Personen in Tirol stehen aktuell 3.309 offene Stellen gegenüber. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern kam es zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit, wobei rund 83 Prozent mehr Männer als im Vorjahr arbeitslos sind, bei den Frauen sogar 250 Prozent mehr. Die Arbeitslosigkeit ist bei allen Altersgruppen gestiegen. Die größte Steigerung (fast 139 Prozent) gab es bei den Menschen zwischen 25 und 49 Jahren, sowie bei Ausländerinnen und Ausländern (plus 207 Prozent).

Rund 40 Prozent der Arbeitslosen haben maximal eine abgeschlossene Pflichtschulausbildung, rund 41 Prozent eine Lehrausbildung, rund acht Prozent besitzen eine höhere Ausbildung, rund vier einen akademischen Abschluss. Bei den Langzeitarbeitslosen (mehr als ein Jahr arbeitslos) ist ein Anstieg um rund 125 Prozent zu verzeichnen.

Es kam in allen Tiroler Bezirken zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit, besonders in den Bezirken Reutte (plus 445 Prozent), Landeck (plus 350 Prozent), Kitzbühel (plus 243 Prozent), Schwaz (plus 202 Prozent) und Imst (plus 142 Prozent).

Schlüssel an Hotelrezeption
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Die geschlossenen Beherbergungsbetriebe führten zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosenzahlen

Elfmal so viele Arbeitslose im Tourismus

Den größten Anstieg gab es im Bereich Beherbergung und Gastronomie (plus 832 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). In der Berufsgruppe „Fremdenverkehr“ stieg die Arbeitslosigkeit sogar um 980 Prozent. In den Bereichen Handel, Instandhaltung und Kfz-Reparatur stieg die Arbeitslosigkeit um etwa das Doppelte. Auch Bedienstete im Verkehr und in Lagern sind stark betroffen (plus 171 Prozent), ebenso im Dienstleistungs-Sektor (plus 83 Prozent), in der Warenherstellung (plus 66 Prozent), sowie im Bauwesen (rund ein Viertel mehr als im Vorjahr).

Landesweit gibt es rund 1.900 weniger offene Stellen, als im Vorjahr (rund 40 Prozent weniger). Auch bei den sofort verfügbaren offenen Stellen gab es einen ähnlichen Rückgang. Die Laufzeit bis zur Besetzung einer freien Stelle beträgt aktuell 38 Tage. Auch bei den offenen Lehrstellen gibt es erstmals einen Rückgang. Hier ist die Situation aber im Großen und Ganzen nach wie vor stabil.

„Corona-Joboffensive“

Positiv entwickelte sich die Zahl der Personen in Schulung. Das AMS Tirol wolle die fachlichen und persönlichen Kompetenzen der Arbeitsuchenden verbessern, um in Zukunft den Bedarf an Fachkräften für Tiroler Betriebe besser zu erfüllen, wie Lerchers Stellvertreterin Sabine Platzer-Werlberger erklärte. Ende Januar befanden sich 2.194 Personen in Schulungs- und Ausbildungsaktivitäten des AMS Tirol.

Im Rahmen einer „Corona-Joboffensive“ werden Lehrausbildungen im zweiten Bildungsweg, Fachkurse, Pflegeausbildungen und Bildungs- und Berufsberatung für alle Vorgemerkten angeboten. Dabei liege ein großes Augenmerk darauf, dass Frauen, die von der der Krise mehrfach belastet sind, gute und zukunftsweisende Angebote bekommen, hieß es. In allen Kursen sind digitale Komponenten, aber auch Gesundheitsprävention zentrales Thema.